Rituale des Wohnens

Welche Art von Architektur kann entstehen, wenn Raum direkt aus erlebten Situationen abgeleitet wird? Aus dieser grundlegenden Fragestellung haben Andrea Benze und Anuschka Kutz von OFFSEA ein interaktives Forschungs- und Ausstellungslabor entwickelt. In Form einer „benutzbaren Ausstellung“ werden hier individuelle Wohnrituale und Lebensweisen dargestellt, untersucht und gesammelt. Damit reagiert OFFSEA unmittelbar und kreativ auf das Bestreben des Architekten Ernst Neufert, die alltägliche Lebenswelt und ihre Gegenstände zu vermaßen und zu kategorisieren.

“Küchenschrein & Hundekomfort“ setzt dort ein, wo konventionelles Planen gewöhnlicher Weise aufhört: bei der Benutzung von Wohnraum und bei der Schaffung von Raum durch Handlungen. Der Schwerpunkt liegt zwischen Planbarkeit und Zufall, zwischen vermeintlichen Normen und unvorhergesehenen Raumnutzungen sowie in der Untersuchung der Möglichkeit eines Baukastens als offenes System. Ernst Neuferts Bauentwurfslehre, das wohl weit verbreiteste Architekturstandardwerk, wird hierbei nicht nur kritisch durchleuchtet und verändert, sondern auch kreativ weitergeführt. Erforscht werde soll, wie Architektur auf soziale und kulturelle Veränderungen reagieren kann, inwieweit Wohnräume den heutigen Lebenssituationen entsprechen und welches Potenzial unkonventionelle alltägliche Nutzungen haben, um neue Raumqualitäten zu generieren. Eine fiktive Geschichte über das nachgeholte Treffen von Neufert, Tessenow und Buster Keaton bildet das konzeptionelle Rückgrat der Ausstellung.

Im Zusammenhang mit dem Ausstellungslabor findet ein öffentlicher Workshop statt. Das Labor hat zuvor in Graz (2005), Brighton (2006) und Köln (2006) mit unterschiedlichen Schwerpunkten gearbeitet. Die Ausstellung in Weimar wird von der Neufert Stiftung und der University of Brighton gefördert.