Bürogeschichten
Schon länger warten zwei Bücher auf eine Besprechung, jetzt sind sie dran: eine Büromonografie von hammeskrause architekten, eine von GJL Architekten. Anlass für das gründliche Lesen dieser Bücher ist eine dritte Büromonografie, die dritte und abschließende der BIG-Trilogie (Yes is more / Hot to cold). Obgleich wir kaum solcherart Bücher vorstellen – die meisten dieser Art haben kaum größere Halbwertszeiten und konkurrieren immer mehr mit online-Präsentationen der Büros selbst – kommt man als Rezensent von Büchern zu Architektur kaum um dieses Format herum. Denn jedes Büro, dass auf ein größeres Werk schaut, denkt daran, dieses einmal in einem wie auch immer gestalteten Buch unterzubringen und zu präsentieren. Meist den Kollegen, den Freunden und natürlich den Bauherrn.
Nun sind die drei hier nebeneinanderliegenden Druckwerke so unterschiedlich wie ihre Macher und die Auftraggeber. Natürlich mit Blick auf die Prominenz, die Ambition und den Geldbeutel, der bei solchen publizistischen Unternehmungen gut gefüllt sein sollte. GJL haben ihr Firmenjubiläum als Anlass genutzt, einmal auf das zu schauen, was war. Vielfalt, klein und groß, unbedeutend und mit Gewicht, Spielereien und kleine Kunststücke. Angetrieben von einem gestalterischen Konzept, das auf Fotografie (Klemens Ortmeyer u. a.) setzt, wurde die kleine, fein gemachte Publikation zu einer langen, sehenswerten Fotoreise durch die GJL-Zeit. Ein Gespräch mit den Architekten liegt als Beileger dem Bilderbuch bei. Die Spannung im Getrennten erzeugt Neugier auf beides und vielleicht auch Neugier auf ein Büro, das man noch nicht im Fokus hatte.
hammeskrause setzen ebenfalls auf Text und Bild und den großen Verlagsnamen. Das individuell gestaltete, leineneinbandgeschützte Buch arbeitet mit unterschiedlicher Type, mit verschiedenen Papieren und Papierformaten. Es ist nicht einfach linear zu lesen, manchmal muss man Anfang und Ende suchen oder man wundert sich über die übergroße Type, die nur einen Satz auf einer Seite zulässt; was die Bedeutung dieses Satzes wohl unterstreichen soll. Die Fotos der Projekte (Forschungsbauten) auf Hochglanz, die Texte eingestreut. Texte der Herausgeber, ein längeres Gespräch mit den Architekten, Gastbeiträge zu konkreten Themen wie Farbe oder allgemeine über das Leben und die Zukunft. Man kann lesen und schauen, sich festlesen oder einfach nur blättern. Ein Werkverzeichnis (ausgewählte Bauten) schließt das Buch; GJL haben ihre Arbeiten auf den Bucheinschlag gedruckt.
Und dann BIG, eigentlich und tatsächlich Bjarke Ingels selbst, der sämtliche Texte geschrieben haben will (vielleicht geht er deshalb nicht mehr ans Telefon?!). Dritter Band einer furiosen Reise durch das Denken und die Denkbilder von BIG, zuerst wie in einem Comic, dann extrem von Grafiken bestimmt, nun mit Blick auf Gebautes aus den letzten Jahren. Das meiste kennen wir – Nachteil der Starbüros –, aber es gibt auch Überraschendes, so die Weiterverwertung bereits realisierter Formen in Folgeprojekten: Auch ein Solitäre planendes Büro wie BIG muss effizient planen. Doch BIG wäre nicht dort, wo es steht, wenn die Publikation nicht wieder einmal in schönen und verführerisch einleuchtenden Grafiken die Welt insgesamt erklären würde.
Welches Format ist das angemessene? Die drei Monografien versuchen alle das eine: möglichst wenig von sich selbst sprechen. Andere sprechen lassen, alltägliche Themen des Bauens in einen größeren Kontext stellen und sich so als Teil eines aktuell geführten Diskurses zu definieren. Alle drei streuen dennoch auch aber sehr dezent persönliche Sichten ein, vielleicht kann man das als die Atmosphäre ausmachen, die das sehr eigene Bauen beeinflusst?! Buch fertig, verteilen und gespannt auf die Echos warten, die doch kommen sollten. Zeitschriftenmachern geht das ebenso! Jetzt zurück zur Arbeit. Be. K.