Baukulturbericht 2024/2025
Der Baukulturbericht 2024/25 ist da (Print wie online)
Abb.: Bundesstiftung Baukultur
Seit 2014 und alle zwei Jahre stellt die Bundesstiftung Baukultur den Baukulturbericht vor. Themen der vergangenen Berichte waren 2014: „Gebaute Lebensräume der Zukunft – Fokus Stadt“, 2016: „Stadt und Land“, 2018: „Erbe – Bestand – Zukunft“, 2020: „Öffentliche Räume“ und 2022: „Neue Umbaukultur“. Nun hat die Bundesstiftung einen Baukulturbericht vorgelegt, dessen Titel sehr technisch daherkommt und wenig Architektur vermuten lässt: „Infrastrukturen“ (auf der obengenannten Webseite als PDF kostenfrei zum Download, 198 S.).
Dass das nicht bloß den Straßenbau oder die Versorgungsleitungen unter – wie über – der Erde meint, versteht man, wenn man der Bundesstiftung folgend zu dem Schluss kommt: „Infrastrukturen sind die Basis für gleichwertig gute Lebensverhältnisse und Grundlage unserer Demokratie.“ Das ist hoch gehängt, aber nicht zu hoch. Und schließlich öffnet der Bericht damit nicht nur Türen, er geht schon mitten durch diese hindurch, denn längst ist das Thema auch in der Politik angekommen.
Koinzidenz oder Weitsicht? Immerhin wird der Bericht zuerst dem amtierenden Bundeskabinett vorgelegt und erläutert, bevor er uns die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen an Kommunen, Politik und Bauschaffenden vorstellt. In diesem Jahr war das am 20. Juni im Rahmen des Konvents der Baukultur in Potsdam.
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Foto: Benedikt Kraft
„Der Maßstab für technische und soziale Infrastrukturen muss dabei ihre Verfügbarkeit und ihre dienende Funktion für das Gemeinwohl sein. Aufgrund des zunehmenden Sanierungsrückstaus ist dies jedoch immer schwieriger zu gewährleisten. Allein für die kommunale Infrastruktur zeigte das KfW-Kommunalpanel 2023 einen Investitionsstau von 160 Mrd. €. Der neue Baukulturbericht identifiziert verschiedene Handlungsfelder, wie die Transformation unserer Infrastrukturen, die gesellschaftlichen Anforderungen Rechnung trägt, die für unsere Umwelt Verantwortung übernimmt und die nicht nur funktioniert, sondern auch gestalterische Ansprüche bedient, gelingen kann.“ So die Herausgeber zu ihrem Bericht, und Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, weiter: „Es geht bei dem sperrigen Begriff ‚Infrastrukturen‘ um die Basis unseres Zusammenlebens und die Chance, unsere Umwelt lebenswerter zu machen und besser zu gestalten. Dass Infrastrukturen funktional sein müssen, versteht sich von selbst – gleichzeitig ist dabei aber nicht egal, wie sie aussehen: Städtebaulich integrierte und gut gestaltete Infrastrukturen können einen positiven Beitrag zu einer lebenswerten Umwelt leisten.“
Der Baukulturbericht 2024/25 widmet sich verschiedenen Infrastrukturbereichen, wie etwa Verkehrswegen, Beförderungssystemen oder sozialen Einrichtungen. Die Themen reichen von der Bedeutung des Ingenieurbaus über die technischen, funktionalen und ästhetischen Ansprüche an Ingenieurbauwerke bis hin zu Fragen der Ausbildung und Praxis.
Die Stiftung hat den Bericht selbständig erarbeitet und hierzu zwei Baukulturwerkstätten sowie eine Reihe von Baukulturdialogen und Fachgesprächen durchgeführt. Sie hat zudem zahlreiche Verbände und Interessenvertreter aus den für die Stiftung relevanten Arbeitsbereichen in die Erarbeitung des Berichts einbezogen. Drei Befragungen der Bundesstiftung – eine Bevölkerungsumfrage, eine Kommunalumfrage und eine Umfrage bei den planenden Berufen – bereichern die Erkenntnisbasis des Berichts.
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Foto: Benedikt Kraft
Dass der zweijährlich verfasste Bericht politisch wahrgenommen wird, zeigen die Reaktionen der Fachausschüsse im Deutschen Bundestag. So wurden aus den Berichten zahlreiche Entschließungen verabschiedet (Bundestags- bzw. Ausschussdrucksachen 18/4850, 18/11384, 19/11191, 19(24)305, 20/10998). Mit dem Baukulturbericht 2024/25 unter dem Titel „Infrastrukturen“ hat die Bundesstiftung Baukultur nun ihren sechsten Bericht zur Lage der Baukultur in Deutschland vorgelegt.
Die Bundesstiftung Baukultur ist eine durch das Bundesgesetz vom 17. Dezember 2006 errichtete Bundesstiftung mit Sitz in Potsdam. Ihr ist die Aufgabe zugewiesen worden, das Bewusstsein für gutes Planen und Bauen zu stärken und die Qualität und die Leistungsfähigkeit des Planungs- und Bauwesens in Deutschland national wie international herauszustellen.