Niemals gleichgültig

Der exilierte Serbe Bogdan Bogdanovic starb im Juni 2010; eine kurze Nachrede

Manchmal muss man denjenigen dankbar sein, die etwas von einem wollen. So bot mir im vorletzten Jahr der Architekt, Autor und Filmemacher Reinhard Seiß eine filmische Dokumentation über den Serben Bogdan Bogdanović zur Besprechung in der DBZ an, über einen Architekten, Stadttheoretiker und Essayisten, dessen Namen mir bis dahin unbekannt geblieben war (Filmtitel: "Architektur der Erinnerung: Die Denkmäler des Bogdan Bogdanovic´" Wien 2008). Zeitgleich startete im Wiener Architekturzentrum die Ausstellung „Bogdan Bogdanović. Der verdammte Baumeister“, es gab einen Katalog und weitere Bücher, die sich mit Leben und Werk des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Architekten befassten.

Nun erfuhr ich – leider viel zu spät – dass Bogdanovic schon am 18. Juni 2010 in seinem Wahlexil Wien 87-jährig verstorben ist; und damit die kurze Bekanntschaft mit dem Autor zahlreicher, sprachlich wie bildnerisch exzentrischer Publikationen zur Architektur, zum Städtebau etc. bereits wieder zuende scheint. Natürlich bleiben die Bilder, die Bücher über das Mythische in der Architektur und ihre symbolischen Aspekte, natürlich bleibt sein Werk. Aber gerade letzteres ist in Gefahr. Ungeliebt von Nationalisten oder mit allgemeiner Gleichgültigkeit gestraft, die sich gegen das kluge, das engagierte Aufbegehren gegen die Gleichgültigkeit wendet, stehen seine Denkmäler als Statements allen Angriffen wehrlos gegenüber; oder bröckeln, ungepflegt, unter wucherndem Grün und stehen kurz vor dem Verschwinden. Wer ist hier zuständig, wer kümmert sich um das großartige Erbe, das in dem ehemaligen Jugoslawien zu Hause ist und mit dem Verschwinden des Slobodan Milošević-Regimes keine rechte Heimat mehr zu haben scheint, außer der duldsamen Landschaft, in welche die Arbeiten wie in surreale, nur schwer entschlüsselbare Zeichen eingefügt erscheinen?

Uns fernen Beobachtern und Teilhabern an solchen Menschenwerken bleiben natürlich die Bücher, die mittlerweile zahlreich übersetzt vorliegen. Uns bleibt der wunderbare Film des Reinhard Seiß. Und vielleicht kann sich das Architektur Zentrum Wien, als quasi Nachlass-Verwalter eines nicht fernen Tages dazu entschließen, eine  Stiftung, einen Preis, ein Stipendium oder vergleichbares ins Leben zu rufen, in Erinnerung an einen klugen Kopf, der neben einen wunderbaren und ergibigem Werk auch das eine hinterlassen hat: Sei niemals gleichgültig gegenüber deiner Welt! Be. K.

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