Baukosten und Energieeffizienz

„Mehr Energieeffizienz macht Bauen unbezahlbar“ – mit dieser häufig kolportierten Behauptung haben sich das Beratungsunterneh­men Ecofys und das Architekturbüro Schulze Darup & Kollegen wissenschaftlich in einer Studie auseinandergesetzt. Anhand von Bauteilanalysen von Außenwänden, Satteldächern, Fenstern und Heizungspumpen sowie am Beispiel eines Neubaus einer Doppelhaushälfte wurde analysiert, wie sich die Baukos-ten zwischen 1990 und 2014 bei gestiegenen Effizienzanforderungen entwickelt haben.

Die Studie im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) kommt zu dem Ergebnis, dass die Investitionskosten für Neubauten seit 1990 preisbereinigt nahezu konstant geblieben sind, die monatlichen Kosten (inkl. Energiekosten) gegenwärtiger und zukünftig geplanter Neubaustandards sogar günstiger werden. So sind z. B. die Investitionskosten für Porenbetonwände mit höherem Wärmeschutz niedriger als noch 1990. Die Investitionskos-ten für Kalksandsteinwände mit Wärmedämmverbundsystem sowie für Satteldächer mit hohem Wärmeschutz sind gesunken, bei mittlerem Wärmeschutz fast gleich geblieben. Durch ihren sehr niedrigen Stromverbrauch entlasten auch moderne Heizungspumpen die Bewohner deutlich im Vergleich zu den vor 10 oder 20 Jahren üblichen Modellen. Inflationsbereinigt sind die Baukosten für hocheffiziente Bauteile sogar gesunken. Fenster kosten heute nahezu gleich viel, bieten dafür aber erheblich mehr Wärmeschutz als noch vor 20 Jahren. Eine 3-Scheiben-Verglasung gehört inzwischen zum Marktstandard. Die erhöhten Effizienzanforderun­gen steigern die Nachfrage nach solchen ehemaligen Zukunftsprodukten und lassen die Preise fallen.

Der Co-Autor der Studie, Architekt Dr. Burkhard Schulze Darup erwartet auch zukünftig keine Kostensteigerungen: „Es wird keine Preisexplosion fürs Bauen durch die kommenden Energiespar-Anforderungen geben. Der Bau einer Doppelhaushälfte nach EnEV-Standard 2014 kostet inflationsbereinigt etwa das Gleiche wie in den Jahren 1990 und 2002 nach damaligen Standards. Sogar der Bau eines gut geplanten Passiv- oder Plusenergiehaus kostet heute höchstens 10 % mehr. Die monatliche Belastung ist jedoch von Anfang an günstiger als bei einem Standardhaus.“
 


x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 11/2016

Hamburger Fachforum 2016 – Zukunftssicher Bauen! www.zebau.de/veranstaltungen

Das Hamburger Fachforum 2016 der ZEBAU – Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt GmbH – widmet sich in diesem Jahr der Frage, wie ein Quartier oder ein einzelnes Gebäude heute geplant,...

mehr

Kostensteigerungen ausgeschlossen

Baustelle des Humboldt-Forum Berlin Schloss liegt im Zeit- und Kostenplan

Gerade erschreckte uns alle die Meldung, dass die Einheitswippe – also das Denkmal für die Herstellung der Einheit Deutschlands 1990 – vor dem im Wiederaufbau befindlichen Schloss teurer wird als...

mehr
Ausgabe 07/2011

Passivhaus – Plusenergiehaus mit Kalksand..

In Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Architekten Dr. Burkhard Schulze Darup gibt KS-Original die dritte Ausgabe der Broschüre KS-Original. Passivhaus – Plusenergiehaus mit Kalksandstein – heraus,...

mehr
Rechtsprechung

Schadensersatz für zu hohe Baukosten?

(LG Flensburg, Urteil v. 10.07.2020 – 2 O 285/14)

Ein sehr vermögender Bauherr beauftragte einen Architekten mit dem Umbau und der Sanierung eines Wasserturms zur Wohnnutzung. Eine erste Machbarkeitsstudie – die die Errichtung von mehreren...

mehr
Ausgabe 11/2019

Prognose der Baukosten

Investitionen nach DIN 276 Die Finanzierung eines Bauvorhabens obliegt dem Bauherrn. Um die Finanzierbarkeit – und gegebenenfalls die Wirtschaftlichkeit – einer Maßnahme einschätzen zu können,...

mehr