Neubau? In Venedig!
Australien eröffnet einen neuen Ausstellungspavillon 22.01.2018Als Santiago Calatravas neue Fußgängerbrücke Ponte della Costituzione über den Canal Grande in Venedig geplant und realisiert wurde, gab es eine immer wieder sich aufschwingende Welle der Empörung. Zu modern, zu wenig Venedig, zu sehr Zweckbau. Der allerdings heute von den Venezianern überwiegend geliebt wird (sieht man einmal von den Gondoliere ab, die hier leichte Umsatzeinbußen verkraften müssen).
Vergessen wurde dabei, dass in Venedig immer schon zeitgenössisch gebaut wurde, vereinzelt zwar, aber nicht selten vom Feinsten. Geballte Zeitgenossenschaft findet sich in den Giardini am südöstlichen Ende der Hauptinsel. Hier, sehr prominent wie zugleich ordentlich hinterm Grün der Parkbäume versteckt, stehen die Pavillonbauten der Kunst- und Architekturbiennale. Manche davon sind schon in die Jahre gekommen, so auch der Pavillonbau des Australian Institute of Architects. Entworfen und gebaut vom australischen Architekten Philip Cox 1988, war der Leichtbau, der in Machart und Anmutung gut und gerne seinen Platz auch am Lido gegenüber hätte finden können, von Anfang an das, was ein Pavillon zumeist ist: temporär.
Seine Zeit ist nun abgelaufen, der helle, an Zeltarchitekturen erinnernde und schwierig zu bespielende Leichtbau, wurde abgebaut - und nicht, wie andernorts schon geschrieben wurde, abgerissen. Ersetzt wird er den grauschwarzen Quader vom Melbourner Büro Denton Corker Marshall, das sich 2012 in einen geladenen Wettbewerb durchsetzen konnten. Der skulpturale Bau ist zweigeschossig und orientiert sich mit der unteren Ausstellungsebene zum Canal Rio dei Giardini. Betreten wird er von der oberen Etage. 240 m² Ausstellungs- und Spielfläche bietet der kompakte Entwurf, dessen Fassadenelemente zum Teil zu öffnen sind. Schon zur 56. Kunstbiennale soll ab dem 5. Mai 2015 die erste Ausstellung gezeigt werden.
Der am Lido zwischengelagerte Pavillon von Philip Cox lagert dort noch heute. Der Kunstsammler Rinaldo Di Stasio zögert wohl immer noch, den Pavillon auf seinen Besitz Coldstream zu schiffen, nordöstlich von Melbourne. Hoffen wir, die Reise möge noch gelingen. Ansonsten: s. o.! Be. K.