Bedarfsgerecht planen und mal was Neues wagen
Herwig Spiegl, AWG Architekten, Wien und DBZ Heftpate für diese Themenausgabe „Verdichtetes Wohnen“, denkt intensiv über das Thema Wohnen nach. Ganz aktuell in der Ausstellung „Wohn(t)räume – wie lebt man in der Stadt von morgen?“ (noch bis 14. Mai in der Weißenhof Architekturgalerie Stuttgart) diskutiert AWG das „bedarfsgerechte Wohnen“, was uns Anlass war, Herwig Spiegl auf eine Heftpatenschaft anzusprechen. Er hat sofort zugesagt!
Beispielhafte Projekte des bezahlbaren, innerstädtischen, verdichteten Wohnungsbaus sollten es sein für unser Themenheft, also Architektur, die aufzeigt, wie man dem Mangel an ebensolchen Bauten in Ballungsgebieten beispielhaft begegnen kann. Unser Heftpate, Herwig Spiegl, steht für einen hohen und vor allem unkonventionellen Anspruch an den Wohnungsbau. In der Diskussion im Wiener Büro kamen wir schnell auf den Punkt. Herwig Spiegl: „Das ist die Gretchenfrage: Was ist gutes Wohnen? Da antworte ich: bedarfsgerecht. Was aber ist das? Wir glauben, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem sich gravierend etwas ändern muss. Wir sehen die Problematik, dass wir mit Entscheidungsträgern sprechen, die alle im Gestern sozialisiert wurden und die für die Menschen von Morgen entscheiden. Das halte ich für eine Gesellschaft, die sich sehr schnell verändert, problematisch. Wir stellen fest, dass es eine Skepsis gegenüber neuen Ideen gibt, das gilt von Entwicklerseite her für Österreich ebenso wie für Deutschland. Alles was neu und anders ist, wird mit großer Angst betrachtet und relativ schnell mit pauschalen Begründungen vom Tisch gewischt.
Leider denken wir immer noch in 1-, 2-, 3-, 4- und 5-Zimmerwohnungen und stellen jetzt fest, dass die großen Wohnungen nicht mehr so gefragt sind. Bei der derzeitigen Nachfragesituation, bei der alles verkäuflich oder vermietbar ist, entsteht eben leider nur das, was der Standard ist. Und eigentlich ist es genau der richtige Zeitpunkt, etwas Neues zu wagen. Ziel muss es sein, das Miteinander der sozialen Durchmischung einzuhalten. Die interessanten Objekte für mich sind die, die konzeptionell mehr durch ihre inneren funktionalen Werte überzeugen denn durch ihre architektonischen. Bedarfsgerecht Bauen und Wohnen ist ein entscheidender Faktor, bei dem auch Veränderungen und Anpassungen in der Familie und damit auch im Grundriss flexibel umzusetzen sein sollten. Als Heftpate der DBZ ist es mir bei der Wahl der Projekte wichtig, eine gewisse Bandbreite von Themen zu zeigen, die Wege aufzeigen, die am Bedarf orientiert sind oder neue Ansätze in den Erschließungsräumen beispielsweise, den Funktionen und Gemeinschaftsbereichen erkennen lassen.“
Zusammen mit Herwig Spiegl haben wir uns für die Auswahl von guten Beispielen für den verdichteten Wohnungsbau viel Zeit genommen. Die Projekte berücksichtigen die verschiedenen Aufgabenstellungen der Verdichtung, sie sind aber auch bedarfsgerecht und wagen durchaus auch einmal etwas Neues. BF