Baukunst kostet mehrfach mehr
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Jedem Bürgermeister, jedem Bürger seine Elbphilharmonie? Was, einmal ganz abstrakt gesehen, ein frommer Wunsch ist, erfüllt in der Realität den Tatbestand des Verfluchens. Ham­burg stöhnt unter dem Schuldenberg, ein Jahrhundertprojekt zu realisieren (bis heute Verdreifachung der „Baukosten Elbphilharmonie“). In Berlin droht Vergleichbares, in Stutt­gart, absolut gesehen, in weit größerem Umfang. Und die Stadt Duisburg, mit der Love-Parade-Katastrophe 2010 und einem in diesem Fall sturen Oberbürgermeister Adolf Sauerland gestraft, hat längst ihre eigene Elbphilharmonie: das Landesarchiv für Nordrhein-Westfalen. Mit einem Baupreis von 51 Mio. € war das Bauprojekt kalkuliert und politisch durchgesetzt worden, inzwischen liegen die Gesamtkosten knapp unterhalb von 200 Mio. €.

Zurzeit ragt ein etwa 70 m hohes, fensterloses Betonvolumen aus einem alten Speichergebäude im Duisburger Innenhafen. Das zentrale Archiv des vom Land Nordrhein-Westfalen als Bauherren verantwortete, von Ortner & Ortner Baukunst, Wien/Berlin, entworfene Gebäude wirkt, in dieser Weise nackt (weil noch unverkleidet), so stur wie der OB, dem Mitte Februar die Duisburger in einer Abstimmung die Amtszeit verkürzen können. Noch ohne die Satteldachgeste, ohne das für die historische Hafenkantenbebauung typische Klinkerkleid wirkt der senkrecht gestellte Betonquader brutal und eben ungebremst aufstrebend, allen staatsanwaltlichen Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts etc. zum Trotz. Der Landesrechnungshof listet in seinem Bericht zweifelhafte Alleingänge eines Geschäftsführers des 2001 gegründeten, landeseigenen Baubetriebs BLB, überzogenes Anspruchsdenken im Kulturressort der Staatskanzlei unter dem damaligen Ministerpräsidenten Rüttgers, und ein vielleicht doch ungeeigneter Speicher wird kritisiert. Und nicht zuletzt enthalte der Architekten-Entwurf Posten, die „wider wirtschaftliche Vernunft“ stehen.

Neben den explodierten Kosten macht eine von der schwarz-gelben Vorgängerregierung unterschriebene Absichtserklärung Probleme. In dieser wurde festgeschrieben, dass sich die Miete für das alte Speichergebäude an den Umbaukosten zu orientieren hat; Vertragslaufzeit: 30 Jahre. Zurzeit zahlt NRW für seine verschiedenen Archivstandorte rund zwei Mio. € pro Jahr an Miete.

Allerdings muss man hier wohl die Personaleinsparungen gegen rechnen, die sich durch die Zusammenlegung der verschiedenen Archivstandorte realisieren lassen. Hamburger Verhältnisse? Schön wäre es!

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