Aus der Vergangenheit für heute

„Ein einziges, ein x-beliebiges Gebäude reicht [dem Kritiker; Be. K.] aus, um daran die ganze Pathologie der menschlichen Gesellschaft zu entwickeln.“ Dieses Credo kommt von einem Kritiker (und Architekten), der es wissen muss und es tatsächlich schaffte, das Pathologische auch auf den oder manchmal auch die Punkt(e) zu bringen. Das jedenfalls offenbart der Blick auf die hier versammelten Kritiken aus vierzig Jahren jüngster deutscher Architekturgeschichte. Wer eintaucht,

kommt kaum wieder heraus aus den klar formulierten Geschichten über Bauten, die es heute noch wert sind, dass man über sie schreibt/spricht; aber ebenso auch über personelle Verflechtungen, über kleine Skandale und große Siege.

Der Blick aus der Vergangenheit der Texte, die sämtlich literarische Qualitäten (und Erzählungsumfang) haben, überrascht teils mit seiner „Immer Noch“-Aktualität einerseits, wie dem mulmigen Gefühl, dass wir damals schon weiter waren. Gewiss auch in der Art und Weise, wie über das aktuell Gebaute geschrieben wird: unabhängig, an (fast) alle gerichtet, kritisch und eben immer mit dem nötigen Quentchen Feinsinnigkeit und Humor, Beide vermögen die Schärfe mancher Kritik zu mildern, auch wenn ihm, Hermann Funke, eini­­ge der Kritisierten „geradezu zähnefletschend gegenüberstehen”, so ein Zeitgenosse. Sehr hilfreich und in diesem Kontext unumgänglich das Artikelverzeichnis sowie ein Sach- und Personenregister. Be. K.

Hermann Funke. Architekturkritiken 1962–2003. Hrsg. v. Daniel Funke. Adocs, Hamburg 2022, 352 S., zahlr. sw-Abb., 26 €, ISBN 978-3-943253-57-3
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