Bürogebäudeplanung
Auf dem Weg zum „kooperativen“ Gebäude

Die Globalisierung der Wirtschaft auf der einen Seite und die Digitalisierung und Miniaturisierung der Arbeitsmittel auf der anderen Seite führen zu einem dynamischen Wandel der Arbeitswelt, die sich auch in der Aufgabenstellung für die Planung von Bürogebäuden niederschlägt.

Das Raumprogramm für ein Bürogebäude konzentriert sich auf die Förderung von Kooperation und Kommunikation, für die von vorneherein die Unterstützung durch eine zukunftsorientierte Medientechnik eingeplant werden sollte.

Ort für Kommunikation

Solange die ökonomischen Rahmenbedingungen relativ konstant waren, hatten die herkömmlichen, tayloristisch geprägten Arbeits- und Organisationsformen hervorragend funktioniert. Die traditionelle Welt des Büros war stabil und verlässlich, aber gerade deshalb auch unflexibel und innovationsfeindlich. Heute müssen sich die Arbeits- und Organisationsformen den schnell wechselnden Marktbedingungen einer globalisierten, vielfach vernetzten Welt anpassen. Entsprechend ist der Koordinations-, Abstimmungs- und Entscheidungsbedarf in den Unternehmensprozessen deutlich gestiegen. Das Management verbringt mittlerweile 80 % seiner Anwesenheitszeit in Konferenzen, Besprechungen oder regelmäßig anberaumten Meetings, beim durchschnittlichen Büromitarbeiter sind es bereits 30 % – Tendenz steigend. Analog zu den dynamischen Veränderungen der Rahmenbedingungen sind Qualifikation und Weiterbildung zum festen Bestandteil jeder Organisations- und Unternehmensentwicklung geworden. Und schließlich steht die Förderung der informellen Kommunikation für soziale Gemeinschaftsbildung einerseits und für Innovations- und Veränderungsprozesse andererseits im Mittelpunkt der Prozessverbesserungen. Bürogebäude sind deshalb heute in erster Linie Orte der Kommunikation und Kooperation: Konferenz- und Besprechungsräume, Schulungs- und Seminareinrichtungen, Gruppen- und Projektarbeitsräume sowie das Angebot an Begegnungsstätten wie Restaurant-, Bistro- und Pausenbereiche sind zum Kernbestanteil eines Raumprogramms geworden.  

Integration der Technik

Die rasante Entwicklung der Digitalisierung der Arbeitsprozesse und der Miniaturisierung der Arbeitsinstrumente sind die Treiber für den Wandel in der Arbeitswelt. Voraussetzungen für effektive Büroarbeit sind heute lediglich der Zugang zu Energie und Daten, eine Stellfläche für Display, Tastatur und Rechner, ein möglichst ergonomisch ausgelegter Sitzplatz, das ganze in einem Raum, der ein möglichst ungestörtes und konzentriertes Arbeiten ermöglicht. Aufgrund dieser Minimalanforderungen ist der Flächenbedarf für die Abbildung von Arbeitsplätzen deutlich gesunken. Während die Integration der digitalen Technologien am Einzelarbeitsplatz einfach geworden ist, stellt deren Einbindung in die Kommunikations- und Kooperationsbereiche deutlich höhere Anforderungen an die Planungsleistung. Das beginnt mit der grundlegenden Konzeption, dort den Zugang zur digitalen Welt überhaupt vorzusehen, führt über die Integration von Projektionsflächen und Tontechnik mit der entsprechenden Licht- und Akustikplanung bis hin zur konkreten Einrichtungsplanung mit Hard- und Software, die auf Raumgrößen, Nutzungskonzept, Teilnehmerzahlen, Methodik und Interaktionsformen abgestimmt sein sollte.


Nicht sichtbare Technik

Wer heute ein Auto startet, aktiviert mit der Zündung automatisch eine Vielzahl von unsichtbaren kleinen Computern, Prozessoren und Sensoren, die beispielsweise über Pedaldruck, einfache Drehknöpfe und Tasten bedient werden oder sogar vollautomatisch eingreifen, wenn es die Umstände erfordern. Übertragen auf ein Gebäude, zeigt dieses Konzept vielfältige Möglichkeiten auf, die Gebäude- und Medientechnik wie Licht, Verschattung, Klima, Ton und Bild koordiniert auf die Nutzerbedürfnisse anzupassen. Einfach zu bedienende Touch Panels, die die gesamte Konferenzraumtechnik steuern, sind ein erster Schritt hin zu Gebäuden, die sich gegenüber den Nutzern kooperativ zeigen. Anschluss- und Signaltechnologien, die es erlauben, vom Konferenzplatz aus seine Daten per Knopfdruck auf die gemeinsame Projektionsfläche aufzuschalten („Show-me-Funktion“), sind ebenso bereits verfügbar wie Konferenztische, deren Oberfläche als großflächiges Interface ausgebildet ist, oder berührungssensitive Wandbildschirme. Gerade in Kommunikations- und Kooperationsbereichen ist es entscheidend, dass die Technik dem Menschen dient und nicht umgekehrt. Ist dies nicht der Fall, wird all das behindert, was die besondere Qualität der persönlichen Begegnung ausmacht: Gruppendynamik, Vertrauensbildung, Spontaneität, gegenseitiger Austausch und gemeinsame Ideenfindung in den komplexen, alle Sinne umfassenden Interaktionen von Mensch zu Mensch.

Grundlagen für den Medieneinsatz

Je nach Raumgröße, Raumform, Einrichtungskonzept und technischer Komplexität kann der Einsatz von Medien im Konferenzbereich selbst geplant werden – oder er erfordert die speziellen Kenntnisse von Fachplanern. Analoge Medien sind niederkomplex und ebenso einfach zu planen wie zu bedienen. Wandtafeln, Pinnwände und Flipcharts benötigen lediglich entsprechende Wandhalterungen, Stell- und Fundusflächen. Weil die analogen Medien immer stärker von digitalen Medien ergänzt oder abgelöst werden, sollte allerdings grundsätzlich jeder Konferenz- und Besprechungsbereich mit den dafür notwendigen Leitungsführungen und Anschlussoptionen ausgestattet werden. Doppelböden erlauben eine spätere Nachrüstung mit vertretbarem Aufwand, erfordern aber höhere Vorinvestitionen und reduzieren die nutzbaren Geschosshöhen. Das ist insofern wichtig, weil die Raumhöhe die mögliche Größe der Projektionsfläche bestimmt. Alternativ können bereits im Fußbodenaufbau Leitungskanäle mit integrierten Anschlussfeldern und Bodenklappen vorgesehen werden. Wenn Wände als Flächen für elektronische Displays wie Wandbildschirme dienen sollen, müssen dort ebenfalls entsprechende Anschlussfelder eingeplant werden. Brüstungskanäle sind keine Alternative, weil die Kabelführung in die Raumtiefe zu Stolperfallen führen kann. Auch die Raumdecke ist als Verteilerebene ungeeignet, weil vertikale Abführungen die Sicht behindern und den Raumeindruck beeinträchtigen.

Drahtlose Verbindungen für Datenübertragung erlauben es, ohne aufwändige Verkabelungen auszukommen. Allerdings schließen viele Unternehmen solche Technologien aus Gründen der Datensicherheit aus. Außerdem bleibt trotz zunehmend leistungsfähiger Akkus die Stromversorgung eine zentrale Aufgabe der Installationsplanung.

Akustik

Raumgrößen und -geometrien, Materialien und Texturen, die Möblierung und nicht zuletzt die Zahl der versammelten Personen beeinflussen Nachhalleffekte, Schallreflexionen und -absorbtionen. Simulationsprogramme bieten die Möglichkeit, diese Parameter während der Planung zu überprüfen und so innerhalb gewisser Grenzen auf die akustische Qualität eines Raums Einfluss zu nehmen. Ab 12 m Distanz ist die technische Verstärkung von Stimm- und Tonwiedergaben erforderlich. Allerdings können Mikrofon, Verstärker und Lautsprecher eine schlechte Raumakustik nicht kompensieren, im Gegenteil, die Nachteile werden verstärkt. Neben der richtigen Bedienung spielt auch die Auswahl der richtigen Tontechnik eine wesentliche Rolle, um etwa die gefürchteten Rückkopplungseffekte zu vermeiden.

Licht und Verschattung

Licht, und insbesondere Tageslicht, hat entscheidenden Einfluss auf die menschliche Vitalität. Gleichzeitig wird Licht jedoch zum Störfaktor, wenn es um die Wiedergabequalität von projizierten Bildern oder Filmen geht. Deshalb gilt es, durch variable Verschattungsmöglichkeiten einen guten Kompromiss zu finden, der durch den Störlichteintrag, die Lichtstärke der Projektoren, das Projektionskonzept und die Größe der Projektionsfläche beeinflusst wird.

Installationsraster

In multifunktionalen, gegebenenfalls teilbaren Konferenz- und Schulungsräumen kann eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen stattfinden, für die ein abgestimmter und flexibler Medieneinsatz vorgesehen werden sollte. In der Planung werden die möglichen Tischkonfigurationen durchgespielt. Anhand der unterschiedlichen Stellpläne lässt sich ein sinnvolles Raster für die Installation von bodenintegrierten Strom-, Daten-, Netzwerk-, Audio-, Video- oder Telefonanschlüssen ableiten. Dies empfiehlt sich besonders bei Neubauten. Für Umnutzungen im Bestand, die Bodeninstallationen nur mit hohem Kostenaufwand ermöglichen, kann die Zahl der Anschlüsse deutlich reduziert werden, wenn Tischprogramme eingesetzt werden, die eine horizontale Verteilung in den Tischen selbst erlauben.

Tischintegrierte Medientechnik

Die Nutzung von Notebooks, Mobiltelefonen und multimedialen Kleincomputern gehört in Kommunikationsräumen heute zum Alltag. Deshalb wird immer mehr Technik direkt in die Tische und Tischanlagen eingebaut: Das reicht von einfachen Steckanschlüssen und verdecktem Stauraum für Netzgeräte und überschüssige Kabellängen über neue Möglichkeiten, den Bildschirminhalt interaktiv auf die allgemeine Projektionsfläche aufzuschalten, bis zu integrierten Mikrofonen und Technikmodulen für Telefon- und Videokonferenz sowie eingebauten Beamern und Bildschirmen. Zur Grundausstattung von Konferenztischen sollten immer Steckfelder für Strom, Datenanschlüsse, VGA und Ton (Stereo-Klinkenbuchsen) gehören. Grundsätzlich gilt: Je additiver die Lösungen ausgeführt werden, desto kostengünstiger sind zukünftige Anpassungen, je integrierter die Einbauten,
desto weniger stört die Technik.

Auch Bildschirmdisplays oder Beamer können direkt in Tische integriert werden. Für die Integration stehen verschiedene Einbaulösungen zur Wahl: Die Displays sind entweder senkrecht in der Tischplatte versenkt oder horizontal integriert, wahlweise mit der Bildschirm- oder der Rückseite nach oben. Der horizontale Einbau benötigt eine geringe Einbautiefe unter dem Tisch, die vertikale Lösung erfordert den Einsatz von Sichtblenden. Der Einbau von Projektoren kann als Aufzuglösung realisiert werden, wie über eine Umlenkprojektion. Er ist nur bei sehr großen Tischtiefen zu empfehlen – und wenn die Konstruktion nicht mit Tischgestell und Platte verbunden ist, weil sonst auch kleinste Erschütterungen direkt auf die Projektion übertragen werden.

Vertikale Präsentation

Das Flipchart ist das richtige Medium, um Tagesordnungspunkte für alle sichtbar darzustellen, komplexere Zusammenhänge spontan durch eine Skizze verständlich zu machen, Zeitpläne zu dokumentieren und gemeinsam besprochene Maßnahmen festzuhalten. Die Pinnwand bietet die vertikale Dokumentations- und Arbeitsfläche bei interaktiven Konferenzformen, in denen möglichst alle Teilnehmer an Stoffsammlung, Analyse, Bewertung und Lösungsentwicklung beteiligt werden. Ein mobiles, frei zuzuordnendes Visualisierungsdisplay, das die realen Interaktionen einer Konferenz wie Schreiben, Annotieren und Markieren konsequent mit allen Vorteilen der digitalen Welt verbindet, besteht aus einem mobilen Gestell, auf das eine 70“ große, rahmenlose Glasscheibe montiert ist, die das Licht des rückseitig integrierten, speziellen Datenprojektors so bricht, dass ein klares und dennoch durchsichtiges Bild auf der Scheibe sichtbar wird. Mit einem Stift werden die projizierten Dokumente direkt an der Scheibe aufgerufen, präsentiert und bearbeitet. Jeder Schritt kann gesichert, im Netzwerk abgelegt und per E-Mail verschickt werden. Das Display eignet sich für Konferenzgruppen mit bis zu fünfzehn Teilnehmern.

In kleinen bis mittelgroßen Konferenzräumen werden zunehmend Flachbildschirme eingesetzt. Die verwendete Technologie, die Größen und die Ausstattungsmerkmale definieren Preis und Nutzungsmöglichkeiten: Die Sichtabstände korrelieren mit Displaygröße und Bildschirmauflösung, die darüber entscheidet, ob der Bildschirm auch als interaktives Arbeitsmedium eingesetzt werden kann. Der größte Vorteil der Plasmatechnologie ist die ausgezeichnete Bildqualität durch großen Kontrastumfang und Helligkeit. Nachteilig sind Wärmeabgabe, mögliche Einbrenneffekte, Energieverbrauch, Gewicht und Transportempfindlichkeit. Die Vorteile der LCD-Technologie dagegen sind hohe Bildauflösung, niedriger Stromverbrauch sowie flimmer- und verzerrungsfreie Bildwiedergabe. Nachteilig sind geringere Helligkeit, langsamere Reaktionszeiten, eingeschränkte Farbwiedergabe, reduzierter Betrachtungswinkel und der gegenüber Plasmabildschirmen derzeit hohe Preis.

Projektoren

Bildprojektoren, die wahlweise analoge Videos oder digitale Daten wiedergeben können, sind in vielen Größen, Leistungsstärken und für unterschiedliche Nutzungsszenarien erhältlich: vom portablen Kleingerät bis hin zu leistungsstarken Großgeräten, die fest an Decken oder Wänden montiert oder eingebaut sind. Bei der Projektortechnik wird zwischen Röhrenprojektoren, LCD-Projektoren (Liquid Crystal Display) und DLP-Projektoren (Digital Light Processing) unterschieden. Welche Technik am sinnvollsten ist, hängt von der jeweils erforderlichen Geräteleistung ab. Das projizierte Nutzlicht muss fünfmal stärker sein als das Störlicht, das auf die Projektionsfläche fällt. Die Lichtstärke des Projektors wird in Lumen (lm) angegeben, was einem lx/m² der Projektionsfläche entspricht. Zu beachten ist: Je höher die Lichtstärke, desto mehr Kühlung benötigt der Beamer und desto größer ist seine Geräuschentwicklung.  

Projektionsfläche und Raumgröße

Ein entscheidender Planungsaspekt ist das Verhältnis von möglicher Projektionsgröße zu maximalem Sichtabstand, von dem aus noch eine gute Erkenn- und Lesbarkeit der projizierten Daten und Bilder gewährleistet ist. Der minimale Sichtabstand beträgt das Eineinhalbfache, der maximale Sichtabstand das Fünffache, bei Filmen das Sechsfache der projizierten Bildbreite. Die Unterkante des Bildes sollte bei 120 cm liegen, um eine gute Sicht zu gewährleisten. Als Projektionsfläche eignet sich eine mattweiß gestrichene, glatte Wandfläche (RAL 9003), vorausgesetzt der Projektor verfügt über eine ausreichende Lichtstärke.

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