Blick auf das Immanente

Unbeabsichtige Schönheit: Ist das das, was man landläufig unter natürlicher Schönheit versteht? Aber geht diese Begriffsfokussierung nicht in die Irre, wenn das Natürliche zugleich das höchst Künstliche darstellt?

In dem vorliegenden, großformatigen Fotoband mit solidem, sehr schön griffigem Hardcover werden Schönheiten gezeigt, die die Bechers mit ihrer Suche nach der Schönheit des Banalen im Regulären vor über 50 Jahren schon vorweg genommen haben: Industrieanlagen, Manufakturen, Produktion und Terminalräume, Fließbänder und Menschen vor Fließbändern … Alles und am Ende: was eigentlich?

Ein wenig beschleicht einen das Gefühl, dass die Zusammenstellung der teils großartigen Fotografien in diesem Band nichts weniger ist als das Versprechen, Einmaliges zu sehen zu bekommen, sonst unzugängliche Räume und Standpunkte, von denen uns der Fotograf Bilder mitgebracht hat. Das alles in einem Fluß (Durchblättern) zu sehen, ermüdet, wie auch die Becher-Sammlungen ermüden konnten mit ihrer radikalen Konzeption typologischer Durchdringung. Dass wir nun, mehr als ein halbes Jahrhundert später, das Schöne im Unbeabsichtigten erneut entdecken sollen, mag bei dem hier vorliegenden, wesentlich weniger radikalen Ansatz nicht überzeugen. Aber vielleicht ist auch der Titel irreführend und es geht vielmehr um einen Blick auf Orte, in denen sich die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts in ihrer ganzen Banalität offenbart, jedem poetischen Gedanken abgewandt. Be. K.

Unintended Beauty. Alastair Philip Wiper. Hatje Cantz, Berlin 2020. 208 S., 90 Farbabb.
44 €, ISBN 978-3-7757-4677-9
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