Philosophikum in Münster gewinnt Konturen
Der Neubau des Philosophikums, Münster, von Peter Böhm Architekten, Köln, schafft neue Stadträume im Abseits 22.01.20182011 gewannen Peter Böhm Architekten den 2010 ausgelobten Wettbewerb zum Neubau des Philosophikums in Münster, 2015 sollte er eigentlich stehen. Nun sind die Handwerker mit dem Innenausbau befasst, wer die zehn Schritte vom Domplatz aus westlich geht, kann aber die neue Platzsituation bereits auf sich wirken lassen.
Die Ausgangsituation war ein zur Rest- und Parkfläche verkommender Innenhof zwischen der Katholischen Fakultät, dem Philosophikum und dem Fürstenberghaus, in dem vor allem die Historiker noch ihren Platz haben. Der von den Sichtklinker- und verputztem Mauerwerk umstandene langgestreckte Platz endet zum Domplatz hin in einer Tordurchfahrt und einer parallel dazu geführten schmalen Gasse. Nach Westen hin reicht der Platz bis zu den gärtnerisch gestalteten Auen des hier kanalisierten Flüsschens Aa.
Im verputzten Nordriegel war neben dem philosophischen Seminar und den Kunstgeschichtlern auch die in Münster etablierte Studiobühne untergebracht, ein bis zum Schluss von den Meisten geliebtes Provisorium, das eigenartig parasitär an dem Riegelbau hing, dem Ludgerianum mit neogotischer Fassade. Dieser Riegel, 1903 vom Bistum als Priesterinternat gebaut und 1960 an die Universität verkauft, trug den Sanierungsstau nicht bloß auf der Fassade sichtbar. Zwar stand er unter Denkmalschutz, doch einem Sach- und Geldzwang unterworfene Planer setzten dem Riegel mit An- und Umbauten gnadenlos zu.
Der Wettbewerb zum Umbau steht als Teil des HochschulModernisierungsProgramms (HMoP), das im September 2009 von Innovations- und Finanzministerium des Landes Nordrhein Westfalen gemeinsam verabschiedet wurde und in der Modernisierungsstufe bis 2015 allein für die WWU Münster bauliche Investitionen in Höhe von rund 110 Millionen Euro vorsieht.
Peter Böhm überzeugte im Wettbewerb mit Oberflächen und städtebaulichen Handgriffen. Er setzt dem Altbau, dessen Fassade „bereinigte“ und teils geöffnet wurde, einen dem gegenüberliegenden Fürstenberghaus parallel gestellten schmalen Riegel vor. Damit öffnet sich die Fuge zwischen Bestand und Riegel zu einem mehrgeschosse hohen Foyer, in welchem der Empfang untergebracht ist und zwei spektakuläre Treppen, die zu den Seminarräumen und der im Riegel untergebrachten Bibliothek führen.
Die Fassadenhaut ist vielleicht nicht das Wichtigste, aber hier sicherlich ein paar Sätze wert. In der von Backsteinfassaden geprägten Universitätsbautenlandschaft, wäre es zu einfach gewesen, dieses Material entweder zu imitieren, oder im einen Kontrast entgegen zu setzen. Die Kölner nahmen nun den roten Ziegel und schlämmten ihn einem hellen sandfarbenen Kalk-Zement-Mörtel. Tatsächlich schimmert der rötliche Ziegel nur ganz wenig durch diese das Volumen aufhellende Oberfläche hindurch. Um Helligkeit und die „freundliche Atmosphäre“ (Peter Böhm) auch im Inneren zu erreichen werden auch die Wände der innen liegenden Flure und der Bibliothekshalle entsprechend behandelt.
Ob der große Platz, der vom meist sehr belebten Dom- und Marktplatz nur durch die Blockrandbebauung getrennt ist, als städtischer Ort funktioniert, wird die Zukunft zeigen. Wahrscheinlicher ist eher, dass die große und über weite Stufen ansteigende/abfallende Rampe, den StudentInnen ein transitorisches Element sein wird: Die niedrige Stufenhöhe lädt nicht sonderlich zu Sitzen ein. Be. K.