Oscar der Ziegelarchitektur
Wienerberger Brick Award 2012 22.01.2018Die Gewinner des Wienerberger Brick Award 2012 stehen fest: Fünf internationale Architekten wurden am Abend des 03. Mai für ihren herausragenden Umgang mit dem Baustoff Ziegel prämiert. Die Preisverleihung fand statt im Ballsaal des Wiener Rathauses. In diese historische Ziegelatmosphäre passte die Veranstaltung hervorragend. Schade nur, kein österreichisches Projekt – und nebenbei, auch kein deutsches – erhielt eine der begehrten Auszeichnungen.
Jurymitglied Rudolf Finsterwalder (Finsterwalder Architekten), Preisträger des Brick Awards 2010, berichtete, wie einig sich die Jury in ihrer Entscheidung gewesen sei. So einig sogar, dass man nach nur 2,5 Stunden die Gewinner aus einer Auswahl von 50 Projekten (insgesamt 300 Einreichungen) einstimmig herausgefiltert hatte. Und man muss sagen, die Gewinnerprojekte sind jedes für sich wirklich besonders:
Zum Gesamtsieger und Kategorie-Sieger „Speziallösung mit Ziegel" kürte die fünfköpfige Jury den südafrikanischen Architekten Peter Rich für das Museum Mapungubwe Interpretation Centre in Südafrika. Rich, der aus Südafrika angereist war und den Preis in Empfang nahm, tat dies jedoch nicht allein: John Ochsendorf, Ingenieur, musste mit auf das Podium, denn ihm gebühre der Preis ebenso, da Rich allein die Kuppeln nicht hätte bauen können. Beide zusammen betonten außerdem, dass ohne die Ausführenden das Projekt nicht hätte entstehen können, es sei echtes Teamwork gewesen und daher gehöre der Award nicht allein den Entwerfern. Eine wahrhaft integrale Denkweise also – im Gegensatz zu den meisten hiesigen Projekten…
In der Kategorie „Einfamilienhaus" überzeugte Architekt Bart Lens mit dem Projekt „Kaninchenbau" im belgischen Gaasbeek: Die Erweiterung eines halb verfallenen Bauernhauses aus Ziegel in ein Wohnhaus mit angeschlossener Tierarztpraxis. Darüber hinaus wurde ein trichterförmiger Anbau als Zwischenraum der beiden Gebäude realisiert. Die zentrale Herausforderung war die Frage, wie ein altes Gehöft an die heutigen Wohnbedürfnisse anpasst werden kann, ohne den landwirtschaftlichen Charakter zu zerstören. Bart Lens: „Ziegel werden hier nicht bloß als Baumaterial genutzt, sondern als Konzept, um Existierendes zu stärken. Der Ziegel ist das bindende Element zwischen Vergangenheit und Gegenwart."
Die Kategorie „Nicht-Wohnbau" entschied das schottische Architekturbüro NORD mit dem Umspannwerk für die Olympischen Spiele 2012 in London für sich. Die Jury hielt das Projekt aufgrund seiner äußerst klaren Idee und der perfekten Ausführung der Ziegelfassade für sehr gelungen. Architekt Alan Pert erklärte, mit der monolithischen Schlichtheit des Gebäudes sich bewusst von den spektakulären Formspielen der Sportstätten abheben zu wollen.
Die portugiesischen Architekten-Brüder Francisco und Manuel Aires Mateus erhielten den Brick Award in der Kategorie „Wohnbau" für die Seniorenresidenz Alcácer do Sal. Sicher für viele verwunderlich, dass der Ziegel bei diesem Projekt nicht sichtbar eingesetzt wurde und das Projekt trotzdem gewann.
In der Kategorie „Umbau" kürte die Jury das Wochenendstudio des slowakischen Architekten Pavol Panák zum Gewinner. Panák transformierte einen ehemaligen Ziegelbrennofen in Cachtice am Fuße der Karpaten in mehr als zehnjähriger und großteils eigenhändiger Sanierungsarbeit zu seinem persönlichen Architektur-Refugium aus Ziegel.
Mit dem Award, den Wienerberger seit 2004 im 2-Jahres-Rhythmus vergibt, prämiert das Unternehmen besonders gelungene Beispiele für moderne Ziegelarchitektur. Der Preis ist mit 27 000 € dotiert. Internationale Architekturkritiker und -journalisten haben die Projekte (insgesamt 300) aus Ziegelprodukten eingereicht. Nominiert waren 50 Bauten aus 28 Ländern und fünf Kontinenten. Die finale Entscheidung über die Sieger fällte die internationale Jury, der die Architekten Plamen Bratkov (Bulgarien), Rudolf Finsterwalder (Deutschland), Hrvoje Hrabak (Kroatien), John Foldbjerg Lassen (Dänemark) und Zhang Lei (China) angehörten.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Schon jetzt können herausragende Ziegelprojekte für den Brick Award 2014 vorgeschlagen werden!
Im begleitenden Buch „Brick’12“ stellen renommierte Fachautoren aus aller Welt die preisgekrönten Bauten sowie die 45 nominierten Projekte aus 28 Ländern und fünf Kontinenten vor (Callwey, München). Das 240 Seiten starke zweisprachige Werk mit über 400 Farbfotos und Plänen ist ab 15. Mai 2012 im deutschsprachigen Buchhandel sowie bei internationalen Online-Buchhändlern erhältlich.