Bei Solarlux: KI und Konfekt
Alle Jahre wieder: die zweitägige Vortragsreihe „Architektur im Foyer“ bei Solarlux. Die bereits in fünfter Auflage seiende Veranstaltung bot an zwei Tagen neben einer Preisverleihung – der Design Educates Awards, die in verschiedenen Kategorien Architektur- und Designprojekte zumeist junger Preisträgerinnen aus der ganzen Welt auszeichnet – Werkberichte von Prof. Dr. Thomas Schröpfer, Director, Advanced Architecture Laboratory, Singapore University of Technology and Design, von Jeroen de Willigen, Partner - Creative Director, De Zwarte Hond, und von Prof. Jan Krause, Hochschule Bochum, der mit seinem Beitrag zur KI einen ebenbürtigen Ersatz lieferte für den erkrankten Marc Jenewein, LOVE architecture + urbanism, Graz/AT. Es sprachen auch Arne Lijbers von Mecanoo, Delft/NL und last but not least Bart Lens, Lens Ass Architects, Hasselt/BE.
Um gleich mit Letzterem zu beginnen: Die trocken präsentierten Arbeiten des Belgiers waren Perlen, wie überhaupt Solarlux schon in der vergangenen Auflage mit belgischem Konfekt die vom Hightech-Anschauen müden Augen erfrischte! Man möchte hoffen, dass die Veranstalterin noch mehr von dieser Qualität zu Tage fördert aus dem Nachbarland, von deren nobler Einfachheit und kuriosem Einfallsreichtum zu profitieren wäre!
Mecanoo im Schnelldurchgang: durch aktuelle Projekte im belebten Stadtraum, raumbezogen wie gestalterisch sicher. Ähnlich und doch ganz anders der Landsmann Jeroen de Willigen, dessen Projektpräsentation mehr uns Bekanntes zeigte als das bekanntere Büro aus Delft.
Erhellend der Beitrag von Jan Krause, der mit seinen Studentinnen (einige waren anwesend) das Experiment gestartet hatte, mittels ChatGPT Entwürfe zu entwickeln, die nach Vorgaben und Korrekturschleifen zu verfeinern wären. Überraschend: Die KI arbeitete schnell, realistisch und knapp unterhalb des High-Level-Popartniveaus internationaler Visualisierungsagenturen, die sonstwo in der Welt den Bilderhunger der Investoren – Spektakel plus Architektur – befriedigen. Klar wurde der Hochschulgruppe aber auch, dass KI nichts von Architektur versteht, sondern schlicht aus dem gigantischen Datenmaterial eben bildgewaltig bis obszön direkt kopierend kollagiert. Dass die Ergebnisse so realistisch, auch so vertraut wirkten, stimmte nachdenklich.
Nachdenklich sollte auch machen, dass wir uns noch viel zu wenig um KI und Co im Job kümmern, denn nicht nur Textproduzenten (also wir), sondern auch Architekturbüros sollten sich darauf einstellen, dass große Teile der Arbeit in nicht wenigen Jahren von ChatGPT oder vergleichbaren Programmen übernommen werden. Dass das dann wohl kaum die Qualität hat, wie sie Lens Ass Architects in die Welt stellen, beruhigt, die Frage allerdings ist: Wie lange noch?! Hier bitte weitermachen, liebe Solarluxen, KI und Konfekt, in Melle der Welt vorgestellt. Und nicht am Ende: Bewerbungen zum Design Educates Award sind ab sofort online möglich! Vielleicht sieht man sich ja schon aus diesem Grund in Melle 2024?! Be. K.