„Gute Architektur sollte mehr können“

Soziale Nachhaltigkeit – unter diesem Thema stand die 6. international besetzte Vortragsreihe „Architektur im Foyer“ am 19.–20. September bei Solarlux in Melle. Dort stellten namhafte Architekturbüros herausragende Projekte vor, darunter EMBT Architects aus Barcelona, Anupama­ Kundoo Architects aus Pune und Berlin sowie AllesWirdGut Architektur aus Wien. Zum Auftakt wurden gemeinsam mit der Laka Stiftung die international ausgeschriebenen Design Educates Awards (DEA) vergeben. In der Kategorie „Architecural Design“ wurde als Winner of the Year 2024 das japanische Architekturbüro Satoshi Okada Architects ausgezeichnet.

Insgesamt hatten sich Projekte aus 40 Ländern und allen Kontinenten um die Design Educates Awards beworben. Juriert wurde in den Kategorien „Product Design“, „Universal Design“, „Architectural Design“ (hier gab es die meisten Einsendungen), „Emerging Designers“ und „Solarlux Choice“. Prominent war auch die international besetzte Jury. So befand sich unter den 13 Architektinnen und Designern auch Pritzker-Preisträger Toyo Ito. Für den deutschsprachigen Raum saß Barbara Holzer in der Jury. Als Kurator fungierte wieder Architekt und DEA-Preis-Initiator Dr. Peter Kuczia. „Dieser Preis soll Wissen vermitteln“, sagte Nicole Holtgreife, die gemeinsam mit Solarlux-Marketingleiter Matthias Fuchs die Preisverleihung moderierte. So sollen die ausgezeichneten Projekte idealerweise einen Wandel in Vorstellungen und Werten bei Planungsbüros und deren Auftraggebern auslösen.

Projekte mit pädagogischem Potential

Und das waren die Kriterien für den Preis: Gesucht wurden innovative Projekte jeder Größenordnung (fertiggestellt oder Konzepte aus den letzten fünf Jahren), die neben einer hervorragenden Ästhetik auch einen Mehrwert bieten – wie z. B. pädagogisches Potenzial, Elemente des Geschichtenerzählens, die Anregung kritischen Denkens, die Fähigkeit, Emotionen oder das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer zu beeinflussen oder eine Auswirkung auf die Wahrnehmung. Die Preise werden von der gemeinnützigen Laka Stiftung vergeben, einem weltweiten Netzwerk, das sich auf soziale Auswirkungen durch Design und Architektur konzentriert.

Der japanische Architekt Satoshi Okada nahm den Preis vor Ort entgegen und stellte sein ausgezeichnetes Projekt Gallery U/a vor. Dabei handelt es sich um einen gläsernen Anbau für Sportwagen mit einer filigranen Tragwerksstruktur, der sich in die Bambus-Wald-Umgebung nahtlos einfügt. Das von historischen, architektonischen Prinzipien inspirierte Gebäude nutzt energieeffiziente geothermische Heizungs- und Belüftungssys-teme. „Ein Gebäude allein ist noch keine Architektur“ sagte auch der zweite Keynote-Redner der Preisverleihung, der finnische Architekt und Juror Rainer Mahlamäki (Lahdelma& Mahlamäki Architects). Erst mit seinem sich Einfügen in die Umgebung werde es zu Architektur. Das ist Satoshi Okada ganz offensichtlich gelungen.

Gold-, Silber- und Bronzegewinner

Weitere Gold-Gewinner in der Kategorie „Architectural Design“ sind der Konzertsaal Haus Marteau in Lichtenberg von Peter Haimerl.Architektur und der Busajo Campus in Äthiopien vom Studio Benaim. Silber ging an das Twisted Brick Shell - Concept Library von dem chinesischen Büro HCCH Studio sowie an den ikonischen Amsterdamer Wohnkomplex Sluishuis von Barcode Architects und der Bjarke Ingels Group BIG. Bronze erhielten: Klobouckà lesní Headquarters, Brumov-Bylnice/CZ (Mjölk s.r.o), La Cité, Toulouse/FR (Taillandier Architectes Associés), Rapunzel Welt, Legau (haascookzemmrich STUDIO2050), Lastu, STEP Professional Training Center, Järvenpää/FI (OOPEAA Ofice for Peripheral Architecture), Lam Son Community House, Lam Son Town/Vietnam (1+1›2 International Construction Architecture JSC), Essential Homes Research Project, Venedig/IT (Holcim und die Norman Foster Foundation). Darüber hinaus gab es zahlreiche Anerkennungen.

Rückbesinnung auf lokale Materialien

Am zweiten Tag standen die Vorträge von Marzia Faranda (EMBT Architects, Barcelona), Anupama Kundoo (Anupama Kundoo Architects, Pune/Indien) und Christian Waldner, AllesWirdGut Architektur ZT, Wien) im Vordergrund. Als Moderator führte Jan Krause, (Hochschule Bochum) gekonnt durch den Nachmittag. So unterschiedlich ihr Hintergrund, ihre Arbeitsweisen, ihr Fokus und ihre Haltung zu baukulturellen Fragen auch sein mögen, Aspekte von sozialer Nachhaltigkeit – dem Überthema der Veranstaltung - hatten alle gezeigten Projekte. Sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt und kreieren sinnvolle, befähigende und motivierende Gebäude mit Mehrwert.

Die indische Architektin Anupama Kundoo, die zur Zeit auch an Universitäten in Berlin und Yale lehrt, rief zur Rückbesinnung auf lokal verfügbare Baumaterialien auf. „Das Material war immer lokal“, dies müsse wieder mehr ins Bewusstsein von Planerinnen und Planern rücken. Einer zeitgemäßen Architektur stehe das nicht im Weg, wie die Beispiele ihres Büros in Indien eindrucksvoll zeigen.

Und so fasste Moderator Jan Krause zusammen: „Gute Architektur sollte nicht mehr kosten, sondern mehr können.“

Die Gewinnerinnen und Gewinner aller Kategorien der Design Educates Awards unter

www.designeducates.com

Heide Teschner/DBZ

www.designeducates.com

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