SKAIO gewinnt Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021
07.12.2020Unter den drei Finalisten wurde am vergangenen Freitag, den 04. Dezember 2020, das Projekt „SKAIO“ in Heilbronn mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP) Architektur ausgezeichnet. Der 13. Deutsche Nachhaltigkeitstag fand zum ersten Mal digital statt und verbindet erfolgreich, neben dem Immobiliensektor, die relevanten Kreise aus Wirtschaft, Kommunen, Politik, Forschung, Zivilgesellschaft und Medien. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat der DNP 2012 eine Sonderauszeichnung für zukunftsweisendes Bauen ins Leben gerufen, die die Bedeutung des Immobiliensektors für wichtige Zukunftsherausforderungen widerspiegelt.
Über das Siegerprojekt
Das SKAIO in Heilbronn war mit zehn Geschossen und einer Höhe von 34 Metern zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung das höchste Holzhochhaus in Deutschland. Es entstand im Rahmen der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn, die eine ambitionierte Brachflächen-Revitalisierung mit einem Stadtentwicklungsprojekt und unterschiedlich innovativen Bauvorhaben verband. Das SKAIO steht also nicht für sich allein, sondern ist Teil eines umfassenden Konzeptes zukunftsfähiger Stadtentwicklung: sinnvoll im Quartier, kompakt, flächensparend und deshalb bezahlbar, mit einer gut durchdachten Nutzungs- und Nutzermischung, intelligenten Wohnungsgrundrissen und dem Ziel, die Grenzen des Machbaren im Holzbau auszuloten.
60 Mietwohnungen, davon 25 öffentlich gefördert, werden um vier Wohngemeinschaften für bedürftige Menschen und integrierte Gewerbeeinheiten ergänzt. Durch die „Vergemeinschaftung“ von Nebenfunktionen gewinnen die zum Teil sehr kleinen Wohnungen ein Maximum an Wohnqualität und haben sozialverträgliche Mieten. Ein gutes Vorbild im Hinblick auf Flächensuffizienz.
Ein herausstechendes Merkmal dieses Projektes ist es, dass man sich hier nicht mit dem Bewährten zufriedengibt, sondern ausprobiert, was als sinnvoll erkannt wurde. So steht das SKAIO als Modellprojekt beispielhaft für die Leistungsfähigkeit urbanen Holzbaus. In die Weiterentwicklung des Landesrechts in Baden-Württemberg zur Verwendung des Baustoffes Holz im Hochhaus sind die Erkenntnisse aus dem Projekt unmittelbar eingeflossen. Das Experiment SKAIO hat den Blick für das Machbare geschärft. Welches Objekt kann das von sich behaupten?
Dabei bleibt das Projekt unideologisch: Weil sie sich im Lebenszyklus als sinnvoll erwiesen, wurde die Fassadenverkleidung mit vorgehängten, hinterlüfteten Aluminiumelementen verkleidet. Konsequent wurden Fragen der Rückbaubarkeit konstruktiv bearbeitet und das Cradle to Cradle-Prinzip verfolgt. Im Rahmen der DGNB Zertifizierung wurde darüber hinaus eine Lebenszykluskostenanalyse durchgeführt.
Hier wollte man genau wissen, ob die ehrgeizigen Ziele wirklich eingelöst werden. Auch deswegen kann das SKAIO prototypisch für Innovation im Bauwesen gesehen werden.
Bauherr: Stadtsiedlung Heilbronn GmbH / Architekt: Kaden + Lager
Die Finalisten
Das UNIQUE³ ist ein umgenutzter, denkmalgeschützter Gebäudekomplex der ehemaligen Siemens-Niederlassung in Saarbrücken aus dem Jahr 1965.
Bauherr: Unique SB Entwicklung GmbH & Co. KG / Architekt: Hauser + Luft Architekten Part GmbB
Das Wohnhaus Walden 48 ist ein sehr gelungenes Beispiel innerstädtischer Nachverdichtung.
Bauherr: Baugemeinschaft Walden 48 GbR / Architekt: Scharabi Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Anne Raupach
Aus dem digitalen Kongress
Wie kommen wir in die Breite und machen das Thema Nachhaltigkeit nicht nur im Neubau, sondern auch im Bestand zum Thema?! Mit dieser Fragestellung beschreibt Staatssekretärin Anne Katrin Bohle (Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat) die aktuelle politische Aufgabenstellung des nachhaltigen Bauens in Deutschland. Offenbar sieht das die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur etwas anders, denn mit dem Gewinnerprojekt „SKAIO“ in Heilbronn hat ein herausragender Neubau die Auszeichnung 2020 gewonnen, obwohl ein Bestandsprojekt unter den nominierten Finalisten war. Unter den Pilotbauten zu sein, ist manchmal eben nicht herausragend genug.
Vorjahressieger mit dem Projekt Alnatura Campus, Martin Haas (Partner bei haascookzemmrich STUDIO2050), betont, wie wichtig solche Innovationsträger sind und dass unsere deutsche Baugesetzgebung für solche Innovationen noch nicht den richtigen Ermöglichungsraum liefert. Viele Baugesetze und Normen stammen aus den 1960er- und 1970er-Jahren, als Materialwahl, Energieeinsparung und -gewinnung noch gar keine Rolle spielten. Um die klimaneutrale Baukultur voranzubringen, sind Projekte, wie der Alnatura Campus oder das Skaio, wichtig, um die einzelnen Stellschrauben zu erkennen, die heute zu drehen schon möglich sind.
Alle angesprochenen Themen zur Verleihung des DNP Architektur 2021 finden Sie in der Januarausgabe der DBZ 2021.
Über den DNP Architektur
Der DNP Architektur prämiert herausragende und beispielhafte Leistungen im Bausektor, die Beiträge zur Transformation zu nachhaltigem Leben und Wirtschaften leisten und darüber hinaus große Innovationskraft sowie eine hohe gestalterische Qualität aufweisen. Der Preis wird gemeinsam mit der DGNB und mit Unterstützung durch die Bundesarchitektenkammer, dem Bund Deutscher Architekten und die Bundesstiftung Baukultur sowie CAPAROL vergeben. Die Finalisten stellen sich vor und erhalten ihre Auszeichnung aus den Händen der Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.