Das große Ganze und die Details im Blick
Text: Ina Lülfsmann/ DBZ
Als das wichtigste Werk in der Karriere des dänischen Architekten Arne Jacobsen bezeichnet Michael Sheridan das SAS House in Kopenhagen und belegt seine Aussage mit einem über 300 Seiten umfassenden Buch. Es beleuchtet die Entstehung sowie verschiedene wesentliche Elemente des Gebäudes detailliert und setzt sie in Beziehung zu Arne Jacobsens Schaffen als Architekt und Designer sowie zu anderer wichtiger Architektur der Zeit.
Das Gebäude gegenüber des Kopenhagener Hauptbahnhofs wurde 1960 als Luxushotel mit angeschlossenem Flughafenterminal für die skandinavische Fluglinie SAS (Scandinavian Airlines System) gebaut. Jacobsens Auftrag ging über den architektonischen Entwurf weit hinaus und umfasste zudem auch die gesamte Innengestaltung – er entwarf Möbel, Leuchten, Textilien, Geschirr und sogar das Logo für das Hotel.
Auf nachvollziehbare Weise legt Sheridan in seinem Buch den Gesamtentwurf als eine logische Konsequenz der Laufbahn des Architekten dar und lässt dabei auch die Einflüsse durch andere Architekten und Gebäude nicht außer Acht. Sieben Kapitel widmen sich detailliert den Bauelementen Fenster, Wände, Beleuchtung, Textilien, Holzarbeiten, Möbel und Objekte. Ausgangspunkt ist jeweils Zimmer 606, das als einziger Teil von Arne Jacobsens Innenausstattung heute noch erhalten ist. Mit seinen hellgrünen Wänden, der dunklen Holzvertäfelung und den originalen Möbeln und Leuchten ist es eine „Zeitkapsel“, wie Sheridan es nennt, für das außergewöhnliche Gesamtwerk des Architekten. Denn der Rest wurde ab den späten 1960er-Jahren, also nur wenige Jahre nach der Eröffnung des SAS House, stückweise ausgetauscht und erneuert. Allein Kersi Porbunderwalla, der das Hotel von 1983 bis 1988 leitete, ist zu verdanken, dass Zimmer 606 noch existiert und Dinge wie das flexibel einsetzbare System von Einbaumöbeln oder die verschiebbaren Leuchten im Original noch zu sehen sind.
Das neue Buch vom Hatje Cantz Verlag zeigt viele großformatige Fotos des Gebäudes, von Details sowie von den vielen anderen Gebäuden, die Jacobsen selbst entworfen hatte oder die ihn inspirierten. In wohl gesetztem Layout auf schönem Papier lassen sie die Leserin das Buch immer wieder mit Freude aufschlagen und sich an anderer Stelle in die Geschichte des Hauses vertiefen. Denn auch die vielen und teils sehr umfangreichen Texte sind so angenehm zu lesen, dass man glatt die Zeit über der Lektüre vergessen kann.