Umbauen

Was ist ein Haus wert?

Besuch des UmBauLabor, Bergmannstraße 23, Gelsenkirchen

Welche Chancen, Ressourcen und Werte stecken in (m)einem Haus? Wie lässt sich Umbauen neu erlernen? Im UmBauLabor in Gelsenkirchen erprobt und diskutiert ein kleines Team der Baukultur NRW bis Ende 2026 nachhaltiges und kreislaufgerechtes Planen und Bauen, und zwar im Maßstab 1:1. Das Haus, in dem das UmBauLabor untergebracht ist, ist zu einem lebhaften Treffpunkt für die Entwicklung von Umbaukultur geworden: Seit dem 14. März 2024 werden in der Bergmannstraße 23 Materialien betrachtet, werden  Räume (gedanklich) und praktisch umgedeutet. Dabei gilt die Maxime: lieber gebraucht oder aufgewertet als neu.

Die Bergmannstraße in Gelsenkirchen liegt sehr zentral zum Zentrum, der Hauptbahnhof, zu welchem wir anreisten, ist ca. 15 min Gehweg entfernt. Die Wohnstraße mit sehr heterogener Nachbarschaft - von Gewerbe bis zu Sakralbauten wie beispielsweise die länger schon profanierte Heilig-Kreuz (Arch.: Josef Franke) mit beeindruckender Deckenausmalung (Gerhard Kadow) - überrascht tatsächlich mit dem für das Projekt von der Stadt zur Verfügung gestellten Gründerzeitbau, den man an dieser Stelle wohl nicht erwartet hat.

UmBauLabor in der Bergmannstrasse 23, Gelsenkirchen
Foto: Benedikt Kraft

UmBauLabor in der Bergmannstrasse 23, Gelsenkirchen
Foto: Benedikt Kraft

Ausstellung im Hof (Laminat als Ware)
Foto: Benedikt Kraft

Ausstellung im Hof (Laminat als Ware)
Foto: Benedikt Kraft

Hof
Foto: Benedikt Kraft

Hof
Foto: Benedikt Kraft

Anders allerdings, als seine zahllosen Pendants in vielen deutschen Städten ist die Nr. 23 - Baujahr 1903 - im Erdgeschoss komplett geöffnet: Hier hatte einmal eine Fleischerei ihren Laden, Spuren davon sind noch an allerdings längst überbauten Wandoberflächen zu finden, ein paar Einrichtungsgegenstände zeugen von dem blutigen Handwerk. Zuletzt waren eine Autowerkstatt untergebracht und ein Imbiss.

Foyer, Veranstaltungsraum, ehemaliger Imbis, ursprünglich Metzgerei
Foto: Benedikt Kraft

Foyer, Veranstaltungsraum, ehemaliger Imbis, ursprünglich Metzgerei
Foto: Benedikt Kraft

Treppenhaus EG
Foto: Benedikt Kraft

Treppenhaus EG
Foto: Benedikt Kraft

Treppenhausfenster mit Stahlträger außen querend
Foto: Benedikt Kraft

Treppenhausfenster mit Stahlträger außen querend
Foto: Benedikt Kraft

Erkerzimmer
Foto: Benedikt Kraft

Erkerzimmer
Foto: Benedikt Kraft

In den beiden Obergeschossen plus Dachgeschoss - alle drei über eine zum Mittelrisaliten stilisierten Erkerturm in der zweiten Fensterachse - gab es große Wohnungen, die teils im Grundriss erhalten, teils bereits eigenartige Unterteilungen erfahren haben, wie sie viele Wohnbauten aus dieser Bauzeit haben über sich ergehen lassen müssen.

Eines der typischen Bäder, hier in Lachsrosa
Foto: Benedikt Kraft

Eines der typischen Bäder, hier in Lachsrosa
Foto: Benedikt Kraft

Stütze geöffnet ("Fundstück Nr. 3")
Foto: Benedikt Kraft

Stütze geöffnet ("Fundstück Nr. 3")
Foto: Benedikt Kraft

Wand geöffnet ("Fundstück Nr. 6")
Foto: Benedikt Kraft

Wand geöffnet ("Fundstück Nr. 6")
Foto: Benedikt Kraft

Grabung, Wand
Foto: Benedikt Kraft

Grabung, Wand
Foto: Benedikt Kraft

Dieses Haus mit durchaus markant gestalteter Fassade, wurde der Baukultur Nordrhein-Westfalen e. V., Sitz in Gelsenkirchen und Nachfolgeverein des M:AI u. a. seitens der Stadt vorgeschlagen. Der Verein hatte auch in Nachbarstädten nach geeigneten Immobilien gefragt. Gesucht wurde ein Haus, in dem im Maßstab 1:1 der Umbau erprobt werden sollte. Was kann man im und mit dem Bestand machen? Was geben seine Materialien, seine Stoffe, seine Bauteile her? Ist das, was abbruchreif aussieht, tatsächlich am Ende?

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

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Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

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Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

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Foto: Benedikt Kraft

Wesentliche Fragen, die heutige Planer, Immobilienhändler, Politikerinnen und private Bauherrn interessieren. Nicht nur, weil Ressourcenschonung zum guten Ton gehört, auch, weil die Materialkosten die Arbeitskosten so langsam überholen. Das rund 120 Jahre alte Haus in der Bergmannstraße eigente sich insbesondere auch, weil über die ehemalige gewerbliche Nutzung eine öffentliche Bespielung überhaupt erst möglich ist: das Team des Baukultur NRW e. V. arbeitet ausschließlich mit Externen, mit Studentinnen, mit Stadtbauräten, Planerkollegen aber auch, und das ist dem Verein sehr wichtig, mit der Nachbarschaft. So werden beispielsweise Workshops zum Thema Schimmel veranstaltet, die sich nicht an Fachleute sondern, das wird man sagen können, an Betroffene wenden.

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

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Foto: Benedikt Kraft

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Foto: Benedikt Kraft

Wir sprachen im ehemaligen Imbiss, dem großen, zur Straße hin offenen Veranstaltungssaal, mit Santana Gumowski, Projektmanagerin UmBauLabor, und Peter Köddermann, Geschäftsführung „Programm“ der Baukultur NRW e. V., ließen uns einen Rundgang durchs Haus, den Hof und einfach alle Orte geben und machten am Ende unseren "DBZ, der Podcast" (Release ca. 9. September 2024).

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

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Foto: Benedikt Kraft

Tapete
Foto: Benedikt Kraft

Im Heft (DBZ 10 2024) wird es einen längeren Beitrag zum Projekt geben, hier zeigen wir ein paar Bilder, die - jedenfalls den Fotografen - an eigene Ausflüge in der Jugend in leerstehende Häuser erinnern. Dass man damals die verbotenen Räume noch einmal intensiver erlebte, deutet darauf hin, dass der Wert eines Hauses sich nicht monetär beziffern lässt; oder im besten Fall nicht allein beziffern sollte!

UmBauLabor

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