Buchrezension: Rem Koolhaas. Elements of Architecture
Mit einem Mikroskop wollte der Kurator der Architekturbiennale in Venedig 2014, Rem Koolhaas, auf die grundsätzlichen Bestandteile der Architektur schauen, vemutlich, um aus der Betrachtung der Elemente zu den Wurzeln des Bauens zu gelangen: zu den konstruktiven, den historischen, den fundamentalen.
In Venedig setzten Koolhaas und sein Team diese Forschung im zentralen Pavillon in den Giardini um, damals erschienen dazu 15 Bände, eher schmale - und dem Rezensenten damals viel zu kleine - Hefte, die sich 15 Elementen der Architektur – Boden, Wand, Dach, Fenster, Treppe etc. – widmeten und das Material in Geschichte und Geschichten aus Geschichte und Gegenwart sammelten.
Was man damals auch einzeln (oder gesamt im Pappschuber) erwerben konnte - und antiquarisch noch kann zu ganz unterschiedlichen Preisen - liegt nun als ein Buchblock vor. Ein mächtiges Werk, das drucktechnisch eine Herausforderung gewesen ist: Für den Druck des gut 2500 Seiten dicken Werks mussten die Buchbindemaschinen angepasst werden.
Nun ist die Arbeit kein einfacher Nachdruck der Sammelausgabe, der von Irma Boom gestaltete Klotz mit Essays von Rem Koolhaas, Stephan Trüby, Manfredo di Robilant und Jeffrey Inaba, mit Interviews mit Werner Sobek und Tony Fadell (von Nest Labs) ist um einen exklusiven Fotoessay von Wolfgang Tillmans erweitert. Zudem ist ein Teil der Texte und Bilder aktualisiert, der Index liegt nun in der Mitte des Buches und erfasst damit das Ganze im Ganzen. Wobei das Ganze über den geteilten Buchrücken aus Gründen des besseren Handlings nicht so ganz kompromislos daher kommt - der Brocken klappt beim Index auf; oder auch nicht. Dass das Papier nicht so dicht sein konnte (gedruckt auf 50g/m2-Opakalpapier), damit der Block nicht zum Würfel ausartet, wird von Taschen "mit der idealen Lichtdurchlässigkeit für Irma Booms palimpsestähnliches Design" erklärt. Das ist zum Teil aber dem Lesefluß hinderlich, zuviele Ebenen ergeben manchmal einfach zu viele Querverweise ... im besten Fall!
Dennoch, man kann beeindruckt sein. Von dem buchbinderischen Brocken, ganz sicher vom Fleiß des Teams aus Studenten der Harvard Graduate School of Design, Mitarbeitern aus seinem Büro AMO und einer Gruppe von Experten aus Industrie und Forschung. Und vielleicht am Ende auch von sich selbst, dass man es tatsächlich gewagt hat, sich dieser Arbeiten gegenüber hinzusetzen und mit dem Blättern, mit dem Lesen und irgendwann vielleicht mit dem Verstehen zu beginnen. Be. K.
Rem Koolhaas. Elements of Architecture. Taschen Verlag, Köln 2018, 2528 S., tausende Farb- u. sw-Abb.
100 €, ISBN 978-3-8365-5614-9