Axel Springer Campus: Transfertragwerk fertiggestellt

Hatten wir in der vergangenen Ausgabe der DBZ recht allgemein über die Geschichte, das Design oder die Finanzierung des Axel Springer Campus in Berlin geschrieben, nehmen wir jetzt die Meldung, dass die Baufirma ZÜBLIN „die Richtkrone am Axel Springer-Neubau“ gehisst habe (hisst man Richtkronen?) zum Anlass, über ein Spezifikum des von OMA geplanten Verlags- und Bürohauses zu schreiben. Während unserer Baustellenbesichtigung wurde uns RedakteurInnen neben manchem anderen sehr detailliert und anschaulich das statische Konzept des Hauses vorgestellt. Dass der Neubau in dieser Hinsicht höchste Anforderungen stellt, erkennt jeder, der die Visuals anschaut und sich über die gigantische, das ganze Volumen durchgreifende Aushöhlung wundert. Respektvoll wundert, denn um das mächtige Atrium mit seiner schwebenden Terrassenlandschaft betonieren zu können, bedarf es des Stützenwaldes, der zurzeit noch die Baustelle prägt. Er hält die über dem offenen Raum liegenden fünf Geschosse in der Schwebe.

Doch nicht der mehr als 1 000 t schwere Stützenwald ist des Projektpudels Kern, es ist das Transfertragwerk im obersten Geschoss. Das nötig ist, um die Lasten der über dem Atrium liegenden fünf Etagen zu tragen. Von der 1 325 t schweren Stahlbaumontage hängen die zugfest an die Stahl-Verbundkonstruktion angeschlossenen Geschossdecken vom 5. OG aufwärts ab. Hierbei kommen Pressen mit einer Zugkraft von bis zu 22 t zum Einsatz, die die Stahlbetonkonstruktion der oberen Geschosse an insgesamt 100 Lasteinleitungspunkten mit dem Tragwerk verbinden. Dieser Lastumlagerungsprozess ist erfolgreich angelaufen und wurde im September abgeschlossen. Erst dann kann die Tonnenlast der Temporärstützen entfernt werden und die Arbeiten an der bis zu 45 m hohen und freistehenden Atriumfassade beginnen. Zeitgleich mit den letzten Rohbauarbeiten in den oberen Geschossen laufen zurzeit die haustechnischen Installationsarbeiten und der allgemeine Ausbau in den Untergeschossen auf Hochtouren. Neben der Montage der ersten Fassadenelemente an der Nordfassade haben auch die nach LEAN-Prinzipien eng getakteten Ausbau- und TGA-Arbeiten für die Bürogeschosse ab dem 1. OG planmäßig begonnen.

Die Zusammenarbeit mit den Bauherrn-Vertretern sei, so ZÜBLIN, transparent und eng im gemeinsamen Projektbüro. Dass ein solches Ausnahmeprojekt neben aller Improvisation ohne eine digitale, modellbasierte Projektabwicklung mit BIM.5D® so nicht hätte verwirklicht werden können, darauf wird ebenfalls hingewiesen.

Wie die Zukunft des Arbeitens dann aussehen wird, können die rund 3 500 MitarbeiterInnen Ende 2019 im praktischen Machen erleben, dann soll der Neubau nördlich des Springer Stammhauses fertig sein. Be. K.

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