Zehn Preise - zehn Besondere Anerkennungen
Deutscher Bauherrenpreis Modernisierung 2013 in Berlin verliehen 22.01.2018Am 18. September 2013 war es wieder einmal so weit, dann wurden die Preise des Wettbewerbs zum Deutschen Bauherrenpreis 2013 in der Kategorie Modernisierung verliehen. Unter dem Vorsitz von Prof. Christiane Thalgott zeichnete die Jury zehn Projekte im wichtigsten nationalen Wohnungsbauwettbewerb mit einem Preis aus, zehn weitere Projekte erhielten eine Besondere Anerkennung. Darüber hinaus wurde der Sonderpreis „Denkmalschutz im Wohnungsbau“ vergeben.
Mit seinem Leitbild „Hohe Qualität zu tragbaren Kosten" steht der Deutsche Bauherrenpreis, den die Arbeitsgruppe KOOPERATION des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Im-mobilienunternehmen, des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und des Deutschen Städtetages auslobt, wie wohl kein anderer Wettbewerb dafür, dass nachhaltiges Bauen baukulturell vorbildlich, aber auch kostengünstig sein muss, und zwar betrachtet über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Eine besondere Herausforderung stellt diese Betrachtungsweise für denkmalgeschützte Wohnbauten dar, weshalb sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ebenfalls am Wettbewerb beteiligte.
An wen gingen die zehn Preise?
Der Sonderpreis „Denkmalschutz im Wohnungsbau" wurde an die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 für die beispielhafte energetische Sanierung eines Wohnensembles in Berlin –Wedding vergeben, das in den 1950er Jahren in direkter Korrespondenz zur Welterbesiedlung Schillerpark von Bruno Taut errichtet wurde. Das Vorgehen des Architekten Hoffmann, die Architektursprache der Moderne sensibel aufzunehmen und mit dem Selbstbewusstsein der 1950er Aufbaujahre weiter zu entwickeln, wurde durch das Architekturbüro Brenne aufgegriffen und mit raffinierten Innovationen im energetischen Bereich verbunden.
Ausgezeichnet wurde ebenfalls das Projekt „Energetische Stadtreparatur mit ergänzendem Neubau" in Erfurts Altstadt. Die CULT Bauen&Wohnen GmbH hat gemeinsam mit den BDA-Architekten Antje Osterwold und Matthias Schmidt und der Eigentümergemeinschaft der „Schottenhöfe" gezeigt, wie ein ganzes Quartier im komplizierten Geflecht der vorhandenen Stadt so entwickelt werden kann, dass kleinteilige und vielfältige Wohnmilieus entstehen, bei denen Alt und Neu unspektakulär zusammenspielen und energetisch vorbildliche Kennzahlen ohne Wärmedämmverpackung der Altbauten erreichbar sind.
In Würzburg-Sanderau ist es der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft „Stadtbau“ mit der GKP Architekten GmbH am Ludwigkai gelungen, ein Quartier der 1950er Jahre durch sensible bauliche Interventionen mit angemessenem Aufwand in vier Ausbaustandards so zu erneuern, dass es für unterschiedliche Bewohnergruppen attraktiv geworden und bezahlbar geblieben ist. Und zwar in einer ausdrucksstarken zeitgenössischen Architektursprache mit einer nutzerfreund-lichen Innenhofgestaltung. Altmieter konnten großenteils gehalten werden und in ihre Wohnung zurückziehen.
Ebenfalls preiswürdig war aus Sicht der Jury die energetische Sanierung eines Doppelhochhauses aus den 1960er Jahren an der Fasanenhofstraße in Stuttgart. Der Architekt Hans Martin Mader, Freier Architekt BDA entwickelte in umfangreichen Beratungsgesprächen ein Sanierungskonzept, das für alle 148 Eigentümer der Eigentümergemeinschaft finanzierbar war. Durch die komplette Überarbeitung der Fassade wurden günstige Energie- und Lärmschutzwerte erreicht, ohne den Charakter der Wohntürme als markante Landmarken zu beeinträchtigen.
In München-Ramersdorf hat die GWG Städtische Wohnungsgesellschaft gemeinsam mit Felix + Jonas Architekten BDA die Lücken zwischen lärmbelasteten Wohnzeilen der 1950er Jahre am Mittleren Ring (Zornedinger Straße) so geschlossen, dass durch einen attraktiv gestalteten und gegliederten Gebäuderiegel ruhige grüne Höfe entstanden sind. Der Bestand wurde aufgestockt, durch den Anschluss an den Neubau barrierefrei und durch bodentiefe Fenster, große Balkone und nutzungsoffene Grundrisse entscheidend aufgewertet. Die Jury hob hervor, dass die Bewohner vorbildlich in den Planungs- und Bauprozess einbezogen wurden und größtenteils in ihren Wohnungen verbleiben konnten.
Ein weiterer Preis ging an die Baugruppe Südstadtschule (GbR), die in Hannover, Schlägerstraße mit MOSAIK Architekten BDA ein Schulgebäude aus den 1960er Jahren zum Wohnen umgestaltet hat. Aus den Klassenzimmern sind durch geschickte Überformung attraktive Wohnräume entstanden, die ehemalige Turnhalle wurde zu vier Reihenhäusern umgebaut. Das „Wohnen in der Gemeinschaft“ drückt sich im gemeinschaftlichen Innenhof und in Gemeinschaftsräumen aus, die allen Bewohnern zur Verfügung stehen. Eine öffentliche Kinder- und Jugendbibliothek wurde problemlos in das Ensemble integriert.
In Augsburg-Hochzoll haben die städtische WBG Wohnbaugesellschaft und lattkearchitekten BDA eine Wohnanlage aus den 1950er Jahren im bewohnten Zustand modernisiert. Über die Sanierung der Bäder und der Haustechnik hinaus wurde mit Holztafelelementen eine neue Fassadenebene vorgefertigt und angebracht, die alle erforderlichen Elemente mit Fenstern, Wärmedämmung etc. integriert. Dadurch konnten die Balkone zu Wintergärten erweitert werden. Ergänzt durch eine zentrale Pelletanlage ist ein hoch energieeffizientes Ensemble mit einer schadstoffarmen, einfach rückbaubaren Konstruktion entstanden.
Das kommunale Wohnungsunternehmen SAGA/GWG wurde gemeinsam mit der Architektenpartnerschaft kfs krause feyerabend sippel für die Modernisierung des „Weltquartiers“, eines interkulturellen Wohnquartiers aus den 1930er Jahren in Hamburg Wilhelmsburg, ausgezeichnet. Die aus mehr als 30 Ländern kommenden Bewohner des stark sanierungsbedürftigen Hafenarbeiterviertels wurden zunächst nach ihren Wohnwünschen befragt ehe ein Konzept entwickelt wurde, das dem historischen Erscheinungsbild der Backsteinfassaden auf der Straßenseite gerecht wird. Auf der Hofseite ermöglicht das „Wohnregal“ - eine neue räumliche Schicht - großzügigere Grundrisse und Loggien.
Das vom Studentenwerk München sanierte studentische Wohnhochaus gehört zum unter Ensembleschutz stehenden ehemaligen Olympischen Dorf. Entsprechend groß war die wirtschaftlich und logistische Herausforderung an den Bauherren und die knerer und lang Architekten GmbH. Sie wurde gelöst durch eine neue Fassade, die trotz Wegfalls der Loggien den plastischen Gesamteindruck erhalten hat. Die Appartements konnten so vergrößert werden, neue Gemeinschaftsräume sind entstanden, die energetischen Parameter haben sich entscheidend verbessert.
Der Bauverein Darmstadt hat gemeinsam mit Ernst-Friedrich Krieger, Architekt BDA an der Rheinstraße ein auf den ersten Blick sperriges typisches Verwaltungsgebäude von 1950 in Wohnungen unterschiedlicher Größe für Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter verwandelt. Durch die Raumhöhen und großen Fenster wirken die verschieden zugeschnittenen Wohnungen großzügig wie sanierte Altbauten. Bemerkenswert fand die Jury, dass auch andere zukünftige Nutzungen denkbar sind und damit ein wirklich nachhaltiges Projekt entstand.
Aus Anlass der Preisverleihung ist eine Dokumentation mit einer Darstellung jener Projekte erschienen, die die zweite Stufe des Verfahrens erreicht haben. Sie wird in den nächsten Tagen auf www.gdw.de zum Download bereitstehen. Ferner werden die aus-gezeichneten Projekte in einer Wanderausstellung präsentiert.