Mies van der Rohe Preis 2017 verliehen

Zum ersten Mal in der Geschichte des Mies van der Rohe Preises geht der Hauptpreis nicht an einen Neubau. Mit der Auszeichnung des „DeFlat Kleiburg“, einer Wohnmaschine aus den späten 1960er-Jahren mit rund 500 Wohnungen, möchte die Jury – und möchten
sicherlich wohl auch die Offiziellen der EU Kommission, die hinter dem Preis stehen – den Fokus auf die Sanierungsmöglichkeiten
großer Bestände richten, die heute immer noch eher abgerissen als saniert werden. Der mit 60 000 € dotierte Hauptpreis wurde am 26. Mai 2017 im Mies van der Rohe Pavillon in Barcelona überreicht.

„DeFlat Kleiburg“ stand seit 2009 wegen schwerer Gebäudeschäden leer, der Inhaber bot den Bau für einen symbolischen Euro an. Der Architekt des 400 m langen Riegelbaus, Siegfried Nassuth, war bis zu seiner Pensionierung 1981 mit der Entwicklung und dem Ausbau der heute in ihrer gigantischen Größe nicht mehr vorhandenen Siedlung, dem Bijlmermeer, betraut. Den Kauf für den symbolischen Euro konnte aber nur der vollziehen, der ein schlüssiges Sanierungskonzept für die Wohnanlage hatte. Der Investor KondorWessels Vastgoed fand mit dem Amsterdamer Büro NL architects and XVW architectuur die Lösung: Die Architekten schlugen vor, dass die Käufer der Wohnungen selbst den Ausbau in die Hand nehmen sollten – auf der Grundlage eines Materialkatalogs. In diesem Zusammenhang kam schnell der Begriff der „Klusflat“ auf, also „Arbeitswohnung“. NL architects and XVW architectuur sind im Zusammenhang mit Wohnungsbauten und auch mit dem Mies van der Rohe Preis keine Unbekannten. So erhielten sie schon vor 12 Jahren für ihre „BasketBar“ in Utrecht den Preis für den besten Newcomer.

Diesen Preis erhielt jetzt das Brüsseler Büro MSA / V+, ebenfalls für ein Wohnbauprojekt. Das „NAVES“ genannte Projekt ist ein sozialer Wohnungsbau mit Initialfunktion am städtebaulich und sozial schwierigen nördlichen Stadteingang Brüssels. Entgegen vielleicht deutscher Vorstellungen von minderwertig gemachtem Wohnraum für die Ärmeren unserer Gesellschaft setzt „NAVES“ auf funktionale aber anspruchsvoll gestaltete Innenräume, die ganz unterschiedliche Wohnräume bilden.

Die beiden ausgezeichneten Projekte wurden aus einer Liste von 355 Einreichungen ausgewählt. Unter die letzten 40 kamen auch zwei deutsche Beiträge. Eingereicht waren insgesamt 17. Die beiden deutschen Finalisten waren das Europäische Hansemuseum in Lübeck (Arch.: Studio Andreas Heller GmbH, Hamburg) und der Umbau einer Scheune in Fergitz (Arch.: Thomas Kröger, Berlin).

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