Pritzker Preis 2024 an Riken Yamamoto
Er steht auch schon 2025 und in den Jahren drauf im Kalender: der Tag, an dem aus Chicago wie immer pünktlich um 9:00 Uhr lokaler Zeit die Meldung in die Welt gesandt wird: „The Pritzker Architecture Prize announces XYZ as the 2025 Laureate of the Pritzker Architecture Prize, the award that is regarded internationally as architecture’s highest honor.“ Das klingt nicht bescheiden, muss es auch nicht, der Preis gilt als Nobelpreis für Architekten … und auch ein paar wenige Architektinnen inzwischen. Seit 1979 wird er vergeben. 100 000 US-Dollar erhalten der oder die oder die Büroinhaber zusammen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an den Japaner Riken Yamamoto.
Mit ihm wurden damit insgesamt neun Architekten (und mit Kazuyo Sejima eine Frau) ausgezeichnet, womit der Nobelpreis für Architektur ganz offenbar eine Vorliebe hat … für Präzision? Kultiviertheit? Tradition? Handwerk?
In Europa ist Riken Yamamoto nicht unbedingt bekannt, sein vielgestaltiges Hauptwerk steht in seiner Heimat. Zu den bedeutenden Bauten gehören die Nagoya Zokei Universität (Nagoya/JP, 2022), die Tianjin Bibliothek (Tianjin/CN, 2012), das Mix-Use Jian Wai SOHO (Peking/CN, 2004), das Systemhaus Ecoms (Tosu/JP, 2004), Wohnen/Arbeiten im Shinonome Canal Court CODAN (Tokio/JP, 2003), Zukunftsuniversität Hakodate (HakodateJP, 2000), Iwadeyama Mittelschule (Ōsaki/JP, 1996) und Hotakubo Mehrgeschosswohnungsbau (Kumamoto/JP, 1991).
Der 53. Pritzker Preis zeichnet einen Architekten aus, dessen Werk in rund 5 Jahrzehnten entstand. Es zeigt teure Privathäuser und Sozialwohnungen, Grundschulen und Universitäten, Verwaltungsbauten und öffentliche Plätze sowie komplette Stadtentwicklungen. In Europa wurde gerade der Mehrzweckbau „The Circle“ am Züricher Flughafen von Yamamoto fertiggestellt, das bis heute vielleicht größte und teuerste Gebäude der Schweiz (rund 1 Mrd. CHF).
Riken Yamamoto also ein klassischer Allrounder in der internationalen Spitzenklasse? Das wäre wohl zu wenig im neuen Selbstverständnis der Preisstifterin und so setzt sie den Fokus auf das, was die Vielgestalt des Werks ausmacht (ausmachen soll?): das Verknüpfen von Öffentlichem mit Privatem, das Streben nach einer Architektur, die die gesellschaftlichen Spannungen auszugleichen in der Lage ist, das Modellhafte eines angestrebten, nachhaltigeren, sozial gerechteren Volkswirtschaftens, einer neuen Politik, differenzierter Infrastrukturen und Wohnsysteme, -typologien. Der Architekt, so die auslobende Stiftung, dekonstruiere traditionelle Vorstellungen von Freiheit und Privatsphäre, er entlarve die scheinbare Voraussetzung allen Planens aus langjährigen Gewohnheiten („das haben wir schon immer so gemacht“), er kämpfe gegen die Idee, Wohnen zu einer Ware zu konfektionieren ohne Bezug zur Nachbarschaft. Und er schlage, so die Stiftung weiter, eine Brücke zwischen Kulturen, Geschichten und Bürgern mehrerer Generationen, indem er internationalen Einfluss und modernistische Architektur an die Bedürfnisse der Zukunft anpasst und so dem Leben den nötigen Raum gibt.
Die öffentliche Verleihungszeremonie (mit Livestream) wird am 16. Mai in der Crown Hall am Illinois Institute of Technology stattfinden, dem Hauptwerk Mies van der Rohes. Hier wird der 75-jährige Riken Yamamoto einen Vortrag halten. Be. K.