Theater baut Stadt

Symposium über das Aktivieren von öffentlichen Räumen am 29. Januar 2009

Ein Opernhaus geht auf die Straße, in einer fremden Stadt. Was hat das noch mit dem Kunstbegriff Oper zu tun? 

Ein Stadttheater ist laut Lexikon eine öffentliche Einrichtung, die größtenteils von der Stadt finanziert wird. Seit einiger Zeit haben Stadttheater damit begonnen sich zu fragen, welche Rolle sie darüber hinaus im Gefüge der Stadt spielen. Sie öffnen die Grenzen ihrer Theaterräume, eignen sich städtische Räume an und setzen sich den Phänomenen des urbanen Wandels aus. Sie besetzen gesellschaftliche Freiräume, greifen das Städtische in der Stadt auf und werden zum Verstärker urbaner Prozesse.

Gleichzeitig beginnt in der Stadtplanung der Diskurs über den öffentlichen Raum wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Die Planer wenden sich verstärkt den Fragen zu, wie sich der öffentliche Raum definiert, welche Qualitäten er besitzt und wie er entsteht. Sie konfrontieren sich mit urbanen Transformationsprozessen und übertragen diese in ihre Planungsprozesse.

Derzeit arbeiten das Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, das Schauspiel Essen (zwei Stadttheater), der Ringlokschuppen Mülheim (ein freies Theater), und raumlaborberlin (Architekten) gemeinsam an der Realisierung der Vision Eichbaumoper: Ziel ist die Transformation der U-Bahnstation Eichbaum in der Peripherie zwischen Mülheim und Essen in ein Opernhaus. In einer Opernbauhütte vor Ort wird aus der Zusammenarbeit zwischen Spezialisten der Disziplinen Komposition, Text und Raum und in der Auseinandersetzung mit den alltäglichen Bedingungen des Ortes eine neue Form von Oper entstehen.

Im Rahmen des Projektes Eichbaumoper soll über theatrale Eingriffe in die Software der Stadt diskutiert werden. Es gilt, zeitgenössische planerische Arbeits- und Sichtweisen zu vergleichen und auf gemeinsame Potentiale, Parallelen und Unterschiede zu untersuchen. Experten aus Theater, Kunst, Architektur und Stadtplanung wie Werner Ruhnau/ Architekt, Essen -  Jeanne van Heeswijk/ Mediatorin (zwischen Situation, Raum, Nachbarschaften und Kunst), Rotterdam - Dirk Haas/ land for free (grenzüberschreitende Kultur- und Planerarbeit im Ruhrgebiet), Essen - Stefan Shankland/ Künstler (Verflechtung von Kunstpraktiken mit urbanen Prozessen), Paris - Andy Brauneis/ Architekt (temporäre Installationen und künstlerische Objekte), Augsburg - Michael Schulz/Generalintendant (Musiktheater im Revier Gelsenkirchen) - Anselm Weber/ Intendant (Schauspiel Essen) - Holger Bergmann/ Künstlerischer Leiter (Ringlokschuppen Mülheim)  Matthias Rick, Jan Liesegang/ Architekten (raumlaborberlin) diskutieren über die Wechselwirkung von theatralischen Erzähl- und städtebaulichen Strukturen, die Qualitäten urbaner Spielräume und mögliche Impulse für die Stadtentwicklung durch kulturelle Modellprojekte. 

Veranstaltung: Symposium „Theater baut Stadt“ mit Präsentationen, Diskussionen und einem gemeinsamen Abendessen mit Experten aus Theater, Kunst, Architektur und Stadtplanung
Ort: Musiktheater im Revier Gelsenkirchen (MIR), Foyer,  Kennedyplatz, 45881 Gelsenkirchen
Zeit: 29. Januar 2009, 19 – 24 Uhr
Weitere Informationen: Karten gibt es für 12 Euro, ermäßigt 8 Euro inklusive Abendessen. Vorbestellung telefonisch oder per Fax möglich. Kontaktadresse: Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, Kennedyplatz, 45881 Gelsenkirchen
Telefon: 0209/ 409 72 00 Fax: 0209/ 409 72 60
Email: info@musiktheater-im-revier.de
Internet: www.musiktheater-im-revier.de

Thematisch passende Artikel:

Opernhaus in Linz

Vieldiskutiertes Musiktheater eröffnet

„Nie war mehr Anfang als jetzt“ (Walt Whitman) Das ist das einleitende Zitat der neuen Broschüre der Spielzeit 2013/2014, die, begleitend zur Eröffnung des Musiktheaters in Linz, erscheint....

mehr
Ausgabe 11/2010

Wünsche, Prozesse und Erlösung Das Berliner Büro „Raumlabor“ in der „Realstadt“. Mit einem Interview. Von Christian J. Grothaus, Architekt und freier Autor, Berlin

Mit dem Begriff „Stadtraumaneignung“ scheint sich derzeit ein großer Horizont abzuzeichnen, auf den verschiedene, gesellschaftliche Aktivitäten zulaufen. Nehmen wir nur die Proteste um das...

mehr

Viele Religionen - ein Raum!? Multireligiöse Räume als Ausdruck der Transformation von Religion in der Gesellschaft

Tagung am 12.-13. Juli 2013 in Marburg

Kulturelle Pluralität am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft, multi- und interreligiöse Friedensgebete, dialogische und trialogische Begegnungen, „Runde Tische“ der Religionen, Rituale und...

mehr

Ganz große Oper – viel mehr Theater?

Bühnenbauten im europäischen Vergleich

Wie werden Bühnen in der Zukunft aussehen? Welche Gestalt können diese zentralen Orte der kollektiven kulturellen Begegnung haben, und welche Angebote müssen Opernhäuser und Theater als Orte des...

mehr

Das Opernhaus in Bayreuth wird Welterbe

UNESCO ernennt Barocktheater rechtzeitig vor Beginn der Festspiele

Noch bevor die Bayreuther Festspiele anfingen, war Bayreuth in aller Munde. Das Markgräfliche Opernhaus wurde zum UNESCO-Welterbe ernannt. Das Festspielhaus gilt als eines der bedeutendsten und...

mehr