Alles erlaubt. Berlin schaut auf die 1980er-Jahre
Wir wollen einmal nicht pessimistisch sein: Das „Ab dem 7. April geschlossen“, das auf der Webseite der Berlinischen Galerie zu lesen war, wird demnächst von einem „Ab sofort wieder für Sie geöffnet“ abgelöst werden. Und sollte es noch bis Ende Juli dauern mit der Schließung, es blieben uns knappe drei Wochen, doch den Gang durch eine großartige Ausstellung zu machen, die den zahlreichen Bauten der Postmoderne im damaligen Ost- wie Westberlin nahe rückt. Gezeigt werden mit wirklich sagenhaft schönen Modelllandschaften und Fotografien Bauten von nebenan (wenn sie denn noch stehen, sogar vor den Wohnbauten am Lützowplatz von Ungers hatten die Bagger 2013 keinen Respekt). Die meisten davon waren Beiträge zur Internationalen Bauausstellung 1984/87 (West) und der Bauausstellung 1987 (Ost), sämtlich im Rahmen der 750-Jahr-Feier entstanden. Damals jedenfalls glich Berlin einem internationalen Architekturlabor, dessen diskursive Erträge heute noch sichtbar sind und aktuelle Debatten hitzig anzufachen vermögen.
Die groß angelegte Schau untersucht erstmalig, was und wer die für Ost- und West-Berlin im letzten Jahrzehnt vor dem Mauerfall entwickelten Bauten und Visionen prägte. Installationen der Künstlerin Isa Melsheimer und der Gruppe Guerilla Architects bieten eine zeitgenössische Perspektive auf die präsentierten postmodernen Architekturen. Eine kostenlose Web-App mit Hörspaziergängen führt in der Stadt zu ausgewählten Bauten aus den 1980er-Jahren, ein von den Kuratoren (Ursula Müller und Thomas Köhler mit dem Gast Klaus Lederer) kommentierter Rundgang (22 Minuten), ebenfalls auf der Webseite, erlaubt einen ersten Eindruck von der überragenden Qualität des real Gezeigten. Dass die AusstellungsmacherInnen ihrer Arbeit zudem einen umfangreichen Katalog zur Seite stellten (Kerber Verlag, 45 €, engl.), macht am Ende dann doch sicherer. Also, falls wir bis zum 15. August nicht ins Haus kommen können sollten: Es gibt sie, die Alternativen! Be. K.