Peter Conradi (1932-2016)
Wie von der Bundesarchitektenkammer, Berlin, gemeldet ist der frühere Bundesarchitektenkammerpräsident, Peter Conradi, am vergangenen Freitag, 11. März 2016, nach kurzer Krankheit im Alter von 83 Jahren verstorben. Der auch Präsident der Bundesarchitektenkammer von 1999 bis 2004 seiende auch Bundestagsabgeordnete der SPD (1972 bis 1998) galt als streitbarer Geist und unbestechlicher Aktivist für ein soziales wie politisch konnotiertes Handeln in der Gesellschaft. Sein Engagement in der Frage Stuttgart21 ist ebenso unvergessen, wie zahlreiche Äußerungen seinerseits im Rahmen seiner Mitgliedschaft bei der Arbeiterwohlfahrt, bei Amnesty International und Transparency International. Er kämpfte für den Erhalt der Bonner Villa Dahm im ehemaligen Bonner Regierungsviertel ebenso, wie für den Erhalt der Deutschen Bahn als Bürgerbahn („Bürgerbahn statt Börsenbahn“). Sein politisches Engagement reichte bis zur Kandidatur für den Stuttgarter Oberbürgermeister, in welcher er 1974 gegen Manfred Rommel (CDU) unterlag.
Peter Conradi, Sohn des Architekten Helmuth Conradi, absolvierte nach dem Schulbesuch und einem Zimmermannspraktikum ein sozialwissenschaftliches Studium in den Vereinigten Staaten. Nach der Rückkehr nach Deutschland wechselte er sein Studienfach und schrieb sich in der TH Stuttgart ein. Hier machte sein Ingenieursdiplom, Fachrichtung Architektur. Nachdem er von 1961 bis 1963 bei der Hochbauverwaltung Baden-Württemberg gearbeitet hatte, wurde er zum Regierungsbaumeister ernannt. In den Jahren von 1963 bis 1967 war er Assistent an der Universität Stuttgart und wechselte anschließend bis 1972 wieder zur Hochbauverwaltung.
Barbara Ettinger-Brinckmann, heutige Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, wies auf die Verdienste des Architekten und bis zuletzt engagierten Sozialdemokraten Conradi hin: „Peter Conradi hat immer aus tiefen Überzeugungen gehandelt. Für ihn war es von großer Bedeutung, auch in der Architektur historisch zu denken, aber zeitgenössisch zu planen und zu bauen. Ein aktiver Umgang mit der so schwierigen deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts war für ihn Leitmotiv. Für sein intensives Engagement ist im zu danken. Wir verneigen uns vor einem großen Politiker und Berufspolitiker. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.“
Conradi, der auf ein altes Markenzeichen des Berufsstands, der Fliege, nie verzichtete, wird als Mahner und entschiedener Befürworter einer stetigen Auseinandersetzung der Gesellschaft mit ihren Bauten und Baumeistern fehlen. Den Architektenkollegen hatte er stets empfohlen, sich lebhaft an öffentlichen Diskussionen zu beteiligen.