Wenn Sie diesen Text lesen,
wird in Berlin der Grundstein fürs neue Schloss gelegt und später dann der Deutsche Architekturpreis verliehen; Wahnsinn! 22.01.2018Jetzt ist es also soweit, der Grundstein wird gelegt. Zwar kommt nicht die Kanzlerin, doch der Bundesbauminister wird ebenso anwesend sein, wie der Bundespräsident als höchster Repräsentant der deutschen Volksvertretung. Doch im Gegensatz zum Minister, der sicherlich das eine oder andere Wort verlieren wird über Sinn und Gehalt dieses Projektes, wird der Bundespräsident das Kulturprojekt Humboldt-Forum nur im Stillen loben, denn reden wollte er nicht. Würde er reden, dann vielleicht von der Sehnsucht der deutschen Seele nach Ordnung und Harmonie in den Bildern der Vergangenheit und er würde uns ans Herz legen, nicht träumerisch in alte Zeiten zurückzufallen sondern mit hellem Kopf aus dem Vergangenen zu lernen.
Wahrscheinlich aber legt er Dinge in die übliche Schatulle für das gemauerte Fach als dem üblichen Grundstein. Vielleicht werden das sein ein Euroschein oder eine Postkarte, die das alte Schloss vor seiner Beschädigung und anschließenden Sprengung zeigt, beides Zeugen für eine Zeit, die vorbei ist oder demnächst vorbei sein könnte. Am Schluss werden Fotos von allen Beteiligten gemacht und alle Mann (der Bundespräsident leider nicht) ziehen dann um in die Invalidenstraße, ins Bundesbauministerium (hier wird wieder der Bundesbauminister auftreten und einem beziehungsweise mehreren Büros die Urkunden verleihen, die der hochdotierte Deutsche Architektur dafür vorsieht). Dass der Deutsche Architekturpreis wesentlich älter ist als des Ministers bisherige Amtszeit, dass das Schlossprojekt wesentlich älter ist als des Ministers bisherige Amtszeit lässt diesem eigentlich nur die Freiheit, die Projekte der Vergangenheit als in seiner Regie weitergeführte beziehungsweise auch veränderte (Architekturpreis) zu vertreten und möglicherweise zu rechtfertigen. Gegen den Vorwurf beispielsweise, dass der Kostendeckel nicht gehalten werden kann, der Bund wird wohl für ausbleibende Spenden einspringen müssen. Gegen den Vorwurf auch, die Wiedererrichtung des Schlosses setze nicht das Signal, das sein Deutscher Architekturpreis doch setzen will/muss: zukunftsgewandt zu sein, von hellen Köpfen erworben, die alle aus den Baufehlern der Vergangenheit gelernt haben. Wir werden berichten. Von beiden Orten. Be. K.