Nicht zufriedenstellend
Urbanität und Ruralität als „kulturelle Leistungen“ zu benennen ist das eine, das andere, eine solche, auf einen begrenzten Kulturraum – hier Bayern – bezogene Leistung als „Bavarität“ zu erklären. Diese äußere sich in ihrer spezifischen Raumproduktion als eine kontinuierliche Erzählung, deren Text man lesen kann oder auch nicht. So weit, so allgemein und thesenhaft.
Die im vorliegenden Buch versammelten Artikel des Autors aus den letzten fünf Jahren sollen, so der Autor, der Frage nachgehen, ob Architektur und Baukultur – die hier unverbunden nebeneinander genannt sind – zur Bewältigung von Krisen beitragen können. Allerdings erscheint es dem Rezensenten so, dass dieser Fokus, der an keiner Stelle schlüssig erklärt wird, sondern als eine Art Behauptung im Leseraum steht, ständig neu und dennoch immer wieder gleich justiert wird. Er ist damit ein unscharfes, mit keiner Theorie verbundenes Konstrukt, das die versammelten Blicke auf eine Baukultur in Bayern in eine bajuwarische Lesart bringen möchte. Was nun Bavarität ist – beispielsweise in Abgrenzung zum Westfälischsein – und welche Krisen hier mit welchem Zungenschlag zu bewältigen wären?
Der dem schon vergangenen Schreibgeschehen nachträglich aufgerückte Rahmen erscheint wie die Idee von einem Begriff, den man selbst gerne verwendet. Das Unternehmen, das Neue selbst durch weiteres Neues („Verwundbare“ e. a.) auf eine Ebene zu heben, die anschlussfähig ist an den größeren Diskurs, erscheint gescheitert. Ja, wir können (könnten!) Stadt und Landschaft lesen, ja, Partizipation ist ein zentraler Baustein gegenwärtiger Diskurse zur Baukultur und Baukultur ist ein Prozess und nicht ein Ziel.
„Bavarität“, das hat neugierig gemacht, aber die Neugier konnte nicht zufriedenstellend befriedigt werden. Be. K.