Allgäuer Baufachkongress 2024
Eine gelungene Netzwerkveranstaltung für Architekten, Fachhandwerkerinnen, Wissenschaftler sowie Vertreterinnen des Fachhandels und der Wohnungswirtschaft ist der im Januar 2024 von Baumit veranstaltete Allgäuer Baufachkongress in Oberstdorf. Er hat sich zu Recht als feste Größe im Veranstaltungskalender etabliert.
Rund 1 250 Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartete an drei Kongresstagen ein hochkarätiges Vortragsprogramm, das unter anderem von den Chefredakteuren der DBZ und Bauwelt moderiert wurde. Der Kongress bot ein vielfältiges Programm, das sich neuen Wohnkonzepten, der Digitalisierung im Bauwesen, zahlreichen Produkt- und Praxisinhalten wie auch den Themen Mitarbeitergewinnung, Unternehmensführung widmete.
Darüber hinaus markierte die 15. Kongressauflage den Schlussstein in der langjährigen Tätigkeit von Heiko Werf und Peter Sarantis als Geschäftsführer des Veranstalters Baumit. Zum Auftakt übergaben sie den Staffelstab an ihre Nachfolger Helmut Batscheider (zuvor Bereichsleiter Vertrieb) und Robert Fritzsche (zuvor Bereichsleiter Finanzen), bevor es zukunftsorientiert weiterging.
Zukunftstag
Um ein kreatives Mindset ging es im Vortrag von Frank M. Salzgeber, der als ehemaliger Leiter Innovation und Venture der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) mehr als 1 300 Start-ups aus der Wiege geholfen hat. Sowohl in der Raumfahrt als auch für ein innovatives Unternehmertum seien Tugenden wie Gelassenheit, Vertrauen, Teamgeist und Risikobereitschaft unerlässlich, so Salzgeber. Er plädierte dafür, kreativen Köpfen mehr Freiräume zu lassen und Scheitern als Methode zu begreifen: „Wenn ich etwas neu mache, muss ich davon ausgehen, dass ich scheitere.“ Nur so sei es möglich, aus Fehlern zu lernen und innovativ zu sein.
Baupraxistag
Ein eng getaktetes Programm erwartete die Kongressbesucher am zweiten Veranstaltungstag. Den Auftakt machte TV-Meteorologe Karsten Schwanke, der sich in einem sehr informativen wie kurzweiligen Vortrag der Frage widmete, welchen Einfluss der Klimawandel auf das Leben in unseren Städten hat und wie Architekten, Planerinnen und Entwickler darauf reagieren können? Da die 40 Grad-Marke nachweislich immer häufiger überschritten wird, werde der sommerliche Wärmeschutz in den kommenden Jahren ein ganz großes Thema, sagte Schwanke. Darüber hinaus zeigten städtische Temperaturprofile deutlich die stark kühlenden Effekte von fließendem Wasser und Grünflächen. Um entsprechende Anlagen zu bauen und zu erhalten, seien künftig zusätzliche Talsperren und Speicherseen ebenso notwendig wie ein ganzheitliches Wassermanagement.
Ein Bild von der materiellen und konstruktiven Umsetzung zukunftsweisender Architektur zeichneten die Vorträge von Thomas Kirmayr (Fraunhofer-Allianz Bau), Prof. Florian Nagler (TU München), Prof. Elisabeth Endres (TU Braunschweig) und Prof. Dirk E. Hebel (Karlsruher Institut für Technologie, KIT). Sie widmeten sich der Frage, wie wir dem Klimawandel mit einfachen und robusten Bauten begegnen können, die durch zirkuläre Baustoffe und sortenreines Fügen der Kreislaufwirtschaft Rechnung tragen.
Hervorzuheben ist zudem der Vortrag von Jürgen Gänßmantel. Der Sachverständige für Baustoffe und Bauphysik ging der Frage nach, wie sich Baumängel durch Prävention reduzieren lassen. Seine Kernaussage: „Nur wenn man bereit ist, bei der Kostenbetrachtung vielmehr die Lebenszykluskosten anzusetzen, kann es gelingen, die gebaute Qualität so zu verbessern, dass die tatsächliche Lebensdauer die geplante Lebensdauer erreicht.“
Unternehmertag
Zum Abschluss ging es um rechtliche Themen und Führungskompetenzen. Besonderes Highlight: Norbert Haug, der ehemalige Motorsportchef von Mercedes-Benz, sprach zum Thema „Formel 1 ist wie Häuser bauen − nur mit viel weniger Unbekannten.“ Michael Schuster / DBZ