Wie eine Wolke vielleicht
Es ist das dritte kleine Buch, das sich der Architekt Peter Wilson gönnt. Anders als viele andere Büroinhaber:innen, deren Publikationen der Selbstdarstellung (über das Werk) dienen, sind die „Bedtime Stories“ – damit umfasse ich auch die beiden Vorgängerbände, die in Format (Taschenbuch) und Unterhaltungswert diesem dritten hier ähneln – Kompendien mit durchaus unterschiedlicher Absicht.
Standen in den ersten Büchern Landschaften, Nationen (Italien, Albanien) sowie mit diesen verbundene Assoziationen und konkrete eigene Arbeiten im Vordergrund, wird im aktuellen Buch eher die Unterhaltung mit den Leser:innen gesucht. Wie alt, wie neu die Beiträge hier sind, ist nicht immer nachzuvollziehen; sie reichen vom Anfang des Jahrtausends bis – vermutlich – heute. Aber das Alter, das Herkommen der Texte und zeichnerischen Arbeiten Peter Wilsons, von denen es hier wimmelt, ist unwesentlich. Denn der Ton, die Sprachmusik, ihr absoluter Ernst und die zum Lachen reizende Ironie, alles das ist frisch und überraschend losgelöst von gegenwärtigen Zeitläufen.
Peter Wilson schreibt über Kolleg:innen und deren Arbeiten, er schreibt über Bücher und das Problem der Masse in der Architektur, über das Wesen des Digitalen wie die Notwendigkeit, zu einer ursprünglichen Sensibilität im „Making and Doing“ zurückzufinden (Studio Mumbai). Letzterer Beitrag, aus dem Jahr 2011, über Studio Mumbai, ist trotz seines Alters frisch; das gleiche gilt für den eloquent überbordenden Beitrag zu Olgiati, der 2012 an der MSA in Münster zu einem Vortrag einladen war, was Peter Wilson bis heute beeindruckt und worüber er wohl immer noch so denkt, wie er vor zehn Jahren schrieb.
Bettgeschichten, also Lesestoff für die Zeit vor dem Einschlafen. „Eine Wolke diskursiver Themen und Erzählungen“, wie der Verlag kommentiert. Ich würde es eher so schreiben, wie der japanische Architekt Kikoo Mozuma auf die Frage Peter Wilsons antwortete, ob er denn Jünger:innen um sich schare, die einstmals sein Denken fortführen: „I have no interest in founding a school. I think I am unique.“ Ja, das ist der Mann. Aber wir können ihn in diesem Buch näher kennenlernen, ihn, und die ganze kleine große sehr eigene Geschichte der Bau- und Sowiesokultur. Be. K.