Am Wiesenfeld. Neues aus der Quartiersentwicklung
Vor fünfzehn Jahren gab es in München einen Wettbewerb zum „Wiesenfeld“. Der Deutsche Werkbund hatte seinen 100. Geburtstag zum Anlass genommen, auf dem Gelände der ehemaligen Luitpold-Kaserne die „Werkbundsiedlung Wiesenfeld“ mit gut 400 Wohnungen zu planen. Den Wettbewerb gewann der japanische Architekt Kazunari Sakamoto im April 2006. Sakamotos Entwurf sah schlanke Wohntürme auf annähernd quadratischen Baufeldern vor, viel Grün dazwischen als gemeinschaftlich genutzter Freiraum. Ergänzt werden sollte das Wohnen durch öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten und kleine Läden. Der Entwurf wurde 2007 durch die Rathauskoalition gekippt. Er integriere, so die Ratsmitglieder, nicht genügend Sozialwohnungen und sei ökologisch fragwürdig. Es gab Überarbeitungen, so wurden die von der Stadt verlangten Sozialwohnungen neben die Werkbundsiedlung gesetzt. Dann verlief sich das Projekt im Sande.
2016 gab es ein anders ambitioniertes Wohnbauprojekt in Berlin, die „WerkbundStadt“, die von einem Konglomerat aus 33 Architekturbüros entwickelt und in Berlin-Charlottenburg vermarktet werden sollte. Auch dieses Projekt scheiterte nach zwei Jahren.
Nun wurde ein Wettbewerb entschieden, der im Frühjahr zwei zweite Plätze brachte. Wieder in München, wieder eine Siedlung, eine Stadt in der Stadt oder wie es nun heißt: ein „Stadtquartier“. Dessen Namen „Am Oberwiesenfeld“ erinnert an den zuerst genannten Wettbewerb, der aber dann doch wieder ganz anders gewesen ist.
Gewonnen in der Nachbesserungs-/Nachverhandlungsrunde haben ingenhoven architects mit WKM Landschaftsarchitekten (beide Düsseldorf) gegen HILMER SATTLER ARCHITEKTEN mit mahl gebhard konzepte (beide München). Die Düsseldorfer werden bis 2027 nördlich des Olympiaparks auf nicht mehr genutzten, ehemaligen Industrieflächen der Knorr-Bremse AG ein neues Stadtviertel für mehr als 1 000 BewohnerInnen planen, es ist von 500 Wohnungen die Rede.
Investor und Bauherr ist die „Opes Quartiers“, deren Eigentümer der Knorr-Mehrheitseigner und Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele ist. Von daher ist es auch zu verstehen, dass ein Großteil der Wohnungen den Knorr-MitarbeiterInnen gleichsam als Werkswohnungen zur Verfügung gestellt werden.
Ob die arg gebeutelte Lufthansa das 300-Mio.-€-Projekt am Ende noch gefährdet? Dann könnten wir das Vorzeigequartierspiel in einer anderen großen deutschen Stadt erneut probieren, Flächen und Geld zumindest sind vorhanden. Be. K.