Mies van der Rohe Preis 2017 verliehen
Der Hauptpreis geht an die Sanierung der „Klusflat“, DeFlat Kleiburg in Amsterdam, der für den besten Nachwuchs an MSA / V+, Brüssel 22.01.2018Zum ersten Mal in der Geschichte des Mies van der Rohes Preises geht der Hauptpreis nicht an einen Neubau. Mit der Auszeichnung des DeFlat Kleiburg, einer Wohnmaschine aus den späten 1960-er-Jahren mit rund 500 Wohnungen, möchte die Jury – und sicherlich wohl auch die Offiziellen der EU Kommission, die hinter dem Preis stehen – den Fokus auf die Sanierungsmöglichkeiten großer Bestände richten, die heute immer noch eher abgerissen als saniert werden.
DeFlat Kleiburg stand seit 2009 wegen schwerer Gebäudeschäden leer, der Inhaber bot den Bau für den symbolischen einen Euro an. Der Architekt des 400 m langen Riegelbaus, Siegfried Nassuth, war bis zu seiner Pensionierung 1981 mit der Entwicklung und dem Ausbau des heute in seiner gigantischen Größe nicht mehr vorhandenen Bijlmermeer betraut. Unter der Bedingung, dass der Käufer ein Sanierungskonzept für die Wohnanlage anbieten könne, das das Gebäude für weniger Geld erhalte als Abriss und Neubau kosten. Der Investor KondorWessels Vastgoed fand mit dem Amsterdamer Büro NL architects and XVW architectuur die Lösung: Die Architekten schlugen vor, dass die Käufer der Wohnungen selbst – auf der Grundlage eines Materialkatalogs – den Ausbau in die Hand nehmen sollten. In diesem Zusammenhang kam schnell der Begriff der „Klusflat“ auf, also „Arbeitswohnung“. NL architects and XVW architectuur sind im Zusammenhang mit Wohnungsbauten und auch mit dem Mies van der Rohe Preis keine Unbekannten. So erhielt sie schon vor 12 Jahren für ihre BasketBar in Utrecht den Preis für den besten Newcomer.
Den Preis erhielt in diesem Jahr das Brüsseler Büro MSA / V+, ebenfalls für ein Wohnbauprojekt. Das NAVES genannte Projekt ist ein Sozialer Wohnungsbau mit Initialfunktion am städtebaulich und sozial schwierigen nördlichen Stadteingang Brüssels. Entgegen vielleicht deutscher Vorstellungen von minderwertig gemachten Wohnraum für die ärmeren unserer Gesellschaft, setzt NAVES auf funktional aber anspruchsvoll gestaltete Innenräume, die ganz unterschiedliche Wohnräume bilden.
Die beiden ausgezeichneten Projekte wurden aus einer Liste von 355 Einreichungen ausgewählt. Unter die letzten 40 kamen auch zwei deutsche Beiträge. Eingereicht waren insgesamt 17. Die beiden deutschen Finalisten waren: das Europäische Hansemuseum in Lübeck (Arch.: Studio Andreas Heller GmbH, Hamburg) und der Umbau einer Scheune in Fergitz (Arch.: Thomas Kröger, Berlin).
Michel Magnier, Michel Magnier, Direktor der Direktion für Kultur und Kreativität der Europäischen Kommission, und Daniel Mòdol, Präsident der Mies van der Rohe Stiftung werden den mit 60.000 Euro dotierten Hauptpreis und den mit and 20.000 Euro dotierten Preis für den Besten Nachwuchs am 26. Mai 2017 im Mies van der Rohe Pavillon in Barcelona überreichen. Zugleich werden zwei Ausstellungen eröffnet, einmal „Made in Europe”, in welcher einige der Architekturmodelle gezeigt werden, die seit 1988 mittlerweile in 11 Containern lagern, und natürlich die Dokumentation des diesjährig verliehenen Preises, die Modelle, Texte, Skizzen etc. der teilnehmenden Arbeiten zeigt und in den nächsten anderthalb Jahren durch Europa und weiter darüber hinaus touren wird; Start ist das BOZAR Centre for Fine Arts Brussels im September 2017.