Wohin das Auge schaut: Ein- und Ausblicke bei Vitra, Frankfurt a. M.

Ampelphase 6 zeigt sechs Architekturhaltungen schaufensterweise; oder ganz anders

Es ist nichts Neues mehr in Frankfurt: die temporäre Architektenschau bei Vitras. An der Gutleutstraße, Ecke Baseler Straße schließt der Showroom des renommierten Möbelherstellers für ein paar Wochen um Architekten einen Platz im Schaufenster zu geben. Die sollen dann, nach Einladung und anschließendem Workshop, unter einem selbst entwickeltem Motto ihre Sicht auf die gebaute Welt entwickeln, darlegen, schaufenstergeeignet präsentieren. Dabei haben die letzten Jahre gezeigt, dass das für die Eingeladenen nicht immer einfach ist, eine Idee zu entwickeln, die nicht mit dem Büroalltag verknüpft ist, die nicht aus dem professionellen Gestalten und Realsieren resultiert, nicht aus dem Lehrplan, schon gar nicht aus der Mottenkiste.

Mancher hat da die Zuflucht zur mehr oder weniger ironisierten Selbstdarstellung genommen, eine Haltung, die im Rahmen kommerzieller Schaufensterpräsentation logisch erscheint, der Initiative von Vitra allerdings entgegen zu stehen scheint: einmal auf unbekanntem Terrain in einem größeren Kollegenteam über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Neben dem schönen Zwang, sich in einer Fassadenachse, in einem Schaufenster darstellen zu sollen, gibt es das Motto (in diesem Jahr „Einblicke / Ausblicke“) gilt die Regel in der Ampelphasenreihe, regionale Büros einzuladen; was nicht automatisch heisst, die Büros wären nicht auch international tätig. Teilnehmer bei der diesjährigen Schau, die noch bis zum 25. September 2013 anzusehen ist sind:

cyrus moser architekten, Frankfurt a. M. mit Jue Löffelholz: „FRAME – von über zu mit”,

Jung & Klemke, Wetzlar: „Standpunkt”,

netzwerkarchitekten, Darmstadt: „200 μ – ein schwebender Körper”

Stefan Forster Architekten, Frankfurt a. M.: „Die Position”

sander.hofrichter architekten, Ludwigshafen: “Rolle rückwärts” und die

Städelschule Architecture Class, Frankfurt a. M., unter der Leitung von Gastprofessor Christian Veddeler: “Spaces of Perception”

Alle sechs nutzen die Räume teils zur Selbstdarstellung (auch der Arbeit), teils zur Auseinandersetzung mit dem (Ausstellungs)Raum, teils zum spielerischen Umgang mit dem Thema und der Gegebenheit des Schaufensters. So gehen cma aus dem Showroom hinaus in den Stadtraum, nicht ohne vorher eine leicht verkleinerte, maßstäbliche Schaufensterreplika angefertigt zu haben, hinter (oder vor?) der dann die Stadtmenschen in die Arbeit einbezogen wurden. Das hier erzeugte Bild- und Stimmungsmaterial wird beinahe in Echtzeit in den Showroom auf einen Monitor zurückgespielt. Damit machen cma das Motto der Ausstellung zum Motor ihrer Inszenierung. Be. K.

 

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