Erstmals zwei Grands Prix vergeben
25.01.2021Am 18. Januar 2021 gab die Initiative Bauen mit Backstein über ihre Website die Sieger des Fritz-Höger-Preises für Backstein-Architektur bekannt. Neben Auszeichnungen in Bronze war dabei auch die Vergabe des Grand Prix an zwei Projekte ein Novum. Sowohl das Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne von Barozzi / Veiga wie auch das Einfamilienhaus Nakasone House in Mexiko-Stadt des Architekten Escobedo Soliz überzeugten die Jury vollends und wurden entsprechend mit der höchsten Auszeichnung geehrt.
Mit insgesamt 586 eingereichten Projekten und großer internationaler Resonanz hat der zum fünften Mal ausgelobte Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur seinen Platz unter den bedeutendsten Architekturpreisen gefestigt. Einmal mehr präsentiert er einen beeindruckenden Querschnitt internationaler Backstein-Architektur.
Die besten Einreichungen herauszufiltern, war eine anspruchsvolle Aufgabe für die Jury, die im September tagte. Und das nicht nur aufgrund der Quantität, sondern vor allem hinsichtlich der hohen architektonischen und handwerklichen Qualität der Einreichungen. In einem zweistufigen Verfahren sah die Jury für den Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur sowie die Jury für den Newcomer-Award 90 Projekte in der engeren Auswahl um den Sieg. Aus dieser Shortlist wurden wiederum die finalen Sieger ermittelt, die sich nun über die Auszeichnung freuen dürfen.
Winner Grands Prix
- Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne, Barozzi / Veiga
Sehr feine und detailreiche Ausarbeitungen gesellen sich beim Kunstmuseum in Lausanne zu monumentalen und imposanten Museumsräumen, einem weiten Eingangsbereich und einer eindrucksvoll verbindenden Treppe. Der reduzierte Umgang mit den gemauerten Pfeilern und der Wand steigert die Wirkkraft des Baukörpers zusätzlich. Auch der industrielle Charme der parallel angrenzenden Zugschienen stellt die Wertigkeit des hellen Gebäudes noch stärker hervor. Schutz vor der lauten Außenwelt bietet die monolithische Bauweise des Museums.
- Nakasone House, Escobedo Soliz
Neben seiner schönen Farbigkeit und der Tonfolge der Ziegel entfaltet das Gebäude vor allem aufgrund seiner Einfachheit besondere Wirkungskraft. Das Raster aus rohen Betonstützen und Unterzügen wurde als rohes Konstrukt freigelegt, gesäubert und mit sauberem Ziegelmaß gefüllt. Die Verwendung lokaler Materialen und die von der lokalen Tradition geprägten Arbeitsweisen ehren den Backstein als natürlichen Baustoff und betonen seine architektonisch klassische wie pragmatische Wirkung. Ein wunderbar bescheidenes Gebäude, das sich auf die Urform des Hauses zurückbesinnt.
Winner Gold Büro- und Gewerbebauten
- „Brickfields“ Business Centre, Witherford Watson Mann Architects
Umgeben von einem Bahndamm, einer kleinen Gasse und historischen Fabrikgebäuden fügt sich das Brickfields Business Center in Hoxton, London, gekonnt in seine urbane Umgebung ein. Jede Seite des Baukörpers wurde so entworfen, dass sie sich dem jeweils unterschiedlichen Stadtbild anpasst und dennoch als Blockrandsolitär eine einheitliche Wirkung erzeugt.
Winner Gold Einfamilienhaus
- Couldrey House, Peter Besley Pty Ltd
Die geschlemmte, monolithische Ausarbeitung der Ziegelfassade des Couldrey House in Seven Hills, Australien, empfängt den Besucher schon am Hauseingang mit einem erstaunlichen Detail: Eine geschlemmte Ziegelfassade spiegelt sich förmlich in der Zugangstreppe wider. Die zweite Auffälligkeit zeigt sich dann beim Betreten des Hauses. Zum Garten hin öffnet sich das klassisch-moderne und gradlinig-strikte Gebäuderaster. Im Inneren sucht man aber vergeblich nach einer gewöhnlichen Raumeinteilung. Die Schlafräume befinden sich im Erdgeschoss, der Wohnbereich erstreckt sich über das gesamte erste Obergeschoss.
Winner Gold Öffentliche Bauten
- Civic Center 1015, HARQUITECTES
Das Civic Center in Barcelona ist Schulzentrum für Erwachsene, Hotel und Ort verschiedener öffentlicher und gewerblicher Nutzungen zugleich. Wie selbst-verständlich integriert das Gebäude dabei die alten, historischen Elemente des Ortes in einem dreieckigen Grundriss. Ergänzt wird das historische Ambiente durch das moderne Energiekonzept einer natürlichen Lüftung der verschiedenen Atrien.
Winner Gold Wohnungsbau
- Wohnhochhaus Singerstraße 33, Giorgio Gullotta Architekten
Die vorhandene Großsiedlungsbebauung im Osten Berlins machte die Ausgangslage für ein neues Wohnungsbauprojekt nicht gerade einfach. Das lange als nicht bebaubar geltende Grundstück wird nun durch ein modernes 10-geschossiges Wohnhochhaus ergänzt. Der freistehende, mehrfach geknickte Baukörper ermöglicht den Bewohnern freie Blicke und fügt sich spielerisch in den Bestand ein.
Winner Gold Energie
- Gebäudeintegriertes Dachgewächshaus und Verwaltungsgebäude am Altmarkt in Oberhausen, KUEHN MALVEZZI Architects
Das Verwaltungsgebäude mitten in Oberhausen zeigt, wie energieeffiziente Kreislaufwirtschaft und öffentliche Bebauung heute zusammen funktionieren können. Die markante Ziegelfassade und eine raffinierte energetische Verbindung rahmen die drei Teile Verwaltungsgebäude im unteren Bereich, Gewächshaus im oberen Teil und den vertikalen Garten als Aufgang zu einem ganz besonderen Gesamtkonzept in Oberhausens Stadtbild.
Winner Gold Sanierung
- Wohnhaus Schiffahrter Damm, Reinhard Martin Architekt BDA
Die 90 Jahre alten Backsteinfassaden des Wohnhauses Schiffahrter Damm in Münster wurden erhalten und das Haus gleichzeitig an die modernen Wohnstandards des 21. Jahrhunderts angepasst. Ohne die graue Energie des alten Bestandes zu verlieren, wurde das Wohnhaus saniert und die Wohnungen auf der Gartenseite mit Außenräumen versehen. Das Gebäude zeigt eine durchdachte und nachhaltige, städtebauliche Sanierung, wobei anstelle von Dekoration ein gelungenes Zusammenspiel aus Alt und Neu gelingt.
Winner Gold Newcomer
- Fabrik für Baukeramik in der Oberhavel, Franziska Käuferle und Sina Pauline Riedlinger
Der Entwurf für einen fiktiven Firmensitz für keramische Werkstätten überzeugt durch die dezidierte Analyse von Typologie und Baustoff. Die expressive Schnittfigur sowie die ornamentale Grundrissgrafik finden ihre atmosphärische Entsprechung in den Innenraumperspektiven. Das Experiment mit Zuschlägen und Glasuren legt den Fokus auf wesentliche Gestaltungsparameter des Backsteins und prägt Raumprogramm und Materialisierung.
Über den Fritz-Höger-Preis 2020 für Backstein-Architektur
Der erstmals 2008 ausgelobte Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre von der Initiative Bauen mit Backstein in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA e.V. verliehen.
Preissystematik
Erstmals wurden in diesem Jahr zwei Grands Prix vergeben. Darüber hinaus wurden 12 weitere Projekte mit dem Fritz-Höger-Preis 2020 für Backstein-Architektur in Gold, Silber und Bronze prämiert. Zudem erhielten ausgewählte Projekte die Auszeichnung Special Mention. Damit würdigt die Jury vorbildliche Details, die sich in besonderem Maße hervorheben.
Die Jury 2020
Die unabhängige Jury des Fritz-Höger-Preises 2020 für Backstein-Architektur setzte sich zusammen aus folgenden fünf Persönlichkeiten zusammen: Ulrich Brinkmann, Redakteur des Architektur-Magazins Bauwelt, Anja Fröhlich, AFF architekten, Christoph Ingenhoven, ingenhoven architects, Susanne Wartzeck, Präsidentin Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, sowie Florian Zierer, Gesamtsieger Fritz-Höger-Preis 2017 für Backstein-Architektur.
Die dreiköpfige Newcomer-Jury bestand aus: Nick Chadde, Winner Newcomer-Award 2017, Benedikt Hotze, Pressereferent Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, sowie Ute Strimmer, Redakteurin des Architektur-Magazins Baumeister.
Weitere Infos:
Initiative Zweischalige Wand – Bauen mit Backstein, www.backstein.com
Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur, www.fritz-hoeger-preis.com