Paul Schneider (von) Esleben

Zwei Ausstellungen würdigen einen wichtigen Architekten in Düsseldorf und München

Paul Schneider-Esleben oder Paul Schneider von Esleben, das spielt keine Rolle. Heute nicht mehr. Der Architekt, erster und vielleicht letzter dieser Art hormongesteuerter Diven, steht mit einem umfassenden Werk für die deutsche Architektur der Fünfziger und Sechziger des vergangenen Jahrhunderts: Das Mannesmann Hochhaus in Düsseldorf, die Roland Grundschule, die Rochus Kirche, beide ebenfalls in Düsseldorf, das Arag-Hochhaus – eines seiner abgerissenen Werke, die damals schon hätten unter Schutz stehen sollen ... wenigstens dem der Architektenkollegen – natürlich der Flughafen Köln/Bonn oder die Hauptstelle der Stadtsparkasse Wuppertal und natürlich die Haniel-Garage in Düsseldorf sowie nicht zuletzt das wunderbare Haus der Schriftsteller-Kommunität der Jesuiten in München, das nach jahrzehntelangem Sanieren und Umbauen schließlich zu einer Luxuswohnanlage umgebaut wurde, Denkmalschutz hin oder her.

PSE, so kürzte sich der in Düsseldorf geborene Paul Maximilian Heinrich Schneider gerne ab und das unterstreicht seinen Drang zur Markenbildung seiner selbst, PSE also wäre am 23. August 2015 100 Jahr alt geworden. Grund genug, dem Selbstdarsteller mit den guten Ideen und einer feinen Nase für eine frische, irgendwie neue Architektursprache, zwei Austellungen zu widmen. Einmal am Architekturmuseum der TUM – hier liegt der Großteil seines Nachlasses –, dann in Düsseldorf, weil hier der Großteil seiner noch erhaltenen Bauten zu besichtigen ist.

Wohin reisen? Nach München, wenn man sich Zeichnungen, Fotos oder andere Originale wie Briefe anschauen will. Nach Düsseldorf, weil hier Ausstellung und ausgestelltes Objekt zusammen gehen. So im Mannesmann Hochhaus am Rheinufer, in dem im ziemlich original erhaltenen Foyer eine kleine Ausstellung zum Turm installiert ist. Oder eine weiter greifende im Haus der Architekten (Sitz der Architektenkammer NRW) am Medienhafen. Hier arbeiten in Steinwurfweite die Kollegen von HPP, dessen Gründer, Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg wie von Esleben auch, in den Fünfzigern in die USA reisten; erstere, weil sie für ihren Auftraggeber, der Phoenix-Rheinrohr AG, Informationen für das geplante und heute so genannte Dreischeibenhaus suchten, der zweite (mit Egon Eiermann), weil er gleiches suchte für den anderen Röhrenhersteller vor Ort, die Mannesmann AG. Die Begegnung der beiden Büros soll, so kolportierte PSE gerne, nicht sehr harmonisch ausgefallen sein.

Beide Ausstellungen zeigen nur einen ganz kleinen Ausschnitt aus jüngster deutscher Architekturgeschichte. Beiden könnte es gelingen, die Bauten aus diesen Jahrzehnten, die zwar vernachlässigt und teils bedenklich belastet sind, einer neuen Wertschätzung zuzuführen. Denn dass viele von ihnen unter Denkmalschutz stehen, zeigt lediglich, dass Fachleute sie als wesentlich für den Diskurs erkannt haben. Dass sie wunderschön sind und trotzdem verlässliche Arbeitspferde, die gute Renditen abwerfen, das haben einige von diesen auch schon bewiesen – beim Dreischeibenhochhaus und ebenso beim Mannesmannhochhaus (heute Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen). Be. K.

Düsseldorf:

Paul Schneider vonEsleben. Das Erbe der Nachkriegsmoderne. Eine Ausstellung des M:ai

23. August bis 25. September 2015

Haus der Architekten, Zollhof 1, Mo – Do, 8 – 18 Uhr; Fr. 8 – 17 Uhr

Wirtschaftsministerium NRW, Berger Allee 25, Mo – Do, 8 – 18 Uhr; Fr. 8 -17 Uhr

Rochus-Kirche, Prinz-Georg-Str. / Ecke Bagelstr. , Fr 17 -20 Uhr und Sa + So 14 -17 Uhr

 

München:

PaulSchneider-Esleben. Architekt

16. Juli. bis 18. Oktober 2015

Architekturmuseum der Technischen Universität München 
Ausstellungsräume in der Pinakothek der Moderne
Barerstraße 40
80333 München

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