Pritzker-Preis 2017 verliehen
Der Nobelpreis der Architektur geht in diesem Jahr an RCR Arquitectes, Spanien 22.01.2018Alle Jahre wieder und am 1. März 2017, 16.02 Uhr MEZ, war es dann so weit: Der Pritzker Preis-Gewinner wurde bekannt gegeben; eigentlich die Gewinner. Und wie in jedem Jahr seit der ersten Verleihung 1979 (an Philip Johnson) "verloren auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Experten ihre Wetten auf einen möglichen Kandidaten". Das schrieb ich im letzten Jahr und im Jahr davor. In diesem Jahr mussten sicher die meisten nachschauen, wer denn Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta sind, deren Auszeichnung gerade eben durch Tom Pritzker, Chairman der Hyatt Foundation, bekannt gegeben wurden.
Immerhin gab es Hinweise darauf, dass die Jury und auch diejenigen, die im Vorfeld mögliche Kandidaten vorschlagen, sich wieder einmal davon verabschieden würden, den Stars der internationalen Szene die Referenz zu erweisen. Sie entschieden - nach Paulo Mendes da Rocha (2006) oder Alejandro Aravena im letzten Jahr wieder für ein Büro, das sich für das Bauen auch politisch engagiert.
Die drei Architekten, im katalonischen Olot zuhause, arbeiten dort seit 1988 als RCR Arquitectes zusammen. Ihre Arbeiten demonstrieren, so die Pritzker Stiftung, eine unbestechliche Hingabe an den Ort und seine Möglichkeiten, um hier Architektur zu schaffen, die im Gespräch mit dem Kontext ist. Sie schaffen es, so die Stiftung weiter, Dichte mit Transparenz zu vereinen. Aranda, Pigem und Vilalta streben danach, das Äußere mit dem Inneren in Bezug zu setzen in einer sehr emotionalen und experimentellen Architektur.
Tom Pritzker führt aus, dass "die Jury drei Architekten ausgewählt hat, die über mehr als drei Jahrzehnte partnerschaftlich zusammen gearbeitet haben. Mr. Aranda, Ms. Pigem und Mr. Vilalta haben einen großen Einfluss auf die Disziplin, der weit über ihr direktes Umfeld hinausweist. Ihre Arbeit reicht von öffentlichen zu privaten Bauten, von kulturellen Orten zu Bauten der Lehre. Ihre Fähigkeit, die jeweilige spezifische Umgebung in aller Tiefe in ihre Projekte einzubinden ist ein Zeugnis für ihre ausgefeilte Methode und für höchste Integrität.”
Mit Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta wurden zum ersten Mal drei Architekten gemeinsam mit dem Pritzker Preis ausgezeichnet, der in diesem Jahr zum 39. Mal verliehen wurde. Zum zweiten Mal geht nach Spanien, wo ihn Rafael Moneo als erster dort 1996 erhielt. Die Architekten, konkret Carmen Pigem, reagierten auf die Ehrung, dass sie ihnen "eine große Freude wie zugleich große Verantwortung sei. Wir sind hocherfreut, dass in diesem Jahr drei Architekten gemeinsam ausgezeichnet wurden, die in allem was sie beruflich machen, sehr eng zusammen arbeiten."
Als Projekte von RCR Arquitectes wären zu nennen das "La Cuisine Art Center" (Nègrepelisse, France, 2014), das "Soulages Museum" in Zusammenarbeit mit G. Trégouët (Rodez, France, 2014), das "La Lira Theater Public Open Space" in Zusammenarbeit mit J. Puigcorbé (Ripoll, Girona, Spain, 2011), das "Les Cols restaurant marquee" (Olot, Girona, Spain, 2011), der "El Petit Comte Kindergarten" in Zusammenarbeit mit J. Puigcorbé (Besal, Girona, Spain, 2010), die "Bell-Lloc Winery" (Palamós, Girona, Spain, 2007), die "Sant Antoni - Joan Oliver Library", das "Senior Citizen’s Center und Cándida Pérez Gardens" (Barcelona, Spain, 2007), oder der "Tossol-Basil Athletics Track" (Olot, Girona, Spain, 2000).
2013 gründeten die drei Architekten die RCR BUNKA Stiftung, die auf den Arbeitsfeldern Architektur, Landschaftsgestaltung, Kunst und Kultur allgemein gesellschaftlich aktiv ist. Die Architekten sind Berater für den Erhalt und die Gestaltung des Naturparks der Vulkanregion am La Garrotxa seit 1989. Viele ihrer Arbeiten kann man heute in ganz Katalonien anschauen, in Spanien und Europa. Ihre Basis aber war und soll bleiben die 30000-Seelengemeinde Olot in der Provinz Girona.
Persönlich übergeben wird der Preis im State Guest House, Akasaka Palace in Tokyo/Japan am 20. Mai 2017. Be. K.