Rennen der Superlative

Deutsche Technik für Super-VIPs

Der Weltmeister der diesjährigen Formel 1-Serie steht bereits fest. Dennoch werden sich am 1. November 2009 die Augen vieler Rennbegeisterter gen Abu Dhabi richten, denn auf dem neuen Yas Marina Circuit startet auch Jenson Button um 14 Uhr MEZ zum letzten und ungewöhnlichsten Rennen dieses Jahres. Erstmals beginnt ein Grand Prix in der Dämmerung und endet im Kunstlicht, und weltweit einzigartig führt die 5,5 km lange Strecke durch ein Haus hindurch.

Der Marinakomplex der futuristischen 5-Sterne-Herberge „The Yas Hotel“ ist über eine zweigeschossige, klimatisierte Brücke mit seinem Zwillingsbau über dem Fahrerlager verbunden. Große Glasfronten erlauben auf beiden Ebenen den Blick auf ein Formel 1-Rennen aus der Vogelperspektive. Sorgen der Konstrukteure, insbesondere die obere Ebene der Brücke könnte bei zu viel Begeisterung der Zuschauer und Passanten ins Schwingen geraten, löste das deutsche Unternehmen Gerb mit ihren unter anderem auf der Londoner Millennium Bridge bewährten Schwingungsdämpfern. Schon kurz nach der Verabschiedung des verhältnismäßig filigranen Brückendesigns entschied das in Abu Dhabi ansässige Ingenieurbüro Hare Structural Engineers zum Schutz der Glasfronten und der Konstruktion die Schwingungen des oberen Decks mit Tilgern aus Deutschland zu dämpfen. Gerade einmal drei Wochen blieben Gerb Ingenieure in Essen für die Planung und Berechnung der Schwingungstilger. Acht Wochen nahm die Fertigung in der Berliner Fabrik in Anspruch und nur zwei blieben für Einstellungen und Tests. Nach einemeinwöchigen Einbau und zwei Tagen Feintuning vor Ort stand fest, dass die Brückenkonstruktion jetzt jedem Jubel standhält.

Das Prinzip, mit dem bereits die Millennium Bridge in London gerettet wurde, kommt in dieser Form in den Vereinigten Arabischen Emiraten erstmals zum Einsatz, gleichwohl sich die Technologie der Berliner Spezialisten hier schon seit Jahren bewährt, beispielsweise im Burj Al Arab in der Nachbarstadt Dubai oder dem Doha Sport City Tower (heutiger Aspire Tower) in Katar. Hier müssen die Bauten jedoch in erster Linie vor winderzeugten Schwingungen geschützt werden, die wegen der Küstennähe und der extremen Gebäudehöhen entstehen.

Internet: www.gerb.com

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