Quadrant A fertig: KaDeWe, Berlin
Ein Quadrant ist eine der vier Flächen, die durch das x- und y-Koordinatensystem beschrieben werden; praktisch sind diese Flächen unendlich groß. Was Ellen van Loon/Rem Koolhaas/OMA nicht daran hindert, das Kaufhaus des Westens KaDeWe in Berlin in einem spektakulären Umbauprogramm in Quadranten aufzuteilen. Vier etwa gleichgroße Rechtecke zerteilen das bekannteste Kaufhaus Deutschlands – für TouristInnen ebenbürtig mit den Galeries Lafayette in Paris, Selfridges in London oder La Rinascente in Mailand – in Arbeitshäppchen. Was untertrieben formuliert ist, insgesamt geht es um 90 000 m² Verkaufsfläche. Also Happen. Die nacheinander bearbeitet werden, das Kaufhaus soll (muss) durchgehend geöffnet bleiben.
Der erste Quadrant wurde aktuell fertiggestellt und mit einer Modenschau in der Rolltreppenlandschaft feierlich eröffnet. Der Quadrant, der eigentlich ein Quader ist, ist der größte der vier Einschnitte in die Kubatur des Bestands aus dem Jahr 1907;, ein sich nach oben über sechs Geschosse hin öffnender, konzentrischer Void, der die schon genannten, holzverkleideten Rolltreppen aufnimmt. Das ist nicht nur gestalterisch anspruchsvoll gedacht, es ist „taktisch“ angelegt (OMA) und soll als „primärer vertikaler Zirkulationsraum“ funktionieren. „Durch einen Prozess, näher am Kuratieren als am Entwerfen, wird jeder Hohlraum speziell entwickelt, was zu vier verschiedenen Raumerlebnissen und vier effizienten Organisationsmodellen in einem einzigen Warenhaus“ führt. OMA behandelt den Bestand nicht als das homogene Gebilde, als das es bis heute verstanden – aber längst nicht mehr nachvollzogen – wird. Die ArchitektInnen brechen das Homogene in vier Volumen, jedes mit unterschiedlichen architektonischen und kommerziellen Qualitäten, die auf unterschiedliches Publikum zielen: „klassisch, experimentell, jung, generisch“ (OMA). Damit wird der Monolith KaDeWe demnächst als vier Kaufhäuser unter einem Dach geöffnet, was neben der Darstellung unterschiedlicher Produktlinen schlicht auch dazu führt, dass die ursprüngliche und kaum fassbare Baumasse nun in kleinere, leichter zugängliche Einheiten (Happen) zerlegt wird – ähnlich verschiedenen städtischen Quartieren im größeren Stadtgefüge.
Mit „ongoing“ ist das Projekt auf der Webseite marktiert, es dauert noch ein paar Jahre, bis das KaDeWe als Alternative zum etablierten und längst gefährdeten Einzelhandelsmodell Kaufhaus seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen muss. Jetzt schon ist mit der Übergabe des 1. Quadranten (A) erkennbar, dass die Chancen für eine Überlebensfähigkeit dieses Kaufhauses für die kommenden Jahre, Jahrzehnte gar nicht so nicht schlecht stehen. Be. K.