Zukunftsfähig bauen. Warum eigentlich nicht?
„Zukunftsfähig bauen“, das erscheint im Augenblick fast ein Widerspruch in sich selbst zu sein. Denn noch sind wir weit entfernt davon, zukunftsfähig zu bauen. Oder doch nicht? Wenn man sich, wie Sie es gleich machen werden, in die von der Redaktion hier im Heft versammelten Beiträge einliest, kommt man ins Schwanken: Dürfen wir überhaupt noch bauen? Ist Holz, Lehm oder ein vergleichbarer Baustoff wirklich die Lösung unseres Ressourcen- und auch CO₂-Ausstoß-Problems? Müssen wir tatsächlich schon gestern angefangen haben mit dem Umkrempeln oder sollten wir uns nicht derart vorantreiben lassen durch die stetig steigende Zahl Berufener, Warner und Wahrsager, deren teils nicht zu unterschätzender politischer Einfluss zu denken gibt angesichts Jahrzehnte alter Empfehlungen von Wissenschaft und Sachverständigen?
Angst ist ein schlechter Berater, das ist klar, doch zeitweise möchte man glauben, dass es ohne düstere Zukunftsszenarien nicht geht. Werner Sobek überraschte auf den Ulmer Betontagen Anfang 2020 mit apokalyptischen Aussichten. Der Mann gehört zur deutschen Planerspitze, niemand würde ihn als Esoteriker, gar Spinner bezeichnen. Aber dann war der mit Vehemens gehaltene Vortrag zu Ende: Stille im Saal, schließlich lang anhaltender Applaus und … wieder nichts. So auch auf den großen Architektentagen des vergangenen Jahres, Manifeste und 10 Punkte, neue alte Schlagworte, die Stichworte für ein Planen und Bauen morgen liefern sollten, aber das Morgen ist mittlerweile Gestern und … wieder nichts.
Aus Brüssel kommen andere Töne, die Baubranche soll jetzt ran, dabei aber immer Baukultur leben. Baukultur? Ist das nicht das kaum fassbare Wesen, das wir immer gerne mit Tuschestift und einer gehörigen Portion Architekturgeschichte malen?! Aber brauchen wir nicht eher die kindliche Unbefangenheit, die uns nach vorn bringt? Diversität der Konzepte? CO₂-optimierte Entscheidungsmodelle? Narrative statt Normen? Kurz und gut: den ganzen Pragmatismus des geballten Menschenverstands?
Unsere AutorInnen erzählen alle von dem Vorgenannten, die einen so, die anderen anders. Alle aber wünschen sich das offene Ohr, damit wir im Wandel weiter kommen und am Ende eben immer noch bauen können. Unser Leseheft lädt Sie ein, der hier versammelten Stimmenvielfalt Ihr Ohr zu leihen. Im Ernst, aber auch: mit viel Freude am Entdecken!
Ihre DBZ-Redaktion