Arctic Bath Spa, Harads/SWE
Bertil Harström, Architekt und Designer
Foto: Anders Blomqvist
Lappland ist eine der letzten wilden Landschaften Europas. Das Land der Mitternachtssonne und des Nordlichts im skandinavischen Norden mit seinen rauen Wäldern und Flüssen verspricht unberührte Natur und Outdoor-Abenteuer und gehört damit für Aktivurlauber schon lange zu den touristischen Highlights. Eine relativ neue Entwicklung sind handverlesene Attraktionen mit luxuriösen und ausgefallenen Hotelunterkünften. Eine davon ist das weit über die schwedischen Grenzen hinaus bekannte Treehotel in Harads mit seinen inzwischen acht Baumhäusern (siehe auch S. 8) – jedes einzelne ein architektonisches Kleinod mit Blick auf den Fluss Luleälv. Schon damals entstand die Idee, in dem wilden Gewässer ein Saunafloß zu bauen. Der Erfolg ihres Treehotel-Konzepts ermutigte das Betreiberpaar Kent und Britta Jonsson Lindvall und das Projekt Arctic Bath war geboren. Mit von der Partie die Architekten Bertil Harström und Jonas Kauppi, die mit ihren Baumhausentwürfen am Treehotel beteiligt waren.
Im Zentrum der Anlage aus einzelen Apartment-Hütten, die zum Teil an Land stehen und zum Teil auf dem Fluss schwimmen, befindet sich das kreisrunde Arctic Bath. Es ist inspiriert von einem Holzstau, als gefällte Bäume zur Verarbeitung den Fluss hinunter transportiert wurden. Eine über 300 Jahre alte Tradition, die in den 1960er-Jahren langsam zu Ende ging
Foto: Arctic Bath
Schwimmende Wellness- und Design-Oase
Das einzigartige Spa-Hotel schwimmt auf einem 500 m² großen Ponton mitten im Fluss Luleälv und ist für 50 Gäste dimensioniert. Das Arctic Bath bietet seinen Besuchern das ganze Jahr über eine ultimative Kombination aus Wellness und Abenteuer – der kreisrunde Bau mit seinen drei Saunen, heißen Bädern und Massageräumen sowie dem Restaurantbereich umgibt einen Innenhof mit einem zentralen Open-Air-Tauchbecken. Das erstklassige Restaurant mit regionalem Bezug zu einheimischen Produkten und samischer Tradition hat 24 Plätze für die Hotelgäste und eine Bar mit Lounge. Die runde Form schafft ein Außen und Innen und dort einen geschützten Raum in der Wildnis, der sich bestens zum Sonnenbaden, für Feiern und Konferenzen oder für arktische Bäder eignet, wenn die gesamte Anlage im Eis eingefroren ist.
Auf einem Ponton schwimmend bietet das Arctic Bath ganzjährig Wellness mit drei Saunen, heißen Bädern und Massageräumen sowie einem zentralen Außenpool
Foto: Arctic Bath.
Die Gäste des Arctic Bath wohnen in zwölf luxuriösen Apartments, kleinen Hütten für zwei bis fünf Personen. Sechs davon schwimmen auf eigenen Pontons im Fluss und sind wie das Rundhaus durch einen Steg mit dem Ufer verbunden. Das Ensemble verschmilzt aufgrund seiner Kleinteiligkeit und seiner Materialität mit der Landschaft, wird eins mit ihr und bietet so seinen Gästen die einzigartige Möglichkeit, sich selbst als Teil der Natur zu erleben.
Johann Kauppi entwarf für die schwimmenden Cabins eine Form aus zwei einander zugeneigten Baukörpern, die Schlafraum und Badezimmer enthalten und frei im Wasser zu dümpeln scheinen. Die Doppelzimmer-Kabinen wurden an Land direkt auf die Pontons gebaut, dann an ihren Standort geschleppt und dort im Flussgrund verankert.
Sechs weitere Hütten stehen auf Pfählen in Ufernähe zwischen den Bäumen und erlauben mit ihren verglasten Außenwänden einen atemberaubenden Ausblick in die zu jeder Jahreszeit beeindruckende Natur, vor allem im Winter, wenn die Polarlichter am Himmel tanzen. Die zweigeschossigen, ca. 62 m² großen Hütten können bis zu fünf Gäste beherbergen. Auch hier stand der Wunsch Pate, den Gästen für eine kurze Zeit die naturnahe Lebensweise in der Region zu vermitteln, ohne allerdings auf Komfort und Luxus verzichten zu müssen.
24 Plätze bietet das Restaurant im kreisrunden Hauptgebäude, das zum größten Teil aus einheimischen Hölzern gebaut wurde
Foto: Arctic Bath.
Luxuriöses Ambiente in reduziertem Naturdesign
Die Hütten sind aus Fichten- und Kiefernholz aus der lokalen Holzproduktion gebaut. Auch die Innenausstattung besteht hauptsächlich aus Holz, dabei wurden heimische und exotische Hölzer kombiniert. Bei der Gestaltung der unterschiedlichen Wandpanels ließen die Architekten höchste Sorgfalt walten, integrierten Wandregale, Leuchten und Mobiliar und wählten Naturprodukte für den Lasuranstrich – in den Wohnräumen weiß, in der Sauna braun und für die Außenwände schwarz. Das Leitmotiv der historisch in den regionalen Sägewerken gefertigten Holzbretter zieht sich durch den gesamten Innenausbau – je nach Raumnutzung sind sie aus heimischen oder exotischen Hölzern, mit unterschiedlichen Abmessungen, diversen Konstruktionsformen, naturbelassen oder farblich lasiert. Die Innenräume sind, wenn nicht mit Holz, mit anderen Naturmaterialien ausgestattet, die perfekt mit der allgegenwärtigen Landschaft draußen harmonieren. Als Material wurden Holz, Stein, Leder und hochwertige Textilien gewählt.
Die runde Form schafft einen spürbar geschützten Raum in der Wildnis - hier der Gang zur Sauna
Foto: Daniel Holmgren
Starken Eindruck hinterlässt die Gestaltung des Arctic Bath als „Log Jam“. So nennt man die Blockaden aus Baumstämmen, die bei der Trift von ungebündelten Holzstämmen entstanden, wenn sich die Stämme an den Stromschnellen unkontrolliert zu oft meterhohen, undurchdringlichen Gebilden aufgetürmt hatten und manchmal nur mit Dynamit gelöst werden konnten. Von einem solchen Baumstau inspiriert ist das runde Haupthaus über und über mit Baumstämmen bedeckt. Eine Kreation, die Fragen aufwirft, Interesse weckt und Lust darauf macht, die Geschichte der Region zu entdecken. Gelegenheit dazu geben Workshops und Aktivitäten, die das Team vom Arctic Bath vermittelt.
Blick in eine der drei Saunen
Foto: Daniel Holmgren
Natur und Geschichte als Leitidee
Das gesamte Entwurfsteam, zu dem neben Bertil Harström und Jonas Kauppi auch die Designerin AnnKathrin Lundqvist gehörte, ließ sich von der historischen Bedeutung der Wälder für die Region um den kleinen Ort Harads und der Tradition der Holzverarbeitung inspirieren. „Ich habe mich für die lokale Perspektive entschieden, was als Einschränkung gesehen werden kann. Aber die Erfahrung zeigt, dass alles, was man braucht, bereits vorhanden ist,“ erläutert Bertil Harström seine Herangehensweise. „Die Aufgabe besteht darin, alte Ideen auszugraben und sie für die heutigen Bedürfnisse neu zu interpretieren.“
Die schwimmenden Doppelzimmer-Cabins wurden an Land auf die Pontons gebaut und dann ins Wasser gelassen. Ausgestattet sind sie mit einem Doppelbett, Dusche, Klimaanlage und Pelletofen. Eine Brücke verbindet sie mit dem Flussufer
Foto: Arctic Bath.
Bis in die 1960er-Jahre war die Holzflößerei auf dem Luleälv die einzige Möglichkeit, die reiche Holzernte aus den Wäldern des Nordens zu den Sägewerken und Transportschiffen an der Ostsee zu bringen. Heute hat die Holzindustrie mit ihren Harvestern und Lkw-Trucks diese Arbeit übernommen. „Die Tradition des Holztransports auf den Gewässern des Luleälv und die Flößerei leben als starke Erinnerung fort und wurden zu unserem Ausgangspunkt für das Arctic Bath,“ erinnert sich Harström. Die skulpturale Gestaltung des Arctic Bath will er deshalb als Hommage an die jahrhundertealte Flößertradition verstanden wissen – eine Erinnerung an die Vergangenheit und gleichzeitig ein mahnendes Symbol für eine nachhaltige Forstwirtschaft an künftige Generationen.
Text: Inga Schaefer, Bielefeld
Vorne der Schlafraum einer Apartment-Hütte auf dem Wasser
Foto: Daniel Holmgren
Die sechs Apartment-Hütten an Land sind
62 m2 groß und bieten zwei oder fünf Gästen Platz
Foto: Daniel Holmgren
Das Bad in einer der sechs Hütten an Land
Foto: Anders Blomqvist
Sechs Hütten stehen auf Pfählen in Ufernähe. Durch ihre Kleinteiligkeit fügen sie sich gute in die umgebende Natur ein
Foto: Anders Blomqvist
Grundriss Spa, M 1:400
1 Windfang
2 Lobby
3 Bar
4 Rezeption
5 Shop
6 Büro
7 Personal
8 Massage
9 Umkleiden
10 Relaxen
11 Sauna
12 Sprudelbecken
13 Technik
14 Küche
15 Restaurant
16 Außenpool
Grundriss Cabin an Land (für 2 Personen), M 1 : 150
Projektdaten
Objekt: Spa Hotel Arctic Bath
Standort: Ramdalsvägen 10, Harads/SE
Bauherr: Kent und Britta Lindval, Harads/SE
Architektur / Innenarchitektur: Bertil Harström, Sundsvall/SE und Johan Kauppi, Kauppi & Kauppi, Malmö/SE, www.kauppikauppi.se; AnnKathrin Lundqvist, Akenberg Design, www.akenberg.com
Eröffnung: 2020
Anzahl Räume: 12
Preis pro Übernachtung, je nach Buchung: ca. 650 €
www.arcticbath.se
Hersteller
Einrichtung Landhütten: Input Interior,
www.inputinterior.com
Möblierung Restaurant: Stolab,
www.stolab.se; Blå Station,
www.blastation.com
Loungemöbel: Karl Andersson,
www.karl-andersson.se; Stolab,
www.stolab.se; Swedese, www.swedese.se
Betten: Carpe Diem Beds,
www.carpediembeds.com