Von wegen hinter dicken Mauern!

Vom Nachkriegs-Bunker zum Wohnhaus. In München. Von Elke Kuehnle, München

2012-2014 realisiert der Münchner Bauträger Euroboden mit Dipl.-Ing. Architekt Tim Sittmann-Haury von Raumstation Architekten, Starnberg ein ungewöhnliches Sanierungsprojekt: Ein heute denkmalgeschützter, ehemaliger Luftschutzbunker aus den 1940er Jahren in der Münchner Ungererstraße wird zum exklusiven 1000 m² fassenden Wohn- und Geschäftshaus mit Energiepass und gläsernem Penthouse umgewidmet. Für diese Architekturaufgabe wurden rund 2000 Tonnen Beton bewegt und Öffnungen in zwei Meter dicke Stahlbetonmauern geschnitten. Die Beton-Rückbau-Arbeiten mit sechs bis 14 Mann pro Woche, dauerten sieben Monate, bewerkstelligt mit schwerem Gerät und Hochleistungsmotoren, wie z.B. Wand-, Tauch-, Seilsägen und einer Lochkreissäge. Das Einbringen der Fensteröffnungen gelang pro Öffnung in sieben Arbeitstagen, nachdem die richtige Methode gefunden war. Rund 2500 Liter Schneidewasser wurden täglich von einer Person gehandhabt und entsorgt.  Die erste dieser Aktionen war ein runder Durchbruch für die Wendeltreppe im 6. Obergeschoss mit drei Metern Durchmesser. Der herausgelöste Betonkern wog 35 Tonnen. Das trug die darunterliegende Decke nicht. Er wurde in Scheiben geschnitten und durch einen internen Abwurfschacht ins Erdgeschoss befördert. Bagger luden den schweren Schutt in Container. 

Von der Abschottung zur kreativen Integration. 

Entstanden ist hochwertiger Wohnraum im Beton, mit neuen Ausblicken, bewohnbaren Zwischenräumen und erhaltenen Spuren des Vergangenen. Denkmalschutz bedeutet hier das historisch und politisch belastete als das, was es war zu erhalten, ohne es aufzuhübschen oder zu verwischen. Die Verwandlung des trotzigen Turms in ein behagliches acht-Etagen-Wohn- und Geschäftshaus hebt dessen Verschlossenheit nicht auf, eröffnet jedoch neue Ausblicke. Im EG und ersten OG zieht eine Galerie für Kunst und Architekturkultur ein. Die entsprechend des Denkmalschutzes erhaltenen und mit weißem Gipskarton gerahmten Sichtbetondecken bewahren den Blick in die Vergangenheit.

Weitere Details zur Bauphase, Materialien, Konzepten etc. im hier anliegenden PDF.

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 01/2021

Wohn- und Geschäftshaus, Stuttgart

Das neugestaltete Wohn- und Geschäftshaus in der Stuttgarter Olgastraße wurde mit einer Nominierung für den Hugo-Häring-Staatspreis für Architektur 2020 vom Landesverband Deutscher Architekten...

mehr
Architektur- und Ingenieurbüro aib

Wohn- und Geschäftshaus Kasinostraße, Duisburg

Ein Bauprojekt des Architektur- und Ingenieurbüros aib verbindet in der Duisburger Altstadt bedarfsgerechten Wohnungsbau mit der Verbesserung des Umfelds. Die beiden Neubauten an Kasinostraße und...

mehr
Ausgabe 04/2020 Wohneinheiten in erwünschter Durchmischung

Wohn- und Geschäftshaus Bâleo Erlenmatt, Basel/CH

Die Schweizerinnen und Schweizer sind ein Volk von Mietern. Rund 60?% aller Haushalte lebt in Mietwohnungen, der Anteil ist seit Jahrzehnten konstant. In den letzten Jahren wuchs die Bevölkerung vor...

mehr
Ausgabe 04/2022

Wohn- und Geschäftshaus, Schondorf

Bei der Renovierung einer ihrer Geschäfts- und Wohnimmobilien in der oberbayrischen Gemeinde Schondorf nutzte die VR-Bank Landsberg-Ammersee eG die Gelegenheit, diese um ein Geschoss mit drei...

mehr
Ausgabe 12/2016

Wohn- und Geschäftshaus, Hamburg www.kpw-architekten.de

High-Tech hinter Jugendstil-Fassade bietet der Wohnkomplex „Apartimentum“, den Unternehmer und Bauherr Lars Hinrichs in Hamburg realisierte. Das Büro KPW Papay Warncke und Partner Architekten mdB...

mehr