Ein Verlag erfindet sich (architektonisch) neu
www.axelspringer.de
„Zusammen mit der Transformation der etablierten starken Medienmarken, eigenen Online-Neuentwicklungen und strategisch ausgerichteten Akquisitionen von Web-Unternehmen ist diese Vernetzung einer der Bausteine der internationalen Digitalisierungsstrategie: Die Axel Springer SE will der führende digitale Verlag werden.“ Das liest man auf der Website von Axel Springer. Der Verlag mit BILD und Welt, mit Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost, mit Frau von Heute und sicherlich auch Frau von Morgen, ein Konzern mit Milliardenumsätzen und einer Präsenz in 44 Staaten dieser Welt baut sich um. Man will offenbar weg vom stetig schrumpfenden Printmarkt hin zum digitalen Geschäft. Jedenfalls wenn es nach Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE geht. Der hatte BILD-Chef Kai Diekmann ins Silicon Valley geschickt um hier, am Urquell des Digitalen, die verlegerische Zukunft zu schmecken.
Digital ist die Zukunft, und Geld wolle man damit auch verdienen. Dass das vielleicht nicht mit der alten Mannschaft zu leisten ist und auch, um diese Revolution nach außen zu signalisieren, lobte man einen Planungswettbewerb im Mai 2013 aus. 22 internationale Büros waren eingeladen, 18 nahmen teil. Aufgabe war es, „Ideen zu entwickeln, um für die wachsenden Unternehmensbereiche von Axel Springer, darunter vor allem die digitalen Angebote, zusätzliche Räumlichkeiten zu schaffen“ (Springer). Im Dezember 2013 kam das Ergebnis mit drei Gewinnern. Döpfner: „Dass sich die Jury [...] nicht final auf einen alleinigen Gewinner einigen konnte, spricht für die hohe Qualität der Wettbewerbsbeiträge.“
Gewonnen haben in dem Wettbewerb, in dem „es ausdrücklich keine Vorgaben zur Genehmigungsfähigkeit und Umsetzbarkeit der eingereichten Konzepte“ gab (Springer) die Büros Bjarke Ingels Group, Büro Ole Scheeren und OMA. Demnächst soll die Jury unter der „Präsidentschaft“ von Friedrich von Borries den Gewinner küren.
Dass die drei Entwürfe mit ihrem spektakulären Auftritt kaum 1:1-Realisierungschancen haben unterstrich indirekt die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Die freute sich zwar „dass Axel Springer die öffentliche Debatte sucht“, andererseits wies sie schon mal darauf hin, dass man noch abzuklären habe, was an dem möglichen Siegerentwurf zu verändern sei, damit dieser überhaupt genehmigungsfähig und damit auch umsetzbar werde. Dass der Senatorin von der ZEITUNG schon mal Nervensägenqualitäten attestiert wurden, hinderte sie nicht, „den hohen kulturellen Anspruch, den der Bauherr hat“ zu loben, den sie sich bei anderen privaten Bauvorhaben öfter wünschte. Was die Bausenatorin mit dem kulturellen Anspruch meint ist nicht klar, klar ist aber das Plakative der drei Entwürfe: Sie sollen urban, professionell, offen und extrem kommunikativ wirken. Und das – nimmt man die Offenheit alias Freiheit des Denkens raus – sind doch die wahren Qualitäten von BILD und Co. Kongenial! Be. K.