DBZ Intern

Liebe Leserinnen und Leser,

bauen Sie noch mit Beton? Oder schon hybrid? Bauen Sie mit Ziegeln oder nutzen Sie den Holzrahmenbau? Vollholz oder Porenbeton? Kunststofffolien, Lehmplatten, Aluminiumblech?

Wer baut, verwendet Baumaterial, meist standardisierte Bauprodukte. Vor gar nicht langer Zeit gingen die Diskussionen noch darüber, welches Material denn der Bauaufgabe gerecht werde, welches angemessen, dauerhaft und zugleich günstig sei. Dann kam das Thema der Entsorgung, dann das der Weiter-, der Wiederverwertbarkeit. Cradle to Cradle ist aktuell der neue Heilsbringer, Baumaterialzertifizierungen sollen das Konsumentengewissen beruhigen. Und sicherlich kommen ganz bald völlig neue Materialien, die noch sauberer, noch ehrlicher, noch … Ja was eigentlich? Noch effizienter sind. Effizienter im Verlangsamen einer ständig sich aufblasenden Negativbilanz in Sachen Ressourcenverbrauch. Klar, unser Bauen wird effizienter, digitaler, sauberer, die Materialien werden leichter wieder- und weiterverwendbar, ihre Erfassung in Materialkatastern feinkörniger. Das Bewusstsein für angemessene, also gute (gerne auch „baugesunde“) Materialien wächst. Dennoch werden wir weiterhin Stoffe in Material und dann in Produkte umsetzen, mehr Stoffe, als wir eigentlich dem natürlichen Stoffkreislauf entnehmen dürfen. Denn trotz aller Steigerung der Materialeffizienz wächst der Baumarkt, weltweit, weil er, einer lange schon angezweifelten Doktrin nach, wachsen muss.

Wie wäre es damit, Effektivität statt Effizienz als Steuerungsgröße im Materialgebrauchsmarkt zu etablieren?! Es tut Not, über die Effekte unserer sich gut entwickelnden Effizienzanstrengungen zu sprechen. Die Redaktion hat das gemacht, mit Annette Hillebrandt und Christina Sonnborn. Und mit ihrer Unterstützung Projekte und Fachbeiträge für dieses Heft ausgewählt. Die beiden, unsere Heftpartnerinnen für das Thema „Baumaterial“, arbeiten am Institut für Baukonstruktion, Entwurf, Materialkunde – Forschungsschwerpunkt Kreislaufpotentiale im Hochbau an der Bergischen Universität Wuppertal. Was dabei herauskam? Ein Querschnitt durch das Mögliche: alte Materialien neu interpretiert, alte Materialien noch neuer gemacht, Recyceltes im Neuen, das Neue für den späteren Kreislauf vorbereitet usw.

Neue, das Problem des Ressourcenverbrauchs lösende Materialien waren da nicht in Sicht und werden es wohl auch nie sein. Außer Luft, mit der man Luftschlösser bauen kann, aber sonst nichts.

Es liegt in der Natur der menschengemachten Dinge, das sie am Ende ein Produkt sind. Das kann besser oder schlechter für uns alle sein. Also weg von der Einzelbetrachtung, hin zur Sicht auf die Effekte, die wir über alle Themen des Bauens spannen sollten. Das könnte, mit unserer Präsentation ganz unterschiedlicher Projekte und Forschungsarbeiten in diesem so wichtigen DBZ-Heft zum Thema „Baumaterial“ gelungen sein. Wir jedenfalls gehen aus dieser Arbeit am Heft mit noch einmal geschärfteren Sinnen für die wesentlich anstehenden Themen im Bauen die demnächst folgenden Monate und Heft-Themen durchaus optimistisch gestimmt an.

Seien Sie herzlich gegrüßt, bleiben Sie beweglich,

Ihr

Benedikt Kraft

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