Baustoffe recyclen
Die Bauindustrie zählt in Europa zu den größten Abfallproduzenten, was ein internationales Konsortium jetzt durch innovative Circular-Economy-Lösungen ändern will. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) bringt dafür in dem Projekt „Reincarnate“ ihre Expertise zum Recycling von Baustoffen ein.
Die durchschnittliche Lebensdauer eines Gebäudes in Europa beträgt knapp 40 Jahre, dann wird es abgerissen. Der Grund ist oft die so genannte funktionelle Überalterung: Soll ein Gebäude oder auch nur ein Teil davon einer Neu- oder Umnutzung zugeführt werden, fehlen für die Zulassung die erforderlichen Informationen zur ursprünglichen Bauweise.
Aus dieser Praxis resultiert eine große Menge an Bau- und Abbruchabfällen, die 25-30 % des gesamten Abfalls in Europa ausmachen. Und: Die meisten Bauabfälle werden „recycelt“ im Straßenbau eingesetzt und sind damit für die Kreislaufwirtschaft nicht mehr nutzbar.
Das europäische Großprojekt „Reincarnate“, finanziert vom EU-Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizon Europe“, hat sich zum Ziel gesetzt, diesen wenig nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu ändern. Zusammengeschlossen haben sich in „Reincarnate“ 16 multidisziplinäre Organisationen aus acht Ländern, darunter Industrieunternehmen, Universitäten, gemeinnützige Organisationen und Forschungsinstitute wie die BAM. Das Projekt soll in den kommenden vier Jahren zehn Lösungsansätze präsentieren und zugleich an konkreten Beispielen ihre Wirksamkeit erproben. So sollen etwa bei der Bewertung des Wiederverwendungspotenzials von Gebäuden und Baumaterialien digitale Inspektionswerkzeuge, Robotik und Automatisierung zum Einsatz kommen. Das Recyclingpotenzial von Baustoffen soll in Datenbanken erfasst und mit den gängigen Planungswerkzeugen von Architekt:innen und Ingenieur:innen verknüpft werden, so dass es bereits beim Entwurf berücksichtigt werden kann. Wir werden drauf schauen! Be. K.