XXL-Format für einen Architekten
Ein Verlag, der seine Produkte gerne mal nach Format (XXL) oder in Kilogramm gewichtet (hier ist es ein rund-5 kg-Buch), sollte vielleicht skeptisch machen. Ob da mehr Schein als Sein ist, ob denn nicht das Große das Großartige manchmal verhindere? Sicher, Benedikt Taschen verkauft Bücher auch schon mal mit zugehörigem Tisch (weil das Buch zu groß und schwer ist für normale Möbel, weil man aber auch, wenn schon so teuer eingekauft, das wunderbare Buch allen zeigen möchte und sich selbst, darin blätternd mit weißen Leinenhandschuhen!). Aber warum nicht, schönen Büchern gebührt ein schöner Ort. Und guten ArchitektInnen ein gut gemachtes Buch. Das zeigt dann Häuser mit guten Räumen, gestaltet mit Materialien, die das Ganze tragen/mittragen.
Benedikt Taschen hat nicht das erste XXL-Format zu guten ArchitektInnen gemacht; jetzt jedenfalls liegt ein Großformat (limitiert auf 200 bzw. 5 000 nummerierte Exemplare) zu Leben und Arbeit von Kengo Kuma vor. Massiver Buchdeckel außen, zwei verschiedene Papiersorten drinnen (leider gibt es zum Papier, zur Type etc. keine Angaben im Impressum). Das Papier ist meist glatt glänzendes Kunstdruckpapier, dazwischen weniger weißes, leicht raues Druckpapier, auf dem häufig ein- oder doppelseitiggroße Skizzen stehen oder Text plus Zeichnungen. Wann welches Papier aber zum Einsatz kommt, wird nicht ganz klar.
Vorgestellt werden aus dem umfangreichen, weltweit verteilten Werk 41 Projekte (keines davon in Deutschland), davor steht ein Vorwort des Architekten selbst. Hier beklagt er sich über den Niedergang bester japanischer Architekturtradition, die einer international vernetzten Baubranche zum Opfer gefallen sei. Die Pandemie aber habe dieser Branche Grenzen aufgezeigt, so werden wir (?) heute schon und in Zukunft „mit ganz anderen Materialien bauen“.
Die Projekte sind meist vom Feinsten; der Starbucks, den Kengo Kuma im Dunstkreis einer offenbar stark besuchten Tempelanlage plante und der mit dem „Schritt nach vorne“, den wir alle machen sollten, so rein gar nichts zu tun hat, verwundert. Aber es gibt Entdeckungen, Kleinode wie Großskulpturen aus Kleinoden (Handwerkerdetails!) und am Ende ein Werkverzeichnis (kleines Foto, marginale Projektdaten), eine Biografie, eine lange Liste von Auszeichnungen und gewonnenen Wettbewerben. Das Dreisprachige dieser Arbeiten macht den Platz für Texte klein, die Größe der gedruckten Fotografien zeigt, worum es dem Verleger in erster Linie geht: das zeigen, was wir sehen wollen. Das Schöne, das Lichte, Leichte, das Gebaute, was wir eher selten vor Augen bekommen. Und das passt für diesen Architekten und die Arbeiten seines nicht gerade kleinen Teams perfekt. Be. K.