Pritzker Preis 2024 an Riken Yamamoto

Der 74-jährige Japaner mit Hauptwerk in seinem Heimatland ist der 53. Pritzker Preisträger seit seiner ersten Verleihung 1979 an Philip Johnson

In tatsächlich jedem Jahr seit 1979 wurde der Pritzker Preis vergeben. Mit 100.000 US Dollar dotiert, gilt die Auszeichnung als der Nobelpreis für Architektinnen. Im vergangenen Jahr ging er an Sir David Chipperfield, London/Berlin, nicht zuletzt auch wegen dessen zahlreicher Hochkaräterprojekte in Berlin. Die bisherigen deutschen Preisträger sind der Architekt Gottfried Böhm (1986) und der Architekt und "Gestaltsucher", wie er sich selbst gerne nannte, Frei Otto (2015, posthum). Nun also wieder eine Auszeichnung nach Japan, wohin wir Glückwünsche senden!

Mit Arata Isozaki, Shigeru Ban, Toyo Ito, Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa (SANAA), Tadao Ando, Fumihiko Maki und Kenzo Tange nun der Japaner Riken Yamamoto, der den 53. Pritzker Preis zugesprochen bekommt.

Riken Yamamoto
Foto: Tom Welsh

Riken Yamamoto
Foto: Tom Welsh

Riken Yamamoto stellt in seiner langjährigen Arbeit eine Verbindung zwischen dem Öffentlichen und Privaten her. Seine Räume streben auf eine harmonische Gesellschaft, die sich aus individuellen Charakteren formt durch unterschiedliche Kulturen ganz allgemein, verschiedenste Modelle von Volkswirtschaften, Politik, Infrastrukturen und Wohnsystemen, -typologien. Der Architekt sei, so die auslobende Stiftung in ihrer Bewertung, an der Gemeinschaft interessiert, die sich nicht mehr bloß über das Zusammenspiel der für sich seienden Privatsphären am Leben hält, sondern über eine „städtische Sensibilität“. Yamamoto definiert Gemeinschaft als „das Gefühl, einen Raum zu teilen“, indem er traditionelle Vorstellungen von Freiheit und Privatsphäre dekonstruiert und gleichzeitig langjährige Gewohnheiten ablehnt – die schon zu Bedingungen geworden seien -, die Wohnen zu einer Ware ohne Bezug zu den Nachbarn gemacht haben. Stattdessen schlägt er, so die Stiftung weiter, eine Brücke zwischen Kulturen, Geschichten und Bürgern mehrerer Generationen, indem er internationalen Einfluss und modernistische Architektur an die Bedürfnisse der Zukunft anpasst und so das Leben gedeihen lässt.

Ecoms House
Foto: Shinkenchiku Sha

Ecoms House
Foto: Shinkenchiku Sha

Fussa City Hall
Foto: Riken Yamamoto & Field Shop

Fussa City Hall
Foto: Riken Yamamoto & Field Shop

Fussa City Hall
Foto: Sergio Pirrone

Fussa City Hall
Foto: Sergio Pirrone

„Raum zu erkennen bedeutet für mich, eine ganze Gemeinschaft zu erkennen“, so Riken Yamamoto. „Der aktuelle architektonische Ansatz betont die Privatsphäre und negiert die Notwendigkeit gesellschaftlicher Beziehungen. Dennoch können wir die Freiheit jedes Einzelnen würdigen, während wir als Gesellschaft in einem gestalteten architektonischen Raum zusammenleben und die Harmonie über Kulturen und Lebensphasen hinweg fördern.“

GAZEBO
Foto: Shigeru Ohno

GAZEBO
Foto: Shigeru Ohno

Jian Wai SOHO
Foto: Riken Yamamoto & Field Shop

Jian Wai SOHO
Foto: Riken Yamamoto & Field Shop

Riken Yamamotos Karriere erstreckt sich über fünf Jahrzehnte und seine Projekte, die von Privathäusern bis zu Sozialwohnungen, von Grundschulen bis zu Universitätsgebäuden, von Institutionen bis zu öffentlichen Räumen und Stadtplanung reichen, sind in ganz Japan, der Volksrepublik China, der Republik Korea und der Schweiz zu finden, hier ein Flughafenbau aus 2020 in Form eines liegenden Bumerangs, das bis heute größte und teuerste Gebäude der Schweiz (rund 1 Mrd. CHF).

Shinonome Canal Court CODAN
Foto: Tomio Ohashi

Shinonome Canal Court CODAN
Foto: Tomio Ohashi

Tianjin Library
Foto: Nacasa & Partners

Tianjin Library
Foto: Nacasa & Partners

Yamakawa Villa
Foto: Tomio Ohashi

Yamakawa Villa
Foto: Tomio Ohashi

Zu den bedeutenden Bauwerken gehören die Nagoya Zokei University (Nagoya, Japan, 2022), die Tianjin Library (Tianjin, Volksrepublik China, 2012) und Jian Wai SOHO (Peking, Volksrepublik). of China, 2004), Ecoms House (Tosu, Japan, 2004), Shinonome Canal Court CODAN (Tokio, Japan, 2003), Future University Hakodate (Hakodate, Japan, 2000), Iwadeyama Junior High School (Ōsaki, Japan, 1996) und Hotakubo Housing (Kumamoto, Japan, 1991).

Yokosuka Museum of Art
Foto: Tomio Ohashi

Yokosuka Museum of Art
Foto: Tomio Ohashi

Riken Yamamoto & FIELDSHOP
Pritzker Preis

Jury

Die genaue Anzahl der Jurymitglieder variiert zwischen sieben und neun Personen, der Auswahlprozess wird vom Organisationskomitee des Pritzker Preises festgelegt.
Derzeit sitzen in der Jury: 
- Manuela Lucá-Dazio, Vorsitzende des Pritzker Architekturpreises (ohne Stimmrecht),
- Alejandro Aravena, Pritzker Preisträger 2016 sowie Gründer und Geschäftsführer von ELEMENTAL, Santiago/Chile.
- Barry Bergdoll, Professor für Kunstgeschichte und Archäologie an der Columbia University und ehemaliger Chefkurator für Architektur und Design am Museum of Modern Art, New York
- Deborah Berke, Architektin, Pädagogin und Dekanin der Yale School of Architecture
- Stephen Breyer, ehemaliger Richter am U.S. Supreme Court und seit 2011 Mitglied der Jury (Vorsitzender 2019 bis 2020)
- André Aranha Corrêa do Lago, Sekretär für Klima, Energie und Umwelt im Außenministerium der brasilianischen Regierung, Architekturkritiker und Kurator des brasilianischen Pavillons auf der Architekturbiennale in Venedig (2014)
- Kazuyo Sejima, Architektin, Mitgründerin von SANAA (Sejima and Nishizawa and Associates) und mit Nishisawa Pritzker Preisträgerin (2010) sowie, last but not least
- Wang Shu, chinesischer Architekt, Mitbegründer des Amateur Architecture Studio, das er 1997 mit seiner Partnerin und Ehefrau Lu Wenyu gründete, ebenfalls Pritzker Preisträger (2012).

Liste Pritzkerpreisträgerinnen seit Anfang (1979), hier chronologisch absteigend:

2023: Sir David Alan Chipperfield (England
2022: Francis Kéré (Burkina Faso)
2021: Anne Lacaton & Jean-Philippe Vassal (Frankreich)
2020: Yvonne Farrell (Irland) und Shelley McNamara (Irland)
2019: Arata Isozaki (Japan)
2018: Balkrishna Doshi (Indien)
2017: Rafael Aranda (Spanien), Carme Pigem (Spanien) und Ramon Vilalta (Spanien)
2016: Alejandro Aravena (Chile)
2015: Frei Otto (Deutschland) (posthum) und Alejandro Aravena (Chile)
2014: Shigeru Ban (Japan)
2013: Toyo Ito (Japan)
2012: Wang Shu (China)
2011: Eduardo Souto de Moura (Portugal)
2010: Kazuyo Sejima (Japan) und Ryue Nishizawa (Japan)
2009: Peter Zumthor (Schweiz)
2008: Jean Nouvel (Frankreich)
2007: Richard Rogers (Vereinigtes Königreich)
2006: Paulo Mendes da Rocha (Brasilien)
2005: Thom Mayne (USA)
2004: Zaha Hadid (Großbritannien)
2003: Jørn Utzon (Dänemark)
2002: Glenn Murcutt (Australien)
2001: Jacques Herzog (Schweiz) und Pierre de Meuron (Schweiz)
2000: Rem Koolhaas (Niederlande)
1999: Norman Foster (Vereinigtes Königreich)
1998: Renzo Piano (Italien)
1997: Sverre Fehn (Norwegen)
1996: Rafael Moneo (Spanien)
1995: Tadao Ando (Japan)
1994: Christian de Portzamparc (Frankreich)
1993: Fumihiko Maki (Japan)
1992: Álvaro Siza (Portugal)
1991: Robert Venturi (USA)
1990: Aldo Rossi (Italien)
1989: Frank Gehry (USA)
1988: Oscar Niemeyer (Brasilien) & Gordon Bunshaft (USA)
1987: Kenzo Tange (Japan)
1986: Gottfried Böhm (Deutschland)
1985: Hans Hollein (Österreich)
1984: Richard Meier (USA)
1983: Ieoh Ming Pei (USA)
1982: Kevin Roche (Irland)
1981: James Stirling (Vereinigtes Königreich)
1980: Luis Barragán (Mexiko)
1979: Philip Johnson (USA) und John Burgee (USA)

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