„Making Heimat. Germany, Arrival Country”. Deutscher Pavillon
Lose Folge von Beiträgen zur 15. Architekturbiennale in Venedig 2016. Nr. 1 22.01.2018In loser Folge möchten wir Ihnen in den kommenden Wochen ein paar Eindrücke weitergeben, die wir auf den Previewtagen der 15. Architekturbiennale in Venedig für Sie (und uns!) gewinnen konnten. Wir möchten Ihnen Einblicke in die Beiträge von Spanien, der Schweiz, von Venezuela, Österreich, Polen, Japan ... geben und natürlich auch ein paar Blicke auf die Beiträge der Stars, die erstmals in der Architekturbiennalegeschichte eher am Rande eine Rolle spielen durften, manche waren gar nicht eingeladen. Und wir zeigen Ihnen die Beiträge der weniger bekannten aber nicht weniger guten Büros die uns wichtig erscheinen und in irgendeiner Weise Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. Was nicht so einfach ist in der Masse der Präsentationen nicht nur an den beiden großen Ausstellungsorten Giardini (Nationenpavillons) und Arsenale. Vielleicht macht das Hunger auf eine Reise in die schönste Stadt der Welt?!
Anfangen wollen wir mit einem Blick auf den deutschen Pavillon, der in dieser 15. Folge der internationalen Architekturschau das Motto „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ hatte und damit – ob Zufall oder nicht – auf die zum Ende des vergangenen Jahres sich in Deutschland dramatisierende Situation auf dem Wohnungsmarkt reagiert, die nicht nur aber sehr speziell durch das Phänomen der Flüchtlingsbewegung verschärft wurde. Deutschland, ein Ankunftsland für Flüchtlinge, aber auch (und in der ursprünglichen Konzeption des Kuratorenteams vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt a. M. DAM) für Immigranten. Muss Deutschland ein Einwandererland werden? Brauchen wir eine Einwanderungspolitik, eine Einwanderungsbehörde? Und was können Architekten dazu leisten? Allein schnell und kostengünstig Wohnungsraum herstellen? Oder geht es hier um mehr, um kulturelle Zusammenhänge, um das Verständnis für Bedürfnisse, auf die man städtebaulich, architektonisch, politisch und sozialökonomisch reagieren muss? Mit der Ausstellung „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ stellt das DAM im Pavillon Thesen und Beispiele aus deutschen Arrival Cities (Ankunftsstadtvierteln) zur Diskussion, die gemeinsam mit dem kanadischen Autor Doug Saunders entwickelt wurden. Sein Buch „Arrival City. Die neue Völkerwanderung“ diente als Vorlage für einen auch in Deutschland fälligen Perspektivwechsel auf Einwandererviertel.
Architektonisch reagierte das Kuratorenteam (Peter Cachola Schmal, Generalkommissar und Direktor des Deutschen Architekturmuseums, Oliver Elser, Kurator am Deutschen Architekturmuseum und die Projektkoordinatorin Anna Scheuermann) mit vier großen Öffnungen im unter (italienischem) Denkmalschutz stehenden Pavillon aus dem Jahr 1938 (gestalterisches Gesamtkonzept Pavillon: Something Fantastic, Berlin). Hiermit verwandelt sich der Pavillon in ein offenes Haus. Deutschland, ein offenes Haus für alle? Wie das am Ende zu deuten sei, muss, so Oliver Elser im Interview mit der DBZ (07 2016), jedem einzelnen überlassen sein.
Der Pavillon ist – wie die Architekturbiennale insgesamt – noch bis zum 27. November 2016 geöffnet, täglich von 10 bis 19 Uhr. Katalog (dt./engl.) bei Hatje Cantz.