Bodenbeläge für KinderRichtlinien und Anforderungen
Etwa 90 % des Tages verbringen Kinder in Innenräumen – daheim, in der Schule oder im Kindergarten. Wichtig ist deshalb eine hohe Qualität der Materialien, die sie um-
geben. Da Kinder und Kleinkinder gern und viel auf dem Boden spielen, krabbeln und toben, sollte auf die Wahl eines geeigneten Bodenbelags besonderer Wert gelegt werden. Er sollte einerseits warm und möglichst be-
quem, andererseits hygienisch und leicht sauber zu halten sein. In Kindergärten und Schulen steht vor allem das natürliche Lino-
leum oder ein Vinyl-Belag ganz oben auf
der Liste. Und das nicht ohne Grund. Welche gesetzlichen Vorgaben und welche allgemeinen Anforderungen an einen Bodenbelag für Kinder gestellt werden und inwieweit einzelne Bodenbelagsarten diese erfüllen, klärt der folgende Beitrag.
Gesetzliche Vorgaben/Richtlinien
Für Schulen und Kindertagesstätten wurde von der Gesetzlichen Unfallversicherung jeweils eine Unfallverhütungsvorschrift herausgegeben, die sich auf Gebäude und Bauteile der Schule bzw. des Kindergartens bezieht sowie auf die baulichen Anlagen auf dem Außengelände. Dazu zählen auch die Fußböden.
Schulen
Für Schulen gilt die Unfallverhütungsvorschrift GUV-V S 1 vom Mai 2001 mit Durchführungsanweisungen vom Juni 2002. In § 5 sind die Vorschriften für Böden wie folgt definiert:
§ 5 Abs. 1. Bodenbeläge müssen entsprechend der Eigenart der schulischen Nutzung rutschhemmend ausgeführt sein.
Diese Anforderung ist erfüllt, wenn z. B. die Hinweise zu Schulen im Merkblatt für Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr (GUV-R 181) berücksichtigt sind.
§ 5 Abs. 2. In Aufenthaltsbereichen von Schü-
lerinnen und Schülern sind Stolperstellen und grundsätzlich auch Einzelstufen zu vermeiden. Lassen sich Einzelstufen nicht vermeiden, müssen sie von angrenzenden Flächen deutlich unterschieden werden können.
Das könnte beispielsweise erreicht werden durch kontrastierende Farben, eine andere Materialstruktur oder die Beleuchtung der Stufe.
§ 5 Abs. 3. Zur Erhaltung der rutschhemmenden Eigenschaften von Bodenbelägen sind in Eingangsbereichen Maßnahmen zu treffen, die Schmutz und Nässe zurückhalten.
Eine ausreichende Schmutz- und Nässebindung wird z. B. erreicht, wenn in Gebäude-eingängen großflächige Fußabstreifmatten über der gesamten Durchgangsbreite – mindestens 1,50 m tief – angeordnet werden.
Für Wasch-, Dusch- und Umkleideräume ist zudem folgendes definiert:
§ 20. Abs. 1. Wasch- und Duschräume sowie unmittelbar damit in Verbindung stehende Umkleideräume, die von Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Schulsports benutzt werden, sind mit Fußbodenbelägen auszustatten, die auch bei Nässe rutschhemmende Eigenschaften besitzen.
Diese Anforderung ist z. B. erfüllt, wenn die Hinweise in der GUV-Information „Bodenbeläge für nassbelastete Barfußbereiche“
(GUV-I 8527) berücksichtigt sind. Die rutsch-
hemmenden Eigenschaften von Bodenbelägen für nassbelastete Barfußbereiche werden nach der DIN 51 097 ermittelt und anhand eines Begehungsverfahrens auf einer schiefen Ebene geprüft.
Kindertageseinrichtungen
Auch für Kindertagesstätten gilt eine Unfallverhütungsvorschrift der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, die GUV-V S 2 vom Mai 2007. Die Vorgaben sind ähnlich wie die für Schulen:
§ 8 Böden
(1) Bodenbeläge müssen entsprechend der kinderspezifischen Nutzung rutschhemmend ausgeführt und leicht zu reinigen sein.
(2) In Aufenthaltsbereichen der Kinder sind Stolperstellen und grundsätzlich auch Einzelstufen zu vermeiden. Lassen sich Einzelstufen in Aufenthaltsbereichen der Kinder nicht vermeiden, müssen sie von angrenzenden Flächen deutlich unterschieden werden können.
(3) Zur Erhaltung der rutschhemmenden Eigenschaften von Bodenbelägen sind in den Eingangsbereichen Maßnahmen zu treffen, durch die Schmutz und Nässe zurückgehalten werden.
Eigenschaften und Anforderungen
Hygiene und Sauberkeit/Reinigung und Pflege
Gerade bei kleinen Kindern, die häufig auf dem Boden krabbeln, aber auch mal sabbern oder spucken, ist ein Belag wichtig, der sich einfach sauber halten lässt. Textile Beläge sind daher wenig geeignet. Ideal ist in Schulen und Kindergärten eine fugenlose, durchgehend geschlossene Oberfläche, die sich bspw. mit Linoleum oder Vinyl realisieren lässt. Linoleum hat von Hause aus sogar eine
natürliche bakteriostatische Wirkung. Aber auch Vinylbeläge bieten kein Wachstums-
potential für Bakterien. Geprüft wird dies bspw. durch das unabhängige Prüfinstitut ISEGA nach EN DIN ISO 846, Teil C.
Rutschhemmung/Sicherheit/Elastizität
Nach den Unfallverhütungsvorschriften sollen rutschfeste Bodenbeläge in Schulen und Kitas Trittsicherheit gewährleisten und im Falle eines Sturzes das Verletzungsrisiko minimieren. Die Rutschsicherheit der Bodenbeläge wird nach BGR 181 klassifiziert. Für Ein-
gangsbereiche, Flure, Pausenhallen, Klassenräume, Gruppenräume und Treppen wird die Klasse R9 empfohlen. Ausgezeichnete Rutschsicherheit garantieren Beläge mit R10, die für Nassräume, Lehrküchen in Schulen, Küchen in Kindergärten, Maschinenräume für Holzbearbeitung und Fachräume für Werken verwendet werden. Elastische und textile Bodenbeläge reduzieren das Verletzungsrisiko, Steinböden sollten dagegen nur im Ausnahmefall verwendet werden.
Akustik
Die Schalldämmung bzw. das Trittschallverbesserungsmaß wird nach ISO 140-8 in Dezibel (dB) gemessen. Die Werte für Linoleum liegen etwa zwischen 3 und 6 dB, die von Vinyl zwischen 2 und 4 dB. Nadelvlies dagegen dämmt den Trittschall auch schon mal um 22 dB. Besondere Akustik-Varianten von elastischen Belägen, wie DLW Linoleum Marmorette AcousticPlus, erzielen Werte von 17 dB. Mit Vinyl-Acoustic-Belägen kann der Trittschall um bis zu 17 dB verbessert werden, bspw. mit dem Belag Favorite Acoustic. Diese Böden bieten sich vor allem für Sport- und Bewegungsräume sowie Flurbereiche an.
Robustheit/Langlebigkeit
Bobbycars, flitzende und schlitternde Füße, herunterfallende Bausteine oder in die Ecke geworfene Schulranzen – ein Bodenbelag in Schulen oder Kindergärten muss abriebfest und robust sein. Die Strapazierfähigkeit der Bodenbeläge wird nach der Europa-Norm
EN 685 eingestuft. Die Klassen 31 bis 34 kennzeichnen elastische Böden für die gewerbliche Nutzung von geringer bis sehr starker Nutzung. Für Nadelvliesbeläge gibt es zudem die Zusatzklassifikation „extrem robust“ nach RAL. Um den Anforderungen in einer Schule oder einer Kita gerecht zu werden, sollte ein elastischer Bodenbelag mindestens die Einstufung in die Klassen 32 bis 34 erreichen.
Fußwärme
Gerade für kleinere Kinder empfiehlt sich ein fußwarmer Bodenbelag. In Kindertagesstätten wird von Architekten deshalb gern der Naturbelag Linoleum gewählt. Es ist angenehm fußwarm und natürlich und darüber hinaus bestens geeignet für Objektbereiche.
Farbgebung
Kinder lieben Farbe. Linoleum und Vinylbeläge gibt es heute in fast allen Farbtönen rund um den Farbkreis – knallbunt oder gedeckt. Alternativ kann aber auch ein ruhiger dezenter Bodenbelag sinnvoll sein, Farbe bringen die Kinder dann selbst mit in den Raum. Behaglich wirken insbesondere Holz-, Beige- und Brauntöne. Mit speziellen Schnittmus-tern lassen sich Maus, Schmetterling oder Hase als Markierung für den entsprechenden Gruppenraum in den Linoleumbelag einlassen, aber auch Muster für Bewegungsspiele sind möglich.
Natürlichkeit/Ökologie/Gütesiegel
Wer verantwortungsvoll handelt, verwendet Bodenbeläge, die Ressourcen schonend hergestellt und am Ende ihrer Nutzungszeit dem Recycling zugeführt werden können. Linoleum bspw. wird nach wie vor fast ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und ist deshalb unter ökologischen Gesichtspunkten besonders zu empfehlen. Auch die leichte Reinigung schont die Umwelt. Nicht zuletzt sind Böden, die frei von gesundheitsschädlichen Emissionen sind, auch gut für den Menschen. Gütesiegel wie der Blaue Engel geben Auskunft über die gesundheitliche Unbedenklichkeit.
Kosteneffizienz
Wie kosteneffizient ein Boden ist, sieht man nicht am Verkaufspreis. Viel relevanter sind die Unterhaltskosten, die bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 10 Jahren bis zu 80 % der Gesamtkosten ausmachen können. Elastische Beläge lassen sich besser sauber halten als textile, wirtschaftliche Oberflächen-Vergütungen bspw. aus Polyurethan machen die Böden noch pflegeleichter.
Bodenbelagsarten und ihre Eignung
Linoleum
Linoleum besteht zu 98% aus natürlichen und größtenteils sogar nachwachsenden Rohstoffen; Leinöl, Baumharze, Kork, Holzmehl, Kalksteinpulver und Jute sind die Hauptbestandteile. Daraus entsteht ein ökologischer Bodenbelag, der eine gute CO2-Bilanz aufweist und mit verschiedensten Ökolabels ausgezeichnet ist – u. a. mit dem „Blauen
Engel“. Linoleum ist durch seine natürlichen Rohstoffe gesundheitlich unbedenklich. Die Fabrikate von Armstrong DLW entsprechen auch den strengen Anforderungen der europäischen Spielzeugnorm EN 71. Für Schulen und Kindertagesstätten wird Linoleum gern aufgrund seiner breiten Farbpalette und seiner technischen Eigenschaften gewählt: Es ist pflegeleicht und reinigungsfreundlich, elas-tisch sowie rutschhemmend und bietet dadurch einen hohen Gehkomfort. Außerdem ist es fußwarm, für Fußbodenheizung geeignet und antistatisch. Linoleum hat eine lange Lebensdauer, ist extrem abriebbeständig und widerstandsfähig. Hygienisch ist der Bodenbelag obendrein, da er fugendicht verlegt werden kann und bereits von Natur aus bakteriostatische Eigenschaften mit sich bringt. Besonders elastisch wird Linoleum auf einer Unterschicht aus Korkment, die den Trittschall verbessert, die Elastizität erhöht und die Wärme noch stärker dämmt.
Kunststoffbeläge
Bodenbeläge aus Vinyl erfüllen hohe Anforderungen an Beanspruchung und Leistungsfähigkeit. Angeboten wird eine nahezu unbe-grenzte Designvielfalt – von Chip- und gerich-
teten Designs bis hin zu Designfliesen in Holz- und Steinoptiken oder Metallic-Kreationen. Man unterscheidet homogene Beläge aus einer und heterogene aus zwei oder mehr Kunststoff-Schichten. Da es sich bei dem Rohstoff PVC um ein thermoplastisches Material handelt, ist Vinyl die einzige Belagsart, die verschweißt werden kann – andere Belagsarten werden nur thermisch abgedichtet. So kann eine nahtlos geschlossene Oberfläche realisiert werden. Die Böden sind rutschhemmend und einfach sauber zu halten durch Nass- und Feuchtwischen, Cleanern oder durch eine maschinelle Reinigung und Pflege. Zur Trittschalldämmung und für den erhöhten Gehkomfort werden spezielle
Akustikbeläge angeboten.
Textile Bodenbeläge
In Einrichtungen für Kleinkinder werden textile Beläge eher selten eingesetzt, denn sie lassen sich nicht so gründlich und hygienisch reinigen wie glatte Beläge. Nadelvliesbeläge allerdings können relativ gut sauber gehalten werden und kommen häufig in Schulen zum Einsatz. Die Beläge sind schmutzunempfindlich und robust und eigenen sich damit für Bereiche mit hoher Besucherfrequenz. Der Raumschall wird sehr gut gedämmt, das
Trittschallverbesserungsmaß liegt zwischen
16 und 24 dB. Die Beläge sind für Fußbodenheizungen geeignet und rutschhemmend.
Fazit
In Kindertagesstätten, in denen Reinigung und Pflege eine besondere Rolle spielen und Kinder vor allem auf dem Boden spielen, empfiehlt sich das Naturprodukt Linoleum.
In Schulen eignen sich ebenfalls Vinylbeläge und Nadelvlies. Übergänge zwischen Außen- und Innenbereich sollten Matschschleusen für dreckige Schuhe vorsehen. In Sanitär-
bereichen und Kindergartenküchen müssen immer rutschhemmende Beläge in R10 verbaut werden.