„Bauen als kommunikativer Prozess“
huber staudt architekten bda zum Thema „Sanierung & Umnutzung“

Bauen ohne Anknüpfungsmöglichkeiten an bereits Bestehendes ist für uns undenkbar. Eine schöne Aussicht, ein Baum oder ein faszinierendes Bestandsgebäude bieten Bezugspunkte, die wir bei der Entwicklung eines Konzepts aufnehmen. Qualitätsvolle Gebäude knüpfen an Bestehendes an und bieten weitere Anknüpfungspunkte. Wir verstehen Bauen als einen kommunikativen Prozess.

Der Dialog mit einem bereits bestehenden Gebäude bietet ein großes erzählerisches Potential. Dabei ist die besondere Fähigkeit, eine Geschichte erzählen zu können, unabhängig vom Alter des Gebäudes. Der Altbau macht Vorgaben, die wir konservieren, weiterführen oder auch negieren. Im Umgang mit bestehenden Gebäuden wechseln wir als Architekten oft die Perspektive: vom Bewahren und Konservieren über die Transformation bis zur vollständigen Überformung des Vorhandenen. Die Rollen können wir uns nicht immer aussuchen. Ökonomische und ökologische Aspekte und die Denkmalpflege spielen hier hinein.

Umbaumaßnahmen sind in unserem Büroalltag die Regel. Neubauten eher die Ausnahme. Zunächst haben wir das nicht als Vorteil gesehen, uns schien die weitaus reizvollere Aufgabe im Erfinden eines neuen Gebäudes zu liegen. Das hat sich über die Jahre geändert, vor allem, als wir vor einigen Jahren vor die Aufgabe gestellt wurden, im Zusammenhang mit der Planung von mehreren Ganztagsschulen ein fast identisches Programm in unterschiedlichen Kontexten durchzuspielen. Dabei stellte sich heraus, dass im Entwurfsprozess eines Umbaus die räumliche Qualität und die Atmosphäre des Bestandsgebäudes die Rolle des städtebaulichen Kontexts, des landschaftlichen Bezugs oder der Topografie bei einem Neubau übernimmt.

Je stärker und überraschender die Vorgaben, die das vorgefundene Gebäude macht, umso besser. Wir wünschen uns einen lebendigen Kontext mit großem erzählerischen Potential. Er bietet viele Anknüpfungspunkte.

Berlin ist ein idealer Ort für die Strategie des „Weiterbauens“. Die Brüche nach Zerstörung und Wiederaufbau und gebaute Manifeste gesellschaftlicher Utopien bestimmten das vergangene Jahrhundert. Besonders die ungeliebten Gebäude der 60er Jahre reizen uns. Gefragt sind andere Strategien als die Inszenierung der Fuge zwischen alt und neu. Uns interessiert besonders die Schaffung von spannen­den Außen- und Innenräumen mit einer zur gestellten Aufgabe passenden Atmosphäre, die aus dem fugenlosen Verschmelzen von Altem und Neuem entstehen kann.

Ein gutes Beispiel für die Strategie des „Weiterbauens“ ist unser Projekt für die Erweiterung der Sachsenwald-Grundschule. Der von Hans Heinrich Müller in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts erdachte Schulbau wurde, nach der fast vollständigen Kriegszerstörung, unter Verwendung der Trümmer des Ursprungsbaus wieder­aufgebaut. Die fugenlose Verschmelzung von Alt und Neu folgte den ökonomischen Notwendigkeiten der Aufbaujahre. Der flache sach­liche Baukörper wendet sich, den städtebaulichen Kontext negierend, jetzt von der Straße ab. Die kleine Erweiterungsmaßnahme, die wir hinzufügten konnten, schafft einen neuen Bezug zu den Freiflächen der Schulanlage und öffnet die Schule zum Quartier. Auch hier verzahnen sich Alt und Neu ohne Fuge und bestimmen durch ihr Zusammenspiel die Atmosphäre in der Schule. Die Geschichte, die der Schulbau erzählt, ist um ein Kapitel reicher.

Der Architekt

Joachim Staudt Dipl. Ing. Architekt BDA, geboren 1962, studierte 1982-84 an der RWTH Aachen, 1984-90 an der Universität Stuttgart. 1987-88 DAAD-Stipendium Polytechnic of the Southbank, London. 1985-86 zu Forschungszwecken bei Prof. F. Otto, Institut f. leichte Flächentragwerke, Stuttgart. Arbeiten bei David Chipperfield and Partners, Foster Associates, Yago Conde und Heinle,Wischer und Partner. 1992-97 Wissensch. Mitarbeiter TU Berlin, FG Entwerfen und Baukonstruktion, Prof. R. Hascher, Prof. K. Steib. Seit 1994 gemeinsames Büro mit Christian Huber. 2002 Aufnahme in den Bund Deutscher Architekten (BDA) und in den Arbeitskreis Krankenhausbau und Gesundheitswesen (AKG)

Die Architekten

Für huber staudt architekten, BDA, Kurfürstendamm 11, 10719 Berlin, www.huberstaudtarchitekten.de, ist Berlin der Ausgangspunkt ihrer Arbeit. Seit der Bürogründung 1994 planen sie von hier aus Bauvorhaben im In- und Ausland. Seit 2002 sind Herr Huber und Herr Staudt Mitglieder im BDA. Derzeit sind 11 Mitarbeiter im Einsatz. Partner sind: Joachim Staudt, studierte an der RWH Aachen und der Uni Stuttgart, Christian Huber an der TU München. Beide studierten anschließend in London an der Politechnic of the Southbank und arbeiteten bei Foster Associates London; wiss. Mitarb. 1992-1998 an der TU Berlin. Leander Moons, Studium TU Delft/NL, dann Erasmus Auslandsaufenthalt an der TU Breslau, Polen.

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