Bundespreis UMWELT & BAUEN 2021
Ein Preis, vier Anerkennungen und ein Elefant im Glashaus 10.09.2021Das Berufsschulzentrum in Mühldorf am Inn gewinnt den Bundespreis UMWELT & BAUEN 2021 für sein innovatives Energiekonzept. Das Gebäude erzeugt mehr Energie als es verbraucht und speichert überschüssige Abwärme in einem Eisspeicher. Weiterhin wurden vier Projekte mit Anerkennungen ausgezeichnet, darunter zwei in der neu geschaffenen Kategorie „Klimagerechte Sanierung“. Erst zum zweiten Mal wurde der Preis am 7. September 2021 gemeinsam von Bundesumweltministerium (BMU) und Umweltbundesamt (UBA) verliehen.
Sven Plöger, Dipl.-Meteorologe und Moderator für die Verleihung bringt zur Einleitung einen sinnbildlichen Vergleich für die Baubranche zum Thema Nachhaltigkeit: „Es gibt einen Elefanten im Klimabereich, der uns bisher noch entgangen ist. Das Bauen ist eine der großen Stellschrauben, an denen wir arbeiten müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen.“ Es ist eine Aufforderung und Ansporn zugleich für die Bauherrschaft und für die Planenden im Bemühen um innovative und ressourceneffiziente Lösungen für ein nachhaltiges Bauen.
Mit dem Bundespreis werden positive Beispiele hervorgehoben, die zur Nachahmung auffordern: „Wir wollen Anerkennung erzeugen und dafür sorgen, dass Ihre Arbeit, Ihre Kreativität und Ihre Lösungen bei einem breiten Publikum gut ankommen.“, so Prof. Dr. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, über den Preis mit dem Fokus auf unsere Umwelt und unser Bauen. Dirk Messner spricht Sanierungen an, die bis heute nur 1%(!) unserer Bauprojekte deutschlandweit ausmachen im Vergleich zu Abrissen und Neubauten. Die Nutzung von Recycling-Beton liegt bei 0,2%. Heizen, Kühlen und Beleuchten von Gebäuden macht hingegen 27% der deutschen Emissionen aus (Stand 2018). Genau um solche Themen haben sich die PreisträgerInnen in ihren Projekten verstärkt gekümmert und umsetzen können. Es sind Pionierarbeiten, die zeigen, dass solche Projekte, mit hochgesteckten Zielen, realisierbar sind.
Susanne Wartzeck, Präsidentin des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten, fordert alle auf das Bestehende zu Betrachten und an diesen Stellen Möglichkeiten zu entdecken und Zukünftiges zu entwickeln: Umbau und Sanierung vor Abriss und Neubau – Schluss mit kurzgedachten Rentabilitäten. Voraussetzungen sind eine gemeinwohlorientierte Bodenpolitik, eine Stärkung genossenschaftlicher Strukturen und eine geänderte Finanzierungspolitik. „Wir müssen in Lebenszyklen denken und die gesamte Kette betrachten. Vielleicht brauchen wir ein Bundesministerium für Umbauten.“
Insgesamt sind 29 Beiträge eingereicht worden. „Die hohe Erwartungshaltung an die Qualität der Projekte ist nicht eingelöst worden.“, bemerkt Juryvorsitzende, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher von der RWTH Aachen. In der Jury wurde spekuliert, ob es der Pandemie geschuldet ist oder den vielen anderen Aufgaben der Planenden … Abweichend von der ursprünglich geplanten Vergabe von vier Preisen und zwei Sonderpreisen vergibt die Jury einen Preis und vier Anerkennungen:
Der Bundespreis Umwelt & Bauen 2021 in der Kategorie "Nichtwohngebäude" geht an den Neubau des Berufsschulzentrums in Mühldorf am Inn (ARGE Schmuck-Angelhuber Architekten). Eine Anerkennung in der Kategorie "Nichtwohngebäude" erhält die Firma elobau und ihr Werk II in Leutkirch im Allgäu (F64 Architekten und Stadtplaner). Eine weitere Anerkennung in der Kategorie "Nichtwohngebäude" geht an die Kinderkrippe in Waltenhofen (schwäbisches Oberallgäu, ebenfalls von F64 Architekten und Stadtplaner). Die erste Anerkennung in der Kategorie "Klimagerechte Sanierung" geht an das Projekt Stadtquartier „Margaretenau“ in Regensburg (Luxgreen Climadesign). Die zweite Anerkennung in der Kategorie "Klimagerechte Sanierung" geht an das Projekt Neue Dorfmitte Denklingen (Sunder-Plassmann Architekten).
Zu den Erläuterungen und Filmklipps: www.umweltbundesamt.de
Jury:
Dr. Lilian Busse
Vizepräsidentin Umweltbundesamt
Prof. Dr.-Ing Natalie Eßig
Fachgebiet Bauklimatik an der Hochschule München
Prof. Dr.-Ing. Annette Hafner
Lehrstuhl für Ressourceneffizientes Bauen an der Ruhr-Universität Bochum
Dr. Robert Kaltenbrunner
Leiter der Abteilung II "Bau- und Wohnungswesen" am Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Johannes Kreißig
Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V. / Geschäftsführer DGNB GmbH
Dipl.-Ing. Jasna Moritz
Architektin, Partnerin bei kadawittfeldarchitektur
Florian Pronold
Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher
Lehrstuhl und Institut für Städtebau und Entwerfen an der RWTH Aachen
Prof. Eike Roswag-Klinge
Natural Building Lab, Constructive Design & Climate Adaptive Architecture an der TU Berlin
Dr. Burkhard Schulze Darup
Stellv. Vorsitzender der Kommission Nachhaltiges Bauen (KNB) am Umweltbundesamt
Michael Stötzer
Bürgermeister Stadt Chemnitz und Vertreter der kommunalen Spitzenverbände
(Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag und Deutscher Städte- und Gemeindebund)
Dr. Melanie Weber-Moritz
Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbundes e.V.